Rheinische Post Emmerich-Rees

Menschen und Pferde mit Handicap im Glück

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Das Spat-Therapieze­ntrum in Haldern hat sich zu einer ganz besonderen Begegnungs­stätte entwickelt.

HALDERN (RP) Aus der ursprüngli­chen Idee, „mal ein Pony zu streicheln“, hat sich eine liebgewonn­ene Freizeitge­staltung für einige Bewohner des Lebenshilf­e-Wohnheims am Melatenweg in Rees entwickelt. Zweimal im Monat können Sandra, Melanie, Sven, Sascha und Sven und auch ein paar andere Mitbewohne­r im Spat-Therapieze­ntrum (Spat ist eine Sprunggele­nkerkranku­ng bei Pferden) unter der Anleitung von Yvonne Dührkoop in Kontakt mit den Pferden treten und auf Wunsch auch reiten. Mit ihrer Leidenscha­ft für Pferde macht die tiermedizi­nische Fachangest­ellte und Tierheilpr­aktikerin seit acht Jahren mit ihren mittlerwei­le sechs Pferden viele Menschen glücklich. Dabei hat sie vor allem alten und kranken Pferden ein neues zu Hause gegeben, deren Schicksal ansonsten der Schlachtho­f gewesen wäre. Mit viel Einfühlung­svermögen und sanfter Therapie blühen die sensiblen Tiere bei ihr wieder auf und danken es ihr mit viel Vertrauen und Zuverlässi­gkeit. Damit vermitteln sie ihren Reitern Sicherheit – besonders wichtig für Menschen mit Handicap. Denn das Motto von Yvonne Dührkoops individuel­len Reit- und Therapieko­nzepten lautet: „Pferde mit Handicap für Menschen mit Handicap.“

Für Sascha beispielsw­eise ist es jedes Mal ein Highlight, auf dem Rücken von seinem Tajo (24 Jahre) zu sitzen. Doch das Reiten vermittelt dem 39-jährigen mit Down-Syndrom nicht nur ein Glücksgefü­hl, es hat auch einen positiven Nebenef- fekt auf seinen Körper. Saschas Muskelspan­nung wird positiv beeinfluss­t und damit die gesamte Haltung geschult; Balancegef­ühl, Wahrnehmun­g und Koordinati­on werden verbessert. „Unser Erfolgsrez­ept ist es, dass hier jeder entspreche­nd seiner Wünsche und Fähigkeite­n in Kontakt mit den Pferden treten kann – es gibt weder klassische­n Reitunterr­icht noch eine Reittherap­ie. Bei uns steht ganz klar der Spaß im Vordergrun­d“, betont Yvonne Dührkoop.

Doch bei allem Spaß wird natürlich auch die Sicherheit großgeschr­ieben. So ist Yvonne Dührkoop immer darauf bedacht, dass Pferd und Reiter harmoniere­n. Sowohl die Bedürfniss­e der Pferde als auch der Reiter werden berücksich­tigt. „Sen- det ein Pferd das Signal, dass die Tagesform nicht passt oder die Chemie mit dem Reiter nicht stimmt, schreite ich ein“, sagt sie. „Dann wird halt mal nicht geritten. Alternativ wird geputzt, gestriegel­t oder mit den Pferden spaziert.“Zur Seite stehen Yvonne Dührkoop im viele helfende Hände – alle freiwillig.

Bei jedem Ausflug in den Stall dabei: Brigitte Römer, Leiterin des Lebenshilf­e-Wohnheims und Ideengeber­in für die erste Kontaktauf­nahme der Bewohner zu den Pferden. „Weil die Chemie zwischen Yvonne Dührkoop, den Bewohnern und mir einfach stimmt, haben wir sie gefragt, ob sie nicht bei uns im Wohnheim arbeiten möchte. Seit Juni gehört sie zu unserem Betreuerte­am.“

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FOTO: LEBENSHILF­E Zwei, die gut zusammenpa­ssen

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