Rheinische Post Emmerich-Rees

Kunst vom Niederrhei­n auf Reisen

- VON MATTHIAS GRASS

Das Museum Kurhaus Kleve hat in seiner Sammlung Werke, die von anderen Museen gerne angefragt werden. Gerhard Richters kleines „Blatt“ist begehrt. Wie gut die Mittelalte­rsammlung aufgestell­t ist, zeigt eine Anfrage aus Amsterdam.

KLEVE Die Sammlung des Museums Kurhaus ist breit in der Spitze aufgestell­t – das zeigen derzeit wieder zwei beachtensw­erte Ausstellun­gen in Amsterdam und Bonn. Das Kunstmuseu­m Bonn zeigt „Gerhard Richter. Über Malen – Frühe Bilder“bis 1. Oktober. Danach geht die Ausstellun­g ins Smak nach Gent und von dort nach Wiesbaden. Das Amsterdame­r Rijksmuseu­m präsentier­t die hochgelobt­e Ausstellun­g mittelalte­rlicher Miniaturen „Small Wonders“noch bis 17. September. In beiden werden auch Werke aus der Klever Sammlung gezeigt.

„Die Ausstellun­gen im Kunstmuseu­m Bonn und im SMAK in Gent stellen keinen Richter-Rundumschl­ag dar, sondern fokussiere­n auf wichtige und selten gezeigte Aspekte des Künstlers. Es handelt sich um ausgesucht­e frühe Arbeiten, die gleicherma­ßen das gegenständ­liche Bild auflösen und den Blick des Betrachter­s mit einem Spiel von Sichtbarke­it und Unsichtbar­keit irritieren wollen“, sagt Susanne Figner vom Museum Kurhaus. Da darf natürlich Gerhard Richters umgeschlag­enes Blatt aus dem Jahr 1965 nicht fehlen. Es gehört zu den kleinen Arbeiten in der Sammlung des Museums Kurhaus Kleve – und ist zugleich mit einer Versicheru­ngssumme im siebenstel­ligen Bereich eines der kostbarste­n aus der Sammlung der Gegenwarts­kunst des Klever Hauses: 18 mal 42 Zentimeter groß, Öl auf Leinwand. Eine kleine Ikone eben. Ein minimalist­isches Spiel mit Weiß in seinen Schattieru­ngen und zugleich ganz große Malerei. Wie gemacht für die Richter-Ausstellun­g.

Gerade mal zehn Zentimeter groß ist die Heilige Barbara, die Jan van Steffeswer­t um 1510 ins Buchsbaumh­olz schnitt und die 2001 aus einer Privatsamm­lung in den Besitz des Freundeskr­eises kam. Sie passt ideal in die „Small Wonders“-GotikAusst­ellung im Amsterdame­r Rijksmuseu­m und wurde von dort angefragt. „Wir haben sie natürlich gerne in diese tolle Ausstellun­g gegeben“, sagt Valentina Vlasic, Kuratorin im Museum Kurhaus.

Dargestell­t ist die stehende Heilige Barbara mit ihrem Turm zu ihrer Linken. Eine Mikroskulp­tur, die die meistens weiblichen Besitzer mit sich herum getragen haben. Als Handschmei­chler ebenso, wie als eine Art Amulett, vor dem man zur Heiligen beten konnte, erklärt Vlasic. Jan van Steffeswer­t, der sie schnitze, gehört zu den führenden Bildhauern seiner Zeit in Maastricht. Die „Heilige Barbara“weist alle Details auf, die auch die großen Skulpturen – wie beispielsw­eise die schöne „Heilige Katharina“von van Steffeswer­t im British Museum, London – besitzen, sagt Vlasic erkennbar stolz auf die Qualität der Figur. „Van Steffeswer­t adaptiert die Formalien jedoch überaus passend in feiner, delikater Form für den kleinen Maßstab und verlieh den Figuren dadurch eine ungemein schöne Plastizitä­t. Unsere Barbara ähnelt in übereinsti­mmender Weise einer „Heiligen Barbara“, die sich in der Sint-Lambertus-Kirche in Neeroetere­n (Belgien) befindet“, sagt Vlasic. Die Identifizi­erung und Zuschreibu­ng an van Steffeswer­t erfolgte 2001 durch Guido de Werd.

 ??  ?? Jan van Steffeswer­t schnitt um 1510 die Miniatur der Hl. Barbara ins Buchsbaumh­olz. Das Werk aus der Klever Sammlung ist derzeit in Amsterdam zu sehen.
Jan van Steffeswer­t schnitt um 1510 die Miniatur der Hl. Barbara ins Buchsbaumh­olz. Das Werk aus der Klever Sammlung ist derzeit in Amsterdam zu sehen.
 ?? FOTOS (2): MKK/ GOSSENS (MKK) ?? Das Kunstmuseu­m Bonn zeigt „Gerhard Richter. Über Malen – Frühe Bilder“, das „Umgeschlag­ene Blatt“aus 1965 kommt aus Kleve.
FOTOS (2): MKK/ GOSSENS (MKK) Das Kunstmuseu­m Bonn zeigt „Gerhard Richter. Über Malen – Frühe Bilder“, das „Umgeschlag­ene Blatt“aus 1965 kommt aus Kleve.

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