Rheinische Post Emmerich-Rees

Bankett im Palast der Fantasie

- VON ANJA SETTNIK

Der bekannte niederländ­ische Freizeitpa­rk feiert in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen. Als neues Highlight zum Geburtstag gibt’s mal keine Achterbahn, sondern eine neue Themenfahr­t. „Symbolica“ist die bislang größte Investitio­n.

NIEDERLAND­E Naheliegen­d wäre, zum Jubiläum eines Freizeitpa­rks eine tolle neue Achterbahn zu eröffnen. Aber in dieser Hinsicht hat der niederländ­ische Park Efteling in den vergangene­n Jahren so viel unternomme­n, dass es jetzt mal eine andere Attraktion wurde, die alle bisherigen Angebote toppt – insbesonde­re in finanziell­er Hinsicht. Efteling investiert­e rund 35 Millionen Euro in ein neues Familienfa­hrgeschäft namens „Symbolica – Palast

„Es sind tausende Kleinigkei­ten, die wir

eingebaut haben“

Olaf Vugts

Chef-Designer Efteling

der Fantasie“. 65 Jahre nach dem Start des Märchenwal­des bei Kaatsheuve­l bekennt sich Hollands größter Freizeitpa­rk damit zu seiner besonderen Stärke: zu unverwechs­elbaren Themenfahr­ten, im eigenen Haus erdacht und umgesetzt.

Olaf Vugts ist einer derjenigen, denen die neue Attraktion zu verdanken ist. Schon als Student jobbte er im Park, schließlic­h war sein Vater in Eftelings Buchhaltun­g tätig. In Weimar und Köln studierte Vugts Kommunikat­ionswissen­schaften, was eine Menge mit Eftelings Philosophi­e zu tun hat: Wer Menschen begeistern will, Kleine so wie Große, kitzelt am besten ihre Phantasie wach. Ob mit Märchen, die jeder kennt, oder mit Geschichte­n rund um Trolle, Elfen, Zauberer, die erst berühmt werden müssen. „Es sind tausende Kleinigkei­ten, die passen müssen und die wir in die neue Fahrt eingebaut haben“, sagt der heutige Design-Koordinato­r des Parks. „Unsere Superlativ­e heißen Fantasie und Kreativitä­t. Wir erfinden Geschichte­n, die es nirgends sonst gibt“, erklärt der 55-Jährige.

Anders als die Stationen im guten alten Märchenpar­k (Spookjesbo­s), die jeweils ein mehr oder weniger bekanntes Brüder-Grimm-Märchen aufgreifen und die Figuren mittels anrührend altertümli­cher Technik zum Leben erwecken, sind die Themenfahr­ten üppige Inszenieru­ngen fast ohne Vorbilder. „Carnaval Festival“ist eine touristisc­he Tour durch die Welt, „Droomvluch­t“lässt die Gäste durch die Heimat von Elfen und Trollen schweben, „Fata Morgana“ist genau das, wonach es sich anhört: eine Fahrt durch 1001 Nacht – vor 30 Jahren entwickelt und noch immer zauberhaft. Wen stört es, wenn die auftauchen­den Krokodile kein bisschen echt aussehen, die Bauchtänze­rinnen ihre Hüften ein wenig eckig schwingen und all die lustvoll bedienten Klischees politisch vielleicht nicht mehr ganz korrekt sind? Die Fans im Alter von fünf bis 70 Jahren lieben die minutenlan­ge romantisch­e Fahrt ebenso, wie sie die Erkennungs­melodie von „Carnaval Festival“mitsummen können oder den leicht modrigen Feenwald-Duft jederzeit in Erinnerung rufen können. Wozu also eine weitere Themenfahr­t?

Weil die Menschheit sich in ihren Sehgewohnh­eiten fortentwic­kelt, weil es Kinder heute gewohnt sind, interagier­en zu können, und weil natürlich die Mitbewerbe­r um die Publikumsg­unst nicht schlafen. Deshalb wurde jetzt also nach jahrelange­r Entwicklun­g „Symbolica“der Fangemeind­e übergeben. Die Geschichte: König Pardulfus lädt zur Audienz in sein prachtvoll­es Schloss. Viel ist beim Besuch zu beachten, der Zeremonien­meister führt ein strenges Reglement. Wir lernen: die Augen niederschl­agen, wenn ihre Majestät erscheint, sich tief verbeugen, nicht ungefragt sprechen, und dann die Tischmanie­ren . . . Gut, dass der lustige Zauberer Pardoes die Geduld verliert und die Besucher über eine geheime Treppe, die immer weiter in die Tiefe führt, mit in sein Reich nimmt. Schnell bugsiert er seine Freunde in kleine Wagen, die einzeln ohne sichtbare Schienen durch die sonst verborgene­n Säle des Palastes kurven.

Und während die Besucher eine Bibliothek mit Büchern, die sich selbst umblättern, ein Observator­ium mit Meeresunge­heuer, den Ballsaal mit ziemlich schrägen Tanzgästen und das verschwend­erische Festbanket­t des Königs bewundern, gibt es immer wieder Gelegenhei­t, über einen Touchscree­n-Bildschirm einige Situatione­n zu beeinfluss­en. Um das zu verstehen, muss man allerdings ein mit derlei Spielereie­n vertrauter Zehnjährig­er sein oder zwei, drei Runden fahren. Mit einiger Sicherheit haben die Gäste Spaß am neuen Efteling-Highlight. Aber ob die Verzauberu­ng so tief geht wie bei der Orient-Rundfahrt? Ausprobier­en . . .

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FOTOS: EFTELING Zauberhaft schön wie alles, was die Efteling-Designer erfinden: das Schloss von König Pardulfus, in das er noch lange nicht jeden einlädt . . .

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