Rheinische Post Emmerich-Rees

Katzen in fast jedem vierten Haushalt

- VON BRIGITTE BONDER

Über 13 Millionen Katzen leben mittlerwei­le in deutschen Haushalten, doch rund zwei Millionen fristen auf der Straße ein trostloses Dasein.

Die Liebe zum tierischen Mitbewohne­r ist in Deutschlan­d nach wie vor sehr groß. Hierzuland­e leben laut Aussagen des Industriev­erbands Heimtierbe­darf (IVH) rund 31,6 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuge­r und Ziervögel. Dazu kommen zahlreiche Zierfische und Terrarient­iere.

Katzen haben die Nase vorn und sind seit fast 20 Jahren Deutschlan­ds Heimtier Nummer eins. Laut IVH leben 13,4 Millionen Samtpfoten in 22 Prozent der Haushalte in Deutschlan­d. An zweiter Stelle folgen 8,6 Millionen Hunde in 17 Prozent der Haushalte, gefolgt von fünf Millionen Kleintiere­n in sechs Prozent der deutschen Haushalte. Zugleich werden laut Angaben der Tierrechts­organisati­on PETA keine anderen Tiere in Deutschlan­d häufiger im Tierheim abgegeben oder ausgesetzt als Katzen. Insbesonde­re zu Urlaubszei­ten spitzt sich die Situation dramatisch zu.

Zum Schutz der Tiere rief daher der Internatio­nal Fund for Animal Welfare den Internatio­nalen Katzentag ins Leben, der kommenden Dienstag, 8. August, ins Haus steht. PETA fordert insbesonde­re die Einführung einer Kastration­s- und Registrier­pflicht für Katzen. Angesichts der überfüllte­n Tierheime sei die Notwendigk­eit mehr als deutlich, Katzenhalt­er müssten mehr in die Verantwort­ung genommen werden.

Schätzungs­weise zwei Millionen heimatlose Katzen fristen in Parks oder Hinterhöfe­n ein trauriges Dasein. Sie sind Nachkommen nicht kastrierte­r Katzen aus Privathalt­ung oder wurden selbst als ungewollte Katzenbaby­s ausgesetzt. Die domestizie­rten Tiere sind für ein Leben in der Natur nicht gerüstet, ohne menschlich­e Fürsorge leiden sie an Hunger und sterben häufig an leicht zu behandelnd­en Krankheite­n.

Als erste deutsche Stadt hat Paderborn 2008 eine Katzenkast­rationspfl­icht eingeführt, immer mehr Kommunen folgen diesem Beispiel. Inzwischen sind es über 550, die entspreche­nde Verordnung­en erlassen haben.

Der Internatio­nale Tag der Katze soll auf die Bedürfniss­e des Stubentige­rs aufmerksam machen. Dabei geht es um mehr als nur das Füttern, denn Spielen gilt als Beziehungs­kitt zwischen Mensch und Katze. „Das regelmäßig­e gemeinsame Spiel stärkt die Bindung zwischen Katze und Mensch und ist der beste Weg, um ihr Vertrauen zu erringen. Speziell bei Tieren, die neu ins Haus gekommen sind und noch etwas fremdeln“, verrät Gerd Lud- wig, Zoologe und Katzenbuch­autor. Für Berufstäti­ge eignet sich dafür am besten der Abend. In dieser Zeit ist auch die Katze hellwach und für jede Spielaktio­n zu haben.

Viele Tiere lieben wilde Spiele mit vollem Körpereins­atz, das ideale Spielzeug dafür ist der Ball. Mit ihm testen Katz und Mensch ihr Geschick. Auch Reaktionss­piele mit Federquast­e oder Katzenange­l eignen sich wunderbar dafür, gleich mehrere Katzen zu bespaßen.

Außerdem lieben Katzen es, den menschlich­en Spielpartn­er beim Verstecksp­iel zu suchen. Der schlaue Stubentige­r findet das Versteck fast immer sofort und freut sich selbst bei einfachste­n Herausford­erungen riesig über den Erfolg und ein Leckerli zur Belohnung. Doch wann ist der Spaß vorbei? Laut Experten des Industriev­erbands Heimtierbe­darf zeigt die Katze dem Menschen durch Desinteres­se, wenn sie genug hat. Dann sollte das Spielen beendet werden.

Katzenhalt­er und alle, die es werden wollen, müssen sich nicht einschränk­en, wenn das Tier ab und zu allein bleiben muss. „Grundsätzl­ich gilt: Katzen können sich gegenseiti­g auch gute Gesellscha­ft leisten. Geschwiste­r aus einem Wurf oder befreundet­e Katzen passen gut zusammen“, sagt Biologin Dr. Helga Hofmann. Eine ausreichen­de Versorgung ist natürlich Pflicht. Der tierische Mitbewohne­r muss den ganzen Tag freien Zugang zu Futter und frischem Wasser haben, für die Hygiene ist die saubere Toilette wichtig. Einfache Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten, die Spaß bringen und das Wohlbefind­en stärken, sind dem IHV zufolge ebenfalls notwendig. Die meisten Katzen schlafen zwar durchschni­ttlich zwölf Stunden, wollen sich aber ebenso ausgiebig beschäftig­en und lieben Entdeckung­stouren durch die ganze Wohnung. Wenn Katzenhalt­er das Haus verlassen, sollten daher immer alle Gefahrenqu­ellen beseitigt werden.

Geht es hingegen auf Reisen, ist ein guter Katzensitt­er Gold wert. Die Stubentige­r bleiben am liebsten in ihrer vertrauten Umgebung, doch nicht immer ist das möglich. Katzenhalt­er sollten daher frühzeitig nach einer passenden Unterbring­ungsmöglic­hkeit suchen. Neben einem persönlich­en Vorabtreff­en ist es wichtig, einen Vertrag über die besprochen­en Leistungen abzuschlie­ßen.

Dieser sollte auch klären, ob der Sitter haftbar gemacht werden kann, wenn der Katze etwas passiert. Kommt nur eine Katzenpens­ion in Frage, sollten Halter prüfen, dass diese über eine Genehmigun­g nach dem Tierschutz­gesetz verfügt.

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FOTO : IVH Am 8. August soll die Aufmerksam­keit neben den in der Regel gut behüteten Hauskatzen insbesonde­re auch deren auf der Straße lebenden Artgenosse­n gelten.

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