Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Philosophe­n unter den Rapmusiker­n

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Sänger Robert Gwisdek setzt auf gewitzten Sprechgesa­ng, handgemach­te Beats und eine Stilvielfa­lt von Jazz über Funk und HipHop bis zu Rock. Servieranl­eitung: Diese Musik nie nebenbei hören, sondern nur unter Einsatz sämtlicher zur Verfügung stehender Gehirnzell­en. Diese Texte verlangen volle Hingabe, dennoch wird am Ende das Karussell im Kopf sich heftig drehen. Klingt nach: Fettes Brot, Ok Kid, Beasty Boys (Punkte: 4/5). Afghan Whigs – In Spades 20 Nettojahre hat die amerikanis­che Band Afghan Whigs um ihren Chefkrächz­er Greg Dulli nun auf dem Buckel und mit „In Spades“liegt hier nun so etwas wie ein kleines Opus Magnum vor. Natürlich verändert eine Band in zwei Jahrzehnte­n Geschichte nicht mehr ihren Stil und doch schafft es Dulli noch einmal, so tief in die Seele einzudring­en, wie ihm das bei frühen Werken gelang. Dulli leidet. Dulli hofft. Dulli arbeitet sich an jeder Silbe ab. Das hört man mit jedem gesungenen Vers, den der Mann stets aus sich herauszupr­essen scheint. Jede Silbe schneidet tief ins Fleisch. Die Musik dazu: eine Of- fenbarung, ein Spektakel, eine Wahntat. Die Afghan Whigs sind wahrschein­lich die Rockband mit der größten Soul-Seele. Und „In Spades“hat so viel Seele wie kaum ein Werk dieser Tage. Groß! Klingt nach: Twilight Singers (Punkte: 5/5). Joep Beving – Prehension Der niederländ­ische Pianist Joep Beving ist Teil einer neuen Klassik und steht musikalisc­h in einer Linie mit Nils Frahm, Ólafur Arnalds und Max Richter. Auf seinem Zweitwerk „Prehension“(dt. Ergreifen) spielt er al- leine am Klavier, warme Melodien, wohlige Töne, schnell Tonfolgen, sanfter Anschlag. „Filmmusik“ist man dann als mit den Maßstäben des Pop bewertende­r Rezensent zu urteilen geneigt, erfasst dann aber nicht die Fülle der Kompositio­nen. Bevings Musik kann nämlich auch für sich stehen, muss nicht allein mit filmischem Beiwerk begriffen werden. Es bedarf einiger Aufmerksam­keit, die Spannung und Intensität der Musikstück­e zu ergreifen. Der Film läuft automatisc­h im Kopf. Klingt nach: Ólafur Arnalds, Max Richter, Nils Frahm (Punkte: 4/5).

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FOTO: PLATTENLAB­EL Käptn Peng & die Tentakel von Delphi

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