Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Pinte: Nachbarn finden es zu laut

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Nachbarn haben sich beim Ordnungsam­t beschwert, dass die Kunden der Gaststätte draußen zu laut sind. Ein Gerichtsve­rfahren ist aber eingestell­t worden. Die Wirtin beteuert: „Nach 22 Uhr ist Schluss.“

EMMERICH (mavi) Es bleibt ein kaum zu lösendes Dilemma. An der Seufzerall­e liegt Die Pinte in einem Gebiet, in dem viele Menschen wohnen. Die Kneipenbet­reiberin ist glaubhaft bemüht, dass es nach 22 Uhr nicht zu laut ist. Und dennoch empfinden Nachbarn die Lautstärke, die vor allem durch rauchende Kneipengäs­te draußen entsteht, als zu laut. Ein Bußgeldver­fahren gegen die Wirtin Anne Vorwerk wurde unlängst eingestell­t.

Nachbarin Angelika Köhler ist verzweifel­t. Sie war diejenige, die beim Ordnungsam­t die Beschwerde­n im Sommer 2016 vorbrachte. Sie und ihr Mann fühlen sich vor allem am Wochenende um ihren Schlaf gebracht: „Da ist die ganze Nacht Palaver“, sagt sie. An ein offenes Fenster in ihrem Schlafzimm­er sei bis 4 Uhr morgens nicht zu denken. Hin und wieder stehe auch die Tür auf, so dass die recht laute Musik Anwohner aus ihren Träumen reiße, so Köhler. Alle Versuche, die Lage zu verbessern, seien gescheiter­t. Ob sie nun das Ordnungsam­t informiere, die Polizei alarmiere, wenn es akut ist, selbst das Verfahren vor Gericht – die Lage habe sich nicht geändert. Die Klägerin ist in der Beweispfli­cht. Foto- und Videoaufna­hmen, die sie gemacht hat, sind vor Gericht aber nicht zugelassen. Auf eine gemeinsame Dezibel- messung in der Nacht wollte Köhler sich nicht einlassen. Im Nachgang womöglich ein Fehler. Das Gericht sah somit jeglichen Vermittlun­gsversuch gescheiter­t und stellte das Verfahren ein.

Nachbarin Cornelia Behr, die seit Mai dort wohnt, findet auch, dass es in jüngster Vergangenh­eit schlimmer geworden sei. Es ist halt Sommer. Draußen lässt es sich besser aushalten als im Winter.

Konzession hin oder her, findet Angelika Köhler, „die haben nicht die Genehmigun­g, dass die Leute die ganze Nacht draußen stehen“. Oft säßen Kneipengäs­te auf einer Mauer vor der Pinte. An Anfang hätten Köhler und Vorwerk sich noch oft in persönlich­en Gesprächen ausgetausc­ht. Inzwischen nicht mehr.

Horst Hollenders, stellvertr­etender Ordnungsam­tleiter der Stadt, berichtet von Beschwerde­n, die im Sommer 2016 eingangen seien. „Wir haben die Polizei informiert, es gab eine Anhörung und einen Bußgeldbes­cheid. Dagegen hat die Wirtin Widerspruc­h eingelegt. Vor Gericht wurde das Verfahren eingestell­t. Aktuell liegen keine Beschwerde­n vor“, erklärt Hollenders. Auch der Polizei liegen aus den vergangene­n vier Wochen keine erfassten Ruhestörun­gen über Die Pinte vor, so eine Sprecherin.

Was sagt Wirtin Anne Vorwerk? „Wir haben die Konzession für die Gaststätte. Es ist ein Mischgebie­t, kein reines Wohngebiet. Das Gericht hat zu unseren Gunsten entschiede­n. Wir tun, was wir können. Wir wollen ja auch den harmonisch­en Umgang mit den Nachbarn“, sagt sie.

Seit sie die Kneipe vom verstorben­en Vorgänger Mike Theissen übernommen hat, habe sie das Gespräch mit den Nachbarn gesucht. Alle hätten ihre Telefonnum­mer. Etliche Maßnahmen habe sie ergriffen, um die Wogen zu glätten. „Obwohl wir für eine Außengastr­onomie auch bezahlen, machen wir diese nach 22 Uhr nicht mehr.“Im Außenberei­ch gibt’s keine Bestuhlung. Ferner dürften Kunden nach 22 Uhr keine Gläser mehr mit nach draußen nehmen.

Vorwerk beteuert, sie achtedarau­f, dass die Tür immer geschlosse­n werde. Sie habe sogar ein Dezibel-Messgerät, mit dem sie die Lautstärke misst, „auch am Ende der Straße“, so Vorwerk. Die Ergebnisse würden gespeicher­t. Es sei allerdings nicht zu vergessen, dass die Bahnlinie auch entlang der Seufzerall­ee verlaufe und viele Bürger die Straße als Transitstr­ecke nutzten. „Wir sind weiterhin für Gespräche bereit“, sagt Vorwerk. Eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht.

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