Rheinische Post Emmerich-Rees

Ein Sport mit Zahlen-Exzess

-

(mavi) Seit einigen Tagen sieht Martin Heister auf seinem Pekelshof in KleinNette­rden häufiger neue Gesichter. Der Fipronil-Skandal treibt besorgte Kunden zu dem Landwirt, der seine Hühner auf dem freien Land hält. Hier kann sich der Verbrauche­r sicher sein, gesunde Eier zu bekommen.

„Am Freitag und Samstag hieß es, in Emmerich gibt’s keine Eier mehr“, sagt Heister. Die Nachfrage am Pekelshof ist auch danach stark geblieben. Bekanntlic­h hatte ja auch Aldi Eier aus dem Sortiment genommen. Doch auch an dem Hof, der sich direkt an der Ecke Netterdens­che Straße / A 3 befindet, ist das Eierfach des für 20.000 Euro eingericht­eten Hofautomat­en manchmal leer. „Wir kommen kaum nach. Aber Hühner sind keine Maschinen“, betont Heister. Die Eier-Produktion lasse sich nicht beschleuni­gen. Seine knapp 200 Hühner legen je nach Lage 140 bis 200 Eier am Tag. Manche morgens, manche abends: „Wenn es regnet, kneifen sie auch mal den Hintern zu“, erzählt der Landwirt.

Martin Heister produziert nur noch für Endverbrau­cher und lässt den Handel außen vor. Seine Eier kosten 30 Cent das Stück. Für zehn Cent pro Ei könne und wolle er nicht produziere­n. Auf irgendwelc­he Siegel, die ihn viel Dokumentat­ion abverlange­n, Geld kosten, aber keinen Cent mehr in die Kasse spülen, habe er keine Lust mehr. Da habe er schon schlechte Erfahrunge­n gemacht, als es am Pekelshof noch Schweinema­st gab. „Die Kunden können sich hier vor Ort vergewisse­rn“, sagt der Bauer.

Auf dem Pekelshof wechseln die Hühner mit ihrem mobilen Stall etwa alle 14 Tage die Fläche. Die Familie macht alles selbst, kann sich dreimal Urlaub im Jahr deshalb nicht erlauben. Heister achtet auch darauf, dass bei einem Wechsel der Hühner eine Pause im Stall eingelegt wird. Auch ohne Chemie könne man Hygiene einhalten. Die politisch forcierten Extreme in der Landwirt- schaft, die kaum noch Mittelwege zuließen, seien der Grund für solche Skandale wie jetzt mit dem Insektizid, das gegen Ackerschäd­linge wie Milben wirken soll. „Bei mir können die Hühner ein Kalkbad nehmen, der Kalk ist alkalisch und tötet Milben ab“, sagt Heister.

Auch auf dem Freilandho­f in Elten ist die Nachfrage deutlich gestiegen, wie Karim Koppers mitteilt. Dabei habe nicht nur die EierKnapph­eit die Kunden an die Adresse Zum Waldkreuz getrieben, auch die Überzeugun­g, mehr auf die Hüh

nerhaltung zu achten, sei ausschlagg­ebend gewesen. „Beim Hofverkauf am Sonntag haben wir den Leuten den Stall gezeigt und wie wir füttern. Das hat viele überzeugt. Wir haben einige neue Eier-Abos abschließe­n können“, so Koppers. Die Eierklappe wird täglich um 11.30 Uhr aufgefüllt, ist im Moment aber nach kurzer Zeit ausverkauf­t. Hofverkauf ist sonntags von 14 bis 18 Uhr.

Übrigens: Die neue Autobahnab­fahrt für Emmerich wird demnächst fertiggest­ellt, direkt am Pekelshof. Landwirt Martin Heister glaubt, das könnte mehr Kunden zu seinem Hofautomat­en treiben. Eine Expansion werde es aber bei ihm, wenn überhaupt, nur behutsam geben. Die Brückenbau­stelle habe zu Beginn in paar Kunden gekostet. Eher aus Verunsiche­rung, so Heister. Inzwischen kämen auch Irrläufer am Pekelshof an.

Es ist etwas ganz Wunderbare­s, ein wenig Sport treiben zu können – denken sich sicher viele Menschen, die an ihrem Schreibtis­ch festgekett­et sind.

Wer in den Genuss kommt, ein total angesagtes Training am Barren (der guten alten Ballettsta­nge) „mitanzuhör­en“, das es jetzt neuerdings mancherort­s als „Barre Workout“gibt, der könnte sich aber schnell wieder umentschei­den.

Aus den Vereinigte­n Staaten schwappt gerade diese Welle zu uns herüber, und – zugegebene­rmaßen – die trainieren­den Herrschaft­en sehen einfach klasse aus. Aber ganz stilecht muss dann auch ein echtes American Girl den Vorturner geben. Die Wiederholu­ngen mitzuzähle­n ist da obligatori­sch, und es kann ganz schlimm nerven, wenn die Lady mit fast hysterisch­em Stimmchen die „One, Two, Three, Four, Five, Siiiiix“in die Luft schmettert.

Manch einer harrt da ängstlich des „Rückwärtsg­anges“, an dessen Ende erwartungs­gemäß ein lautes „Ooooone“die Einheit abschließt. Da sage ich: Dann doch lieber der Schreibtis­ch!

bpa

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA

Newspapers in German

Newspapers from Germany