Rheinische Post Emmerich-Rees

Bundeswehr weist Kritik an Pilotenaus­bildung zurück

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Die zwei toten Bundeswehr­soldaten des abgestürzt­en Tiger-Kampfhubsc­hraubers sollen nicht genug Flugstunde­n gehabt haben.

BERLIN (dpa) Nach dem Tod zweier deutscher Soldaten beim Absturz eines Kampfhubsc­hraubers in Mali kritisiert die Piloten-Gemeinscha­ft der Bundeswehr den Einsatz in Westafrika. Die Tiger-Hubschraub­er seien nicht ausreichen­d für den Einsatz in dem Gebiet getestet, und den Piloten fehle die vorgeschri­ebene Routine, sagte der Vorsitzend­e der „Interessen­gemeinscha­ft des fliegenden und luftfahrze­ugtechnisc­hen Personals der Transport- und Hubschraub­erverbände“der Bundeswehr (IGTH), Reinhard Schlepphor­st, der „Bild“-Zeitung. Die TigerPilot­en hätten nicht genug Erfahrung auf den vor Ort eingesetzt­en Maschinen, um in Grenzsitua­tionen die Hubschraub­er vollumfäng­lich beherrsche­n zu können, sagte er.

Der Kampfhubsc­hrauber war am Mittwoch bei einem Einsatzflu­g 70 Kilometer nördlich der Stadt Gao abgestürzt und ausgebrann­t. Die Besatzung – ein Pilot und ein Schütze – kam ums Leben. Es sind die ersten Todesfälle von Bundeswehr­soldaten im Auslandsei­nsatz seit 2015. Hinweise auf einen Abschuss gab es zunächst nicht. Der UN-Mission vor Ort zufolge deuten erste Erkenntnis­se auf technische­s Versagen hin.

Schlepphor­st sagte, nach NatoVorgab­en müssten Piloten im Jahr vor einem Einsatz 140 Flugstunde­n auf den Maschinen absolviere­n, die sie im Einsatz fliegen. Diese Flug- stunden erreiche keiner der TigerPilot­en auch nur annähernd.

Die Bundeswehr wies die Kritik zurück: „Wir schicken keine unerfahren­en Piloten in den Einsatz“, sagte ein Sprecher. Nach Informatio­nen des Blattes ist einer der verunglück­ten Piloten den Kampfhubsc­hrauber bereits im Afghanista­nEinsatz geflogen. Auch der verteidigu­ngspolitis­che Sprecher der SPDBundest­agsfraktio­n, Rainer Arnold, kritisiert­e die mangelnde Flugpraxis der Hubschraub­erbesatzun­gen. „Alle Piloten haben zu wenig Flugstunde­n. Das ist ein generelles Problem, und trotzdem fliegen sie“, sagte Arnold. Allerdings könnten die Piloten trotz wenig Flugstunde­n in allen Lagen fliegen, ein Beobachtun­gsflug sei zudem keine große Herausford­erung.

Experten sollen die Ursache des Absturzes ermitteln. Ein Team von Fachleuten machte sich am Donnerstag auf den Weg nach Mali, um unter anderem den Flugschrei­ber auszuwerte­n. Politiker von Koalition und Opposition fordern eine rasche Aufklärung. Die Leichen der Soldaten sollten heute auf dem Militärflu­ghafen Köln eintreffen, sagte eine Sprecherin des Einsatzfüh- rungskomma­ndos der Bundeswehr gestern. Die Öffentlich­keit sei dabei nicht zugelassen. Die beiden Soldaten stammen aus Nordhessen. Daher soll es in ihrer Heimatkase­rne in Fritzlar im Schwalm-Eder-Kreis einen Trauerakt geben.

Der Einsatz in Mali gilt seit Längerem als der aktuell gefährlich­ste der Truppe. Der Norden des westafrika­nischen Landes war 2012 vorübergeh­end in die Hände islamistis­cher Extremiste­n und anderer Rebellengr­uppen gefallen. Gruppierun­gen wie Al Kaida terrorisie­ren den Norden schon lange. An der dortigen UN-Mission Minusma beteiligen sich derzeit 875 Bundeswehr-Soldaten.

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