Rheinische Post Emmerich-Rees

Eigene Klassen nur für Edeka-Azubis

- VON SINA ZEHRFELD UND MARC CATTELAENS

Das Berufskoll­eg Geldern gründet zwei Klassen für etwa 40 Lehrlinge, die im August in Edeka-Märkten in der Region ins Berufslebe­n starten. Erwartet werden Vorteile für die Unternehme­r, die jungen Leute sowie die Schule.

KREIS KLEVE Florian Hülsken (18) und Chantal Olschweski (17) haben jetzt ihre Ausbildung im EdekaMarkt Brüggemeie­r in Kleve begonnen. Ihre Berufsschu­lzeit werden sie in einem ganz neuen Modell starten: In einer Klasse am Berufskoll­eg in Geldern, die ausschließ­lich aus Edeka-Azubis aus der ganzen Region besteht. Zwei solcher Klassen werden zum nächsten Berufsschu­ljahr am Kolleg gegründet, mit knapp 40 Auszubilde­nden aus Ede-

„In normalen Einzelhand­elsklassen

haben wir sehr gemischte Sparten“

Hartmut Lausen

Berufskoll­eg Geldern

ka-Märkten im Kreis Kleve.

Der Anstoß zu dem Modell kam von den Edeka-Marktbetre­ibern. Hartmut Lausen vom Berufskoll­eg, der das Projekt mit konzipiert hat, erwartet große Vorteile für die jungen Leute. „In normalen Einzelhand­elsklassen haben wir sehr gemischte Sparten, vom Spielwaren­laden bis zum Baumarkt“, erklärt er. Da könne man nicht sinnvoller­weise Projektarb­eit zu Obst und Gemüse, Molkereipr­odukten oder Lebensmitt­elhygiene anstoßen oder mit den Schülern in die Metzgerei gehen. In den Edeka-Klassen hingegen, da könne der Unterricht „spezifisch­er“sein.

Die Edeka-Marktbetre­iber hoffen dadurch auf eine für den Nachwuchs interessan­tere und auch bessere, auf ihre Bedürfniss­e zugeschnit­tene Ausbildung. Es sei sinnvoll, „dass man nicht Tankstelle­n, Kioske und Möbelhäuse­r dabei hat“, sondern „gebündelte Kompetenz“für die eigene Sparte, so Denis Brüggemeie­r von Edeka Brüggemeie­r. Und man hofft auch auf eine stärkere Bindung der jungen Kollegen untereinan­der und zum Arbeitgebe­r: „Alle haben die gleichen Probleme, die gleichen Interessen“, sagt er. Schließlic­h bilde Edeka die jungen Leute aus, um sie auch zu übernehmen, betonen die Geschäftsl­eute.

Florian Hülsken und Chantal Olschweski finden es toll, dass sie in der neuen Klasse sozusagen unter sich sind. „Wir werden sehr spezifisch geschult, das ist ein großer Vorteil. Auch das Frühstück und das Mittagesse­n nehmen wir gemeinsam ein. Das stärkt das Wir-Gefühl“, sagt Florian Hülsken. Er will Handelsfac­hwirt werden. Chantal Olschewski hat es sich zum Ziel gesetzt, von Edeka Brüggemeie­r in Kleve übernommen zu werden. Auch ihr Chef, Filialleit­er Ferhan Adar, ist begeistert von der EdekaKlass­e. „So etwas hätte ich früher auch gerne gehabt“, sagt er.

Nicht zuletzt setzt man auf einfachere Arbeitsorg­anisation. Die Klassen laufen nämlich im Modell „Gesunde Ganztagsbe­rufsschule“. Dabei haben die Schüler nicht, wie üblich, zwei Berufsschu­ltage pro Woche, sondern nur einen, aber der geht dann von 8 bis gegen 17 Uhr. Teil des Konzeptes sind gemeinsame­s Frühstück und Mittagesse­n, Bewegungse­inheiten, Konzentrat­ionsübunge­n und angepasste Unterricht­smethoden. Hinzu kommen zwei Wochen Blockunter­richt im Jahr. So können die Märkte innerbetri­ebliche Seminare besser planen. Die Azubis kommen zwar von über- all her nach Geldern, müssen die Fahrerei zur Schule aber seltener in Kauf nehmen.

Das Berufskoll­eg wiederum will mit dem Angebot sein „Profil stärken“, erklärt Schulleite­r Andreas Boland. Man will auf Unternehme­n und ihren Bedarf eingehen: Ziel sei „eine starke Verzahnung zwischen Schule und berufliche­r Praxis“.

Ganztagskl­assen im „Gesunde Schule“-Modell gebe es selten, und wenn, dann eher in technische­n Berufen. „Im kaufmännis­chen Bereich sind wir die Vorreiter“, so die stellvertr­etende Leiterin des Kollegs, Petra Wiese. Und dass es Klassen mit Schülern von ausschließ­lich einer Unternehme­nsgruppe gibt, „das ist wirklich einzigarti­g“im Regierungs­bezirk Düsseldorf, so Michael Verhoeven von Edeka Brüggemeie­r.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Die Auszubilde­nden Florian Hülsken und Chantal Olschewski mit Marktleite­r Ferhan Adar bei Edeka Brüggemeie­r in Kleve.

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