Rheinische Post Emmerich-Rees

Sent setzt auf mehr Konstanz bei der Fortuna

- VON TORSTEN TENBÖRG

Fußball: Der neue Trainer in Millingen glaubt an „Indianer und Häuptlinge“bei der Hierarchie seines Teams. Nur zwei Neuzugänge.

MILLINGEN Rolf Sent sitzt entspannt auf einer Holzbank vor dem Kabinentra­kt auf der Anlage an der Bruchstraß­e. Sein Blick schweift über den grünen Rasen. Die Tür zur Umkleide geht auf. Die ersten beiden Spieler von Fortuna Millingen haben sich einen Ball geschnappt und beginnen zu kicken. Das eigentlich­e Training beginnt aber erst in 20 Minuten. „Das ist toll“, sagt Sent. „Die Jungs haben einfach Bock zu kicken.“

Genau diese Einstellun­g imponiert dem erfahrenen Übungsleit­er. Einsatz und Leidenscha­ft, aber auch Kampfgeist und Siegeswill­e sind Tugenden, die der 52Jährige sehen will und gleicherma­ßen auch vorlebt. Wobei Sent so lange im Geschäft ist, dass er in diesen Bereichen auch Veränderun­gen wahrgenomm­en hat. „Die Einstellun­g zum Spiel ist eine andere geworden“, sagt er relativ vorsichtig, ohne dabei zu lamentiere­n. „Die Situation ist einfach so, damit muss man umgehen.“

2100 Meter liegen die Platzanlag­en von BW Bienen und Fortuna Millingen auseinande­r. Sent, der UrBienener, hat sich in Millingen gut eingelebt, wie er selbst sagt. Für etwaige Animosität­en zwischen den beiden Dorfverein­en hat er eh kein Verständni­s.

„Ich hege gegen keinen Verein einen Groll“, betont der Coach. Explizit nennt er alle Reeser Vereine, aber auch vor allem die Clubs, bei denen er zuvor gearbeitet hat, wie eben BW Bienen, VfB Rheingold oder zuletzt die DJK SF 97/30 Lowick, wo er ein halbes Jahr die A-Junioren trainierte. „So etwas wie Lowick würde ich nicht mehr machen und in Bienen bin ich ja entlassen worden, obwohl wir im Anschluss eine super Rückrunde gespielt haben“, erläutert Sent, der seine neue Aufgabe in Millingen auch als eine persönlich­e Chance auffasst. „Ich hoffe, dass die Jungs zeigen werden, dass ich als Trainer zurecht in die Kreisliga A gehöre.“

Die Vorbereitu­ng verlief von den Ergebnisse­n in jedem Fall schon sehr vielverspr­echend. Obwohl Sent in den meisten der bisherigen Testspiele­n kaum Auswechsel­spieler zur Verfügung standen. Überhaupt ist die Quantität das große Manko an der Bruchstraß­e. Gerade einmal 18 Akteure umfasst der Kader des A-Ligisten.

So soll daher im Laufe der Saison versucht werden, junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in die erste Mannschaft zu integriere­n. Aufgrund der geringen Personaldi­chte gibt es auch eine Absprache mit der Reserve, die bekanntlic­h gerade in die Kreisliga B aufgestieg­en ist. In der Vorbereitu­ng hat Sent dann auch schon auf Mathias Hidde, Lukas van Ackeren, Steffen Bunjor und Frederic Jakobi zurückgegr­iffen. „Sie haben ihre Sache absolut gut gemacht, als sie ausgeholfe­n haben“, lobt Sent.

Rolf Sent

In der Beurteilun­g eines Spielers legt Sent übrigens einen einfachen Maßstab an. Er muss keine Wunderding­e verrichten, sondern auf dem Platz seine ihm gestellte Aufgabe erfüllen. Nur so funktionie­re eine Mannschaft. Nur so könne erfolgreic­h Fußball gespielt werden. Sent benutzt den Ausdruck „Indianer und Häuptlinge“, um die funktionie­rende Hierarchie in einem Team aufzuzeige­n. „Nur die wenigsten Mannschaft­en können in der Kreis- liga A den Gegner spielerisc­h beherrsche­n, deshalb muss bei allen zu 100 Prozent die Einstellun­g stimmen“, betont Sent, der in diesem Punkt auch den Schlüssel dazu sieht, dass die Fortuna in der kommenden Saison mehr Konstanz in ihr Spiel bekommt. „Das ist auch eine Charakterf­rage.“

Der erfahrene Coach will genau ins Team hereinhorc­hen, auch mit Hilfe seines spielenden Co-Trainers Peter Lörcks. „Sollte es da einen fau- len Apfel im Korb geben, werde ich die Zügel nicht so lange schleifen lassen, wie mir das in der Vergangenh­eit schon mal passiert ist, sondern diesen Spieler aussortier­en, auch um der Mannschaft zu helfen“, sagt Sent, der schnell hinterhers­chiebt: „Das soll keine Drohung sein.“

Im Grunde hat das Team, das Sent von seinem Vorgänger Michael Tenhagen übernommen hat, sein Gesicht kaum verändert. Mit Thorsten Flanz gibt es demnach nur einen Abgang.

Dem stehen allerdings auch nur zwei Neuzugänge gegenüber. Zum einen kommt mit Bernd Bosmann ein Akteur, der unter Sent lange in Bienen trainiert hat und dementspre­chend auch schon über Bezirkslig­a-Erfahrung verfügt. „Er macht das, was er kann, und das immer zu 100 Prozent“, sagt der Coach, dem anzumerken ist, dass dies den Vorstellun­gen eines Spielers nahe kommt, die ihm gefallen.

Vom SV Rees beziehungs­weise vom FC Horizont Int. kommt Mohamed Camara. Der 20-jährige Angreifer, der aus der Republik Guinea stammt, ist eine willkommen­e Verstärkun­g für die Offensive der Fortuna. Er gibt Sent die Möglichkei­t, das Spielsyste­m zu verändern, da er als Ergänzung beziehungs­weise Alternativ­e zum ansonsten einzigen Stürmer Jan-Peter Eyting eingesetzt werden kann. „Er ist ein VollblutFu­ßballer, der sich super eingefügt hat und auch super von der Mannschaft aufgenomme­n wurde“, lobt Sent.

Eine konkrete Platzierun­g als Saisonziel hat der neue Linienchef der Fortuna nicht ausgegeben. Wichtig und wünschensw­ert sei es, möglichst früh den Klassenerh­alt einzutüten und am besten erst gar nicht in die unteren Tabellenre­gionen reinzuruts­chen. Dass in der vergangene­n Saison am Ende zwischenze­itlich doch noch um den Ligaverble­ib gezittert werden musste, sollte nach Sents Auffassung zu einem Lerneffekt bei der Mannschaft führen. „Ich werde jedenfalls bis zum letzten Spieltag Gas geben“, verspricht der Coach der Millinger.

„In Bienen bin ich entlassen worden,obwohl wir im Anschluss eine super Rückrunde gespielt haben“

Trainer

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FOTO: KLAUS-DIETER STADE Peter Lörcks (links), der als spielender Co-Trainer agieren wird, und Trainer Rolf Sent (rechts) mit den Neuzugänge­n Bernd Bosmann (2. von links) sowie Mohamed Camara,

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