Rheinische Post Emmerich-Rees

Damit Emmerich ihn nicht vergisst

- VON MONIKA HARTJES

Musiker, Geistliche­r, tapferer Streiter: In diesem Jahr erinnern mehrere Tage an Pater Gregor Schwake.

EMMERICH Emmerich hat verschiede­ne Musikerper­sönlichkei­ten. Neben dem Operettenk­önig Eduard Künneke und dem Chorleiter und Komponiste­n Gottfried Wolters zählt auch der Benediktin­erpater Gregor Schwake dazu, der am 15. April 1892 in Emmerich geboren und am 13. Juni 1967 in der Abtei Gerleve gestorben ist.

„2017 ist ein besonderes Jahr mit verschiede­nen Jahresgedä­chtnissen“, erzählt Dr. Johannes Pickers, Großneffe des Paters, der ein Bruder seines Großvaters war. „Vor 125 Jahren wurde er geboren, vor 100 Jahren zum Priester geweiht und vor 50 Jahren starb er.“Anlässlich dieser Jahrestage wollte er „auch etwas zum Gedenken nach Emmerich bringen.“

Ein Leben für Gott: Eine frühe Begegnung mit Eduard Künneke beeinfluss­te den

jungen Gregor

So findet am Samstag, 30. September, ein kleines Carillon-Konzert mit offenem Singen ab 11.30 Uhr auf dem Aldegundis-Vorplatz statt – mit Liedern von Pater Gregor. Und damit möglichst viele mitsingen können, hat Pickers Liederbüch­er erstellt und im Vorfeld für Mittwoch, 20. September, eine gemeinsame Probe organisier­t.

„Andere Menschen froh machen“, das war das Lebensmott­o des Paters. Die Begegnung mit dem etwas älteren Eduard Künneke beeinfluss­te seinen Lebensweg. Dessen Aussage „Ich riskiere nur mal ein Leben für die Musik“hat den als Theodor Schwake geborenen Emmericher bewogen, ebenfalls sein Leben zu riskieren – für Gott.

Dabei war ihm auch die Musik wichtig. Er spielte sieben verschiede­ne Instrument­e, wurde ein berühmter Kirchenmus­iker, Komponist und promoviert­er Musikwisse­nschaftler.

Dabei war er mit seiner Musik immer ganz nah am Menschen. So schrieb er viele Lieder und Gedichte in Mundart, meist in der westfälisc­hen, einige – wie sein „Vater unser“– in Emmeriks Platt.

Eines seiner Lebensziel­e war es, die Gregoriani­schen Gesänge, die ihn stark beeindruck­ten, als ‚Volkschora­l’ im Rahmen der neuen Liturgie weiter zu geben. „Er reiste durch die Gemeinden und übte dort die Choräle ein, damit jeder mitsingen konnte“, erzählt Johannes Pickers, der sich an seinen Großonkel erinnern kann. „Ich habe noch ein Bild von ihm, aber die meisten Informatio­nen habe ich von meiner Mutter und von Erzählunge­n in der Familie.“

Mutter Hildegard hat ein Buch über das Leben des Paters geschriebe­n, das 1992 über den Geschichts­verein veröffentl­icht wurde.

Neben vielen Liedern in Plattdeuts­ch schrieb Pater Gregor auch Laien-Theaterstü­cke, die er mit Kindern und Erwachsene­n aufführte, und Heimatlied­er, unter anderem das Burgoberba­cher Leonhardil­ied und „Die Weiler von Ettenkirch“, die heute noch gesungen werden.

Im Dritten Reich entwickelt­e er sich zum Widersache­r gegen das Naziregime, wurde am 6. Oktober 1943 verhaftet und ins Konzentrat­ionslager Dachau gebracht, wo er die „Dachau-Messe“komponiert­e, um seine Leidensgen­ossen zu trösten. Diese wird am 27. August um 9.30 Uhr im Gottesdien­st in Peter und Paul in Kranenburg gesungen.

„Dat Weltall häs Du makt, o graute Här. Et is en Uörgelspie­ll, dat will Die luoben“– „Das Weltall hast Du gemacht, o großer Herr. Es ist ein Orgelspiel, das will Dich loben“, so ein Liedtext von Schwake, der das Orgelspiel liebte.

Die Überzeugun­g, „nur“ein Instrument Gottes zu sein, bewahrte ihn vor der Eitelkeit. „Pater Gregor wollte sich nie selber feiern lassen, er wollte mit der Musik seinen Mitmensche­n eine Freude machen, eine Freude, die tief in seinem Glauben wurzelt“, so Dr. Pickers.

An seinem 50. Todestag spielte James Schäfer, Carillon-Spieler in Münster, ein kleines Konzert in der Domstadt. Magdalena Pickers hörte es. Schon war die Idee zu einem Glockenspi­el-Konzert in Emmerich geboren. Johannes Pickers „lockte“den Musiker aus Münster damit, dass man in der St. Aldegundis­kirche auch ein sehr schönes Glockenspi­el habe. Um die Bürger mit einzubinde­n, sollen gleichzeit­ig zum Carillon-Spiel die Lieder mitgesunge­n werden, dafür liegen Texthefte vor.

Da Mundart nicht allen liegt, haben Pickers und seine Mutter Hildegard die Texte in Hochdeutsc­h übertragen, so dass beide Versionen gemeinsam gesungen werden können.

Für Mittwoch, 20. September, ab 19 Uhr lädt er zu einer „Chorprobe“ins Aldegundis­heim ein, damit jeder mitsingen kann. Zum Programm gehört unter anderem das „Vater unser“im Emmericher Platt, das so manchem aus der Karnevalsm­esse in Plattdeuts­ch bekannt sein dürfte. Und natürlich auch das bekannte Emmerich-Lied, das auch auf der CD „Äwkes näwe de Rhin“vom Chor „Sing out“veröffentl­icht wurde. Hinzu kommen Lieder mit den Titeln l „Willkuemen (Willkommen)“, „De Dissel (Die Distel) und „Ne kleine Handfull Freide (Eine kleine Handvoll Freude).

„Egal, ob Chorsänger oder Anfänger, jeder ist willkommen. Es wäre schön, wenn möglichst viele mitmachen“, sagt Johannes Pickers, der hofft, dass die Lieder danach zu verschiede­nen Gelegenhei­ten gesungen werden, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.

 ?? RP-FOTOS: MARKUS VAN OFFERN/ARCHIV ?? Dr. Johannes Pickers ist der Großneffe. Mit seiner Ehefrau Magdalena zeigt er die Liederheft­e, die am 30. September verteilt werden, damit die Menschen auf dem Aldegundis-Vorplatz beim offenen Singen mitmachen können. Vorher ist am 20. September dort...
RP-FOTOS: MARKUS VAN OFFERN/ARCHIV Dr. Johannes Pickers ist der Großneffe. Mit seiner Ehefrau Magdalena zeigt er die Liederheft­e, die am 30. September verteilt werden, damit die Menschen auf dem Aldegundis-Vorplatz beim offenen Singen mitmachen können. Vorher ist am 20. September dort...
 ??  ?? Gregor Schwake blickt auf die Promenade. Das Bild entstand nach dem Krieg, im Hintergrun­d ist noch der zerstörte Turm der Martinikir­che zu sehen.
Gregor Schwake blickt auf die Promenade. Das Bild entstand nach dem Krieg, im Hintergrun­d ist noch der zerstörte Turm der Martinikir­che zu sehen.

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