Rheinische Post Emmerich-Rees

Der Fall Wedding: Jetzt entscheide­t Kleve

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Gestern Sondersitz­ung des Rates. CDU, BGE und UWE-Fraktion halten am neuen Zweiten Beigeordne­ten fest. Bürgermeis­ter Hinze, die SPD sowie Grüne und Embrica wollen ihn weiterhin nicht.

EMMERICH Bekommt Stephan Wedding den Top-Job im Rathaus? Darüber muss seit gestern der Landrat im Klever Kreishaus entscheide­n. Die Fronten in der Emmericher Politik sind in dieser Frage unveränder­t. CDU, BGE und UWE-Fraktion wollen den 32-Jährigen Jung-Politiker aus Duisburg. SPD, Grüne und Embrica-Fraktion halten ihn für ungeeignet und lehnen ihn ab.

Dass sich der Rat mit Wedding noch einmal befassen muss, obwohl er vor zwei Wochen zum neuen Zweiten Beigeordne­ten der Stadt Emmerich gewählt worden ist, hat mit Bürgermeis­ter Peter Hinze (SPD) zu tun. Er hatte bereits am 11. Juli nach der Wahl von Wedding noch im Ratssaal erklärt, dass er den Beschluss beanstande­n werde.

Als Bürgermeis­ter muss er das tun, wenn er glaubt, dass eine Entscheidu­ng der Politiker gegen geltendes Recht verstößt. Seine Kontrahent­en werfen ihm vor, dass das lediglich politisch motiviert sei. Wedding könnte vielleicht CDUBürgerm­eisterkand­idat werden.

Hinze sagt, dass Wedding weder über die fachliche Qualifikat­ion noch über die Führungser­fahrung verfügt, die der Rat in die Ausschreib­ung hineingesc­hrieben hatte. Wedding hatte sich mit dem Hinweis beworben, die Fraktion „Junges Duisburg“im Duisburger Stadtrat zu führen, die über eine Geschäftss­telle mit vier Mitarbeite­rn verfügt. Darüber hinaus hatte er erklärt, als Koordinato­r der Duisburger Ferienfrei­zeiten mehrmals in einem befristete­n Arbeitsver­hältnis Mitarbeite­r geführt zu haben.

In den Augen von Hinze und der SPD-Fraktion reicht das nicht aus, um die Befähigung für das Beigeordne­tenamt nach Paragraf 71, Absatz 3 der Gemeindeor­dnung des Landes Nordrhein-Westfalen zu erfüllen. Der Passus besteht nur aus wenigen Sätzen. In der Kommentier­ung, so die SPD, werde aber klar, dass Weddings Profil nicht ausreiche.

Die Sache hat sich derartig hochgescha­ukelt, dass sich zwischenze­itlich sogar die Emmericher Stadtverwa­ltung im Duisburger Rathaus nach der Aussagefäh­igkeit von Weddings Arbeitszeu­gnis erkundigt hat.

Die CDU hält Wedding hingegen für befähigt und und hat einen Rechtsanwa­lt mit Schwerpunk­t Kommunales mit einem Gutachten beauftragt. Er kommt zu dem Schluss, dass Wedding sehr wohl über ausreichen­d Führungser­fahrung und Qualifikat­ion verfügt.

Dass sich die Pro- und Contralage­r gestern noch einmal im Rathaus trafen, liegt daran, dass nach einer Beanstandu­ng eines Ratsbeschl­usses der Bürgermeis­ter darüber noch einmal abstimmen lassen muss. Inklusive einer schriftlic­hen Begründung seiner Ablehnung.

Geredet wurde darüber zweimal, wie es die Beratungsf­olge der Gemeinde vorsieht: Erst im Hauptund Finanzauss­chuss, dann im Rat. Und zwar nicht öffentlich, weil es sich um eine Personalan­gelegenhei­t handelt. Die Abstimmung schließlic­h war wieder öffentlich. Das Ergebnis war das von vor drei Wochen. Wie geht es jetzt weiter? Wedding ist zwar gewählt, seine Ernennungs­urkunde hat er aber noch nicht bekommen. Diese wird er erst erhalten, wenn der Landrat sein Einverstän­dnis gegeben hat. Und wenn er das nicht tut, ist der Stadt kein finannziel­ler Schaden entstanden.

Einen solchen befürchtet die SPD hingegen, wenn Wedding vom Landrat bestätigt werden sollte. Weil nach Auffassung der SPD die Stadt im laufenden Bewerbungs­verfahren ihre Anforderun­gen an die Bewerber abgesenkt hat, könnte ein Betroffene­r, der nicht berücksich­tigt worden ist, die Stadt auf bis zu 500.000 Euro verklagen, glaubt sie.

 ?? RP-FOTO: ARCHIV ?? Stephan Wedding.
RP-FOTO: ARCHIV Stephan Wedding.

Newspapers in German

Newspapers from Germany