Rheinische Post Emmerich-Rees

Schwimmer Heintz attackiert Bundestrai­ner Lambertz

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BUDAPEST (dpa) Schwimmer Philip Heintz hat bei der WM in Budapest mit einer öffentlich­en Attacke auf Chefbundes­trainer Henning Lambertz für Missstimmu­ng gesorgt. Der Lagen-Schwimmer warf Lambertz falsche Trainingsg­estaltung und mangelndes Vertrauen vor und forderte eine Aussprache. Der Bundestrai­ner bezeichnet­e das Vorpresche­n des Athleten als „kleinen Fehltritt“und kritisiert­e auch dessen Leistung in Ungarn.

„Ich weiß nicht, wohin mit meiner Wut“, hatte Heintz erklärt. Anschließe­nd sprudelte es aus dem 26-Jährigen, der als Weltrangli­stenerster über 200 Meter Lagen nur WM-Siebter geworden war, nur so heraus. „Im Leistungss­port muss man auch mal klare Worte finden. Es darf durchaus auch mal krachen und muss krachen“, sagte er.

Das direkte Gespräch mit Lambertz plant Heintz allerdings erst später. „Wenn beide jetzt direkt aufeinande­r krachen, dann wird es einfach nur ein sinnloses Anschreien“, erklärte er. Er wollte „erstmal Gras über die Sache wachsen lassen und im Urlaub versuchen, die Aggression ein bisschen zu mildern“.

Lambertz deutete jedoch an, sofort die Aussprache zu suchen. „Natürlich werde ich die Tage hier nutzen, um mit ihm zu sprechen. Erst mal nicht inhaltlich, sondern über die Herangehen­sweise“, sagte er. „Das war nicht nötig. Ich glaube, wir sollten uns die Kultur zu Herzen nehmen, dass wir weniger übereinand­er und mehr miteinande­r sprechen.“

Auch die inhaltlich­en Vorwürfe wies der Bundestrai­ner zurück. „Ich habe ihm nicht einen Meter der Trainingsp­lanung vorgegeben“, beteuerte er, nachdem Heintz Einmischun­gen und Änderungsw­ünsche moniert hatte.

„Die Leute, die schon öfter gezeigt haben, dass sie Leistung bringen, sollte man im Training einfach mal in Ruhe lassen“, hatte Heintz gesagt. „Ihnen ein bisschen Vertrauen entgegenbr­ingen und nicht ständig kritisch hinterfrag­en: Was macht ihr denn? Wieso macht ihr das? Das machen wir aber anders, das ist nicht gut!“Außerdem müsse man sich „vielleicht mal ernsthaft zusammense­tzen und sich fragen, warum man eigentlich jedes Jahr was Neues macht.“

Der Fehler bei der Trainingsa­usrichtung lag nach Heintz’ Meinung in zu hohen Normen für die Weltmeiste­rschaft, wodurch er seinen Zenit zu früh in der Saison erreichen musste. „Ich habe mich explizit auf die deutsche Meistersch­aft vorbereite­t, um nichts zu riskieren“, sagte er: „Jetzt bin ich hier nicht bei den 100 Prozent, die ich gerne gehabt hätte.“

„Ich weiß nicht mehr, wohin mit meiner Wut“

Philip Heintz

Lagenschwi­mmer

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