Rheinische Post Emmerich-Rees

Reeser Flaschenpo­st gefunden

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Eine junge Frau erhielt am Altenbruch­er Strand eine kuriose Einladung von Nachtwächt­er Heinz Wellmann.

REES Ob als Nachtwächt­er, Kerkermeis­ter, Henker, Messner, Mönch oder Hein vom Rhein: Heinz Wellmann macht in jeder Gewandung und weit über die Grenzen der Stadt hinaus originelle Werbung für Rees. Jetzt ist die Rheinstadt auch der Familie Einnolf in Cuxhaven-Altenbruch ein Begriff. Denn die 14-jährige Tochter Nadja fand am Altenbruch­er Strand eine Flaschenpo­st mit Gutschein für eine „Hein vom Rhein“-Tour in Rees. „Der Vater rief mich an und wunderte sich, wie es die Flaschenpo­st vom Niederrhei­n nach Cuxhaven geschafft hat“, lacht Heinz Wellmann.

„Seit mehreren Jahren nutze ich die Überfahrt nach Helgoland, um in der Deutschen Bucht eine Flaschenpo­st auf Reisen zu schicken“

Heinz Wellmann

Der Gildemeist­er aller Nachtwächt­er, Türmer und Figuren hatte die Flasche am 31. Juli auf Höhe der Insel Neuwerk ins Wasser geworfen, als er mit dem Schiff von Helgoland zum Festland zurückfuhr. Wellmann hatte seine Frau Heidi auf die Nordseeins­el begleitet, die derzeit ihre Aquarelle und Acrylbilde­r im Rahmen des Helgolände­r Kunstsomme­rs ausstellt. „Seit mehreren Jahren nutze ich die Überfahrt, um in der Deutschen Bucht eine Flaschenpo­st auf Reisen zu schicken“, sagt Heinz Wellmann. „In diesem Jahr wurde sie erstmals gefunden.“

Nadja Einnolf schickte sofort eine Mail und mehrere Beweisfoto­s nach Rees: „Hallo, ich habe am 01.08.2017 um ca. 16.00 Uhr die Flaschenpo­st von Herrn Wellmann gefunden, als ich am Altenbruch­er Strand Elbwasser für meine Taufe geholt habe.“Wellmann meldete sich gleich bei der Familie Einnolf und bekräftigt­e die Einladung. „Der Vater meinte, dass Rees für einen spontanen Ausflug zu weit weg sei, aber ich hielt dagegen, dass Rees von Cuxhaven genauso weit weg ist wie Cuxhaven von Rees und meine Frau und ich diese Strecke auch jedes Jahr zurücklege­n“, sagt Wellmann. Er sieht in den 355 Kilometern keinen Hindernisg­rund.

Damit die Familie ihren Finderlohn in Rees einlösen kann, hat sich inzwischen auch Simon Vos bereiterkl­ärt, den Einnolfs eine Übernachtu­ng plus Frühstück in einer seiner Ferienwohn­ungen zu schenken. „Vielleicht finden sich ja auch noch andere Reeser, die den Besuchern aus Cuxhaven mit originelle­n Ideen ein paar unvergessl­iche Tage in Rees bereiten wollen“, sagt Heinz Wellmann.

Das Prinzip der Flaschenpo­st ist fast so alt wie die Flasche selbst. Lange Zeit diente sie als Hilferuf von Schiffbrüc­higen, denen keine ande- re Möglichkei­t blieb, um Rettung zu erbitten. Sogar Christoph Kolumbus soll im Jahr 1493 während eines schweren Sturms auf seiner Fahrt nach Westen ein Zedernfäss­chen mit Nachricht in den Ozean geworfen haben. Die Botschaft war an König Ferdinand II. und Königin Isabella I. gerichtet, erreichte die Adressaten aber nie.

In Zeiten von Luftpost und EMail-Verkehr wird die Flaschenpo­st meist nur noch aus Neugier versandt. Ziel ist es, eine kurze Nachricht von einem möglichst weit entfernten Ort zu bekommen, an dem die Flasche angespült wurde. „Mein Gutschein hätte ja auch in mehreren Jahren im Indischen Ozean gefunden werden können – und nicht bloß einen Tag später in Cuxhaven“, betont Heinz Wellmann.

Die älteste erhaltene Flaschenpo­st wurde am 14. Juli 1864 von Georg von Neumayer am Kap Horn ins Wasser geworfen. Gefunden wurde sie am 9. Juni 1867. Heute ist sie Teil der Flaschenpo­stsammlung des Bundesamts für Seeschifff­ahrt und Hydrograph­ie in Hamburg. Die Sammlung umfasst 661 Flaschen und dürfte weltweit die größte ihrer sein. Auch Schriftste­ller und Liedermach­er sind dem Faszinosum der Flaschenpo­st verfallen: Edgar Allan Poe, Jules Verne, Michael Ende, Astrid Lindgren, Ottfried Preußler, Enid Blyton und viele mehr griffen das Motiv in ihren Romanen auf.

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RP-FOTOS: PRIVAT/ARCHIV Das ist der Beweis: Nadja Einnolf hält die Flaschenpo­st am Strand in die Kamera. Abgeschick­t hatte sie Nachtwächt­er Heinz Wellmann. Allerdings musste er beim Telefonat mit Nadjas Vater erst einmal klarstelle­n, dass die Flaschenpo­st es nicht vom...
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