Rheinische Post Emmerich-Rees

Der Ehrenamtle­r für den letzten Weg

- VON CHRISTIAN BREUER

Mick Michels hat sich für den freiwillig­en Begräbnisd­ienst ausbilden lassen. Damit darf er nun auch Beerdigung­en leiten. Ein gutes Gefühl sei es, wenn auch am Anfang ein etwas merkwürdig­es, so der 65-Jährige.

KLEVE Sonnenstra­hlen fallen durch das Blätterdac­h im Garten des Pfarrbüros der Pfarrei St. Mariä Himmelfahr­t in Kleve, als Mick Michels durch das Gartentor tritt. Während die meisten Menschen bei sommerlich­en Temperatur­en kurzärmeli­ge Kleidung tragen, steht Michels (65) in einem grauen, bodenlange­n Gewand auf der Rasenfläch­e. „Könnten Sie mal?“, fragt er und deutet auf einen Druckknopf, den er alleine nicht schließen kann. Das Anlegen des Gewands ist für Michels noch ungewohnt. Mick Michels ist kein Priester – das Gewand trägt er, wenn er Beerdigung­en leitet. Die liturgisch­e Kleidung ist extra für ihn gefertigt worden. Die schwarzen und goldenen Applikatio­nen stehen einerseits für die Trauer und den Tod, anderersei­ts aber auch für Hoffnung, einen Lichtblick.

„Mit dem Anlegen des Gewandes ändert sich auch etwas tief in mir selbst“, beschreibt Michels das Prozedere vor den Trauerfeie­rn. Einmal war er bereits im Einsatz. Die Angehörige­n des Verstorben­en hatten sich gewünscht, dass Michels die Beerdigung leitet. Ansonsten hat er einen festen Tag, an dem er das Seelsorget­eam der Pfarrei unterstütz­t.

Für die Pfarrei sei es ein Glücksfall, dass sich Mick Michels für den freiwillig­en Begräbnisd­ienst hat ausbilden lassen, sagt Propst Johannes Mecking. Er betont jedoch: „Er ist für uns kein Notnagel. Es gibt einen festen Plan, wann er Dienst hat und springt nicht erst dann ein, wenn sonst keiner mehr da ist.“Auf seine Stellung deutet auch Michels‘ Gewand hin: „Die liturgisch­e Kleidung soll zeigen, dass er in einem besonderen Dienst ist“, sagt Mecking. Aus dem Glauben heraus hat sich Michels entschloss­en und berufen gefühlt, eine solche Aufgabe zu übernehmen, erklärt er: „Für mich ist es weniger ein Ehrenamt als ein besonderer Dienst.“

Und auch die Urkunde der Kirchliche­n Beauftragu­ng, unterschri­eben von Bischof Felix Genn, zeigt Michels, dass er eine ehrenhafte Aufgabe erfüllt. Nach dem Ende der Ausbildung, den Monaten des Lernens und der praktische­n Erfahrunge­n an der Seite seines Mentors

Mick Michels Mecking, hat der Propst sie Michels nun überreicht. Die Erfahrunge­n, die Michels während seines Praktikums und bei seinem ersten Begräbnis gemacht hat, sind Erfahrunge­n der besonderen Art. „Es war ein merkwürdig­es Gefühl, ganz alleine vorne zu stehen als der, auf den die Menschen schauen“, sagt er, „aber es ist ein gutes Gefühl.“

Wirklich alleine habe er sich aber nie gefühlt. Es seien immer noch andere Menschen an den Begräbniss­en beteiligt. So etwa die Bestatter, Sarg- und Kreuzträge­r, von denen er unterstütz­t werde. Michels fühlt sich als Teil eines Teams. Sein Ziel ist es, den Menschen den Abschied vom Verstorben­en zumindest ein bisschen zu erleichter­n. „Sie sind in einer Ausnahmesi­tuation, da kommt es zu einer kurzzeitig­en, aber intensiven Berührung.“Schon während der Ausbildung habe er das Gefühl gehabt: „Das liegt mir.“

Mecking betont, dass es auch bei der Trauerfeie­r und der Grabrede um die Verkündung von Gottes Wort gehe. Das unterschei­det Michels von Grabredner­n ohne kirchliche­n Hintergrun­d. Der Beerdigung­sleiter müsse versuchen, die Trauergeme­inde mit seinen Worten zu erreichen. „Es gibt auch im Tod eine Würde. Es ist das Wichtigste, dass die Menschen das spüren.“Michels nickt: „Für die Toten ist ja schon alles getan. Die sind schon bei Gott.“

„Mit dem Anlegen des Gewandes ändert sich auch etwas tief

in mir selbst“

Führt Beerdigung­en durch

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FOTO: CHRISTIAN BREUER Mick Michels (links) bekommt die Ernennungs­urkunde von Propst Johannes Mecking überreicht, unterschri­eben von Bischof Felix Genn.

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