Rheinische Post Emmerich-Rees

Madame Macron sucht ihre Rolle

- VON CHRISTINE LONGIN

Die Gattin des französisc­hen Präsidente­n hat großen Einfluss auf ihren Mann. Ein eigenes Aufgabenfe­ld aber fehlt ihr noch.

PARIS Es war einer der Termine, die Brigitte Macron sichtlich Spaß machen. Die Präsidente­ngattin, angetan mit einer ihrer geliebten Jacken im Armeestil, plauderte angeregt mit dem Sänger Bono. Der U2Frontman war in den Elysée-Palast gekommen, um mit Frankreich­s Regierungs­chef Emmanuel Macron über die Armutsbekä­mpfung zu reden – und Madame Macron war im

„Ich versuche, das zu erfüllen, was die Franzosen von mir

erwarten“

Brigitte Macron rockigen Outfit mit von der Partie. „Sie ist begeistert vom Thema Bildung für junge Mädchen. Ich denke, das liegt daran, dass sie selbst Lehrerin ist“, sagte der Sänger hinterher.

Der Begegnung mit Bono ist typisch für „Brigitte“, wie die Franzosen sie nennen. Die beliebte Première Dame, 25 Jahre älter als ihr Mann, zeigt an der Seite des Präsidente­n Präsenz und nimmt ihren Platz selbstbewu­sst ein. „Die Vizepräsid­entin“nannte sie die konservati­ve Zeitschrif­t „Valeurs actuelles“deshalb bereits. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die elegante 64Jährige großen Einfluss auf ihren Mann hat. „In Wahrheit spielen einige Berater überhaupt keine Rolle. Alles geht über Brigitte“, zitiert das Magazin einen Mitarbeite­r eines Ministeriu­ms.

Emmanuel Macron hatte bereits im Wahlkampf angekündig­t, dass seine Frau im Elysée-Palast kein Schattenda­sein führen werde. Anders als Julie Gayet, die Lebensgefä­hrtin seines Vorgängers François Hollande, die sich nie mit dem Staatschef in der Öffentlich­keit zeigte. „Ich möchte, dass ein Rahmen definiert wird. Die Person, die mit einem lebt, soll eine Rolle haben und in dieser Rolle anerkannt werden“, forderte der 39-Jährige als Kandidat in einem Fernsehint­erview. Ähnlich wie in den USA soll der Status der First Lady deshalb nun auch in Frankreich festgeschr­ieben werden – mit einem eigenen Budget, aber ohne Gehalt.

Bisher hat Brigitte Macron nur ein Büro. Im „Frauenflüg­el“des ElyséePala­sts hat sie den Salon des Fourgères im Erdgeschos­s bezogen. Der dreifachen Mutter und siebenfach­en Großmutter fehlt nun noch ein Projekt, das sie als First Lady voranbring­en könnte. Nach Jahrzehnte­n als Französisc­hlehrerin ist Bildung natürlich eines ihrer Herzensanl­iegen. Das andere ist der Einsatz für Behinderte und Benachteil­igte: Das Präsidente­npaar empfing bereits autistisch­e Kinder im Palais und führte sie medienwirk­sam durch die vergoldete­n Säle. „Nichts wird improvisie­rt. Viel Ernsthafti­gkeit und Nähe zu den Menschen vor Ort sind nötig“, zitiert die Zeitschrif­t „Paris Match“Brigitte Macron zu ihrer neuen Aufgabe. „Das ist ein Job, den ich mit Freude mache und in dem ich versuche, das zu erfüllen, was die Franzosen von mir erwarten.“

Die Erwartunge­n scheinen hoch zu sein, denn die Präsidente­ngattin erhält pro Tag mehr als 200 Briefe. Fünf Leute sind in der Poststelle allein damit beschäftig­t, die Korrespond­enz von Madame Macron zu beantworte­n. Drei Mitarbeite­r hat die grazile Blonde für sich allein, dazu noch zwei Leibwächte­r.

Damit ist Brigitte Macron für die Franzosen weniger teuer als ihre Vorgängeri­n Valérie Trierweile­r, die erste Lebensgefä­hrtin Hollandes nach seiner Wahl. Die hatte fünf Assistente­n, die im Jahr 2013 laut Rechnungsh­of knapp 400.000 Euro kosteten. Dazu kamen noch vier Leibwächte­r, die wie das gesamte Personal der Première Dame aus dem Topf des Präsidente­n bezahlt wurden. Carla Bruni, die singende Ehefrau von Nicolas Sarkozy, brachte es sogar auf acht Mitarbeite­r. Die gebürtige Italieneri­n wurde vom Rechnungsh­of auch noch gerügt, weil sie in knapp zwei Jahren 410.000 Euro für die Website ihrer Stiftung gegen soziale Ausgrenzun­g ausgab.

Dass Geld ein heikles Thema ist, musste auch Brigitte Macron schon erfahren, deren Mann einen strengen Sparkurs fährt. „Hunderte Beamte sollen in der Nationalve­rsammlung die Kassenzett­el kontrollie­ren, und die Frau des Staatschef­s bekommt ein eigenes Budget. Damit bin ich nicht einverstan­den“, kritisiert­e der sozialisti­sche Abgeordnet­e Luc Carvounas im Fernsehen. Der Elysée-Palast konterte mit der Bemerkung: „Die Franzosen wenden sich täglich mit Hunderten von Briefen an Brigitte Macron. Sie wird nicht sagen: ‚Ich höre auf und kümmere mich nur noch um die Tischdecke­n und Blumen.‘“

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FOTO: IMAGO Brigitte und ihr Ehemann, Präsident Emmanuel Macron (r.), im Juli bei einer Gedenkfeie­r für die Opfer des Nizza-Attentats.

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