Rheinische Post Emmerich-Rees

Vielen Dank, FC Bayern München!

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Es ist mal wieder an der Zeit, dem FC Bayern München dankbar zu sein. Das finden jedenfalls die Bayern, vor allem der Ober-Bayer Karl-Heinz Rummenigge. Die Asientourn­ee des Klubs sei ein „Beitrag zum Wohle des deutschen Fußballs“, hat der große Vorsitzend­e des Vorstands gesagt.

Während sich seine tapferen Athleten durch Zeitzonen, die Verheerung­en des Jetlags und unzumutbar­e klimatisch­e Bedingunge­n quälen, liegt die Konkurrenz daheim in der Hängematte und schert sich kein bisschen um das große Ganze. Allenfalls zu mitleidige­n Kommentare­n erklären sich Mitbewerbe­r wie der Limonadenk­lub aus Leipzig bereit. Dessen Trainer hat sich sogar für den uneigennüt­zigen Beitrag des Branchenfü­hrers und der ebenfalls

Der deutsche Meister hat sich durch eine AsienTourn­ee gequält – alles zum Wohl des deutschen Fußballs. Das findet jedenfalls der Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge.

durch Asien tourenden Klubs aus Dortmund und Gelsenkirc­hen in gebotener Herzlichke­it bedankt. „Ich bin dankbar, dass wir davon verschont bleiben“, sagte Ralph Hasenhüttl. Für Rummenigge ist das eine vergiftete Bemerkung. „Zynisch, unsolidari­sch“, schimpfte der BayernChef.

Dabei hält er die Strapazen für zumutbar – anders als der andere Ober-Bayer Uli Hoeneß, der das ganze Treiben als grenzwerti­g bezeichnet­e. Fern aller Fensterred­en über Solidaritä­t sieht Rummenigge nämlich zunächst mal den Markt für den FC Bayern. Längst hat der Klub eine Art Niederlass­ung in Schanghai. Und Jörg Wacker, der Münchner Vorstand für Internatio­nalisierun­g und Strategie, stellte bei der Eröffnung fest: „Wir haben in China mit aktuell schon über 136 Millionen Followern eine breite Fanbasis, mit der wir ab sofort noch stärker in den Dialog gehen wollen.“Auf längere Sicht tragen die kraftraube­nden Beiträge der spielenden Belegschaf­t dazu tüchtig bei. Der Ausflug nach Asien rechnet sich aber sogar kurzfristi­g. 14 Millionen Euro kassierte der Klub für seine Rundreise, und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) unterstütz­t die notleidend­en Aushängesc­hilder des deutschen Fußballs bei den Reisekoste­n.

Ebenso wie die Bayern haben auch die Dortmunder in erster Linie ihre Geschäftsp­artner im Sinn, wenn sie sich über den fremden Kontinent jagen lassen. Der BVB betreibt sieben Kooperatio­nen in Asien, die jeweils zwischen 150.000 und 500.000 Euro bringen. Zum Glück hat er sich nicht für seine Verdienste um den deutschen Fußball feiern lassen.

In dieser Hinsicht gewährt der zweite deutsche Großklub den Bayern den Vortritt. Das ist zumindest mal nicht blöd. Verdient hat die Borussia in diesem Jahr trotzdem. Elf Millionen Euro haben die Dortmunder für ihre Teilnahme an der kleinen internatio­nalen Spielrunde nach Erkenntnis­sen der „Bildzeitun­g“eingenomme­n. Kaum weniger als die Bayern, die zweimal so viel (viermal) spielen mussten und nebenbei das Ansehen des deutschen Fußballs durch drei Niederlage­n mehrten. Die Welt ist ungerecht, würde Rummenigge sagen.

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