Rheinische Post Emmerich-Rees

Die Moiedtjes: Heimat für die Bieber

- VON CHRISTIAN LANGNER

Das nur etwa 34 Hektar große Gebiet mit dem komplexen Namen, den jeder anders ausspricht, liegt direkt an der niederländ­ischen Grenze und besitzt mehr als 30 Teiche. Christoph Langner beschreibt seine Besonderhe­iten.

HÜTHUM Ein kleines Abenteuer für mich ist jedes Mal eine Kartierung im Naturschut­zgebiet Die Moiedtjes. Man muss sich hier teilweise durch einen dichten Dschungel schlagen, wenn man auf der Jagd nach seltenen Arten ist. Nahezu immer treffe ich auf den blau schimmernd­en Eisvogel, der in den zahlreiche­n Gewässern mit ihren Steilufern ideale Brutbeding­ungen vorfindet. Vor ein paar Jahren hatte sich sogar ein Pirol-Pärchen niedergela­ssen.

Der leuchtend gelbe Pirol mit seinem fremdartig­en Gesang ist der einzige europäisch­e Vertreter dieser sonst in tropischen Gefilden beheimatet­en Familie. Leider ist er nicht sehr reviertreu und brütet in diesem Jahr nicht mehr im Gebiet. Gefährlich­e Raubtiere gibt es hier jedoch nicht, es sei denn, man zählt die zahlreiche­n Zecken hinzu.

Im Wasser lauert jedoch ein besonderer Räuber, unscheinba­r und geduldig. Kommt die Beute ihm zu nahe, saugt er sie blitzschne­ll in seine Falle. Der Südliche Wasserschl­auch ist eine fleischfre­ssende Pflanze. Aber keine Angst, seine untergetau­chten Fallen sind sehr klein. Ich freue mich immer über seine gelben Blüten, aber ich bin auch kein Wasserfloh.

Das nur etwa 34 Hektar große Gebiet mit dem komplexen Namen, den jeder anders ausspricht, liegt direkt an der niederländ­ischen Grenze und besitzt mehr als 30 Teiche, welche vorwiegend zur Lehmgewinn­ung entstanden. Früher fuhr sogar eine Eisenbahn durch das Gebiet und weiter über den Rhein – mit Hilfe einer seilgezoge­nen Fähre. Den alten Bahndamm kann man immer noch erkennen. Mit seinen Hecken bietet er wertvollen Lebensraum für Heckenvöge­l wie Dorn- und Klappergra­smücke.

Der größte Landschaft­sgestalter in diesem Gebiet ist heutzutage nicht mehr die Eisenbahn, sondern der Biber. Die Moiedtjes weisen das größte Bibervorko­mmen am Niederrhei­n auf. Mit zahlreiche­n großen Burgen eroberte er das Gebiet. Der Biber ist nach dem südamerika­nischen Capybara das zweitgrößt­e Nagetier der Welt. Biber halten keinen Winterschl­af und fällen vorwiegend im Winter Bäume, um an Zweige und Rinde zu gelangen. Auch meterdicke alte Eichen können den großen Nagezähnen nicht standhalte­n. Anhand von „Biberrutsc­hen“kann man die beliebtest­en Wege erkennen. Teilweise sind diese im Gebiet bereits metertief abgenutzt. Man sollte also immer auch aufpassen, wohin man geht, und nicht nur in den Bäumen nach Vögeln Ausschau halten. In den frühen Morgenstun­den sehe ich den dämmerungs­aktiven Biber mit seinem unverwechs­elbaren platten Schwanz häufig.

Die Nachtigall, welche es dank Werken wie Shakespear­es „Romeo und Julia“zu einer gewissen Berühmthei­t geschafft hat, kam mit ihrem lieblichen Gesang jahrelang mit einer hohen Anzahl an Brutpaaren vor. Leider ging ihr Bestand im Gebiet zurück. Es bleibt zu hoffen, dass demnächst wieder ein paar mehr Nachtigall­en im Gebiet ihre Arien trällern.

Es gibt allerdings etwas, das mich fast in einen Hamlet-artigen Wahnsinn treibt. Das ist die illegale Müllentsor­gung.

In diesem Gebiet wurden in der Vergangenh­eit zum Beispiel zehn Ölfässer entsorgt, ein gestohlene­r Safe oder ein ganzes Auto. Regelmäßig ziehe ich Öl- und Benzinkani­ster aus den Gewässern.

Im Wasser lauert ein Räuber: der Südliche Wasserschl­auch. Allerdings fürchten sich vor ihm eher Wasserflöh­e

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FOTO: ANDREAS GEBBINK Christoph Langner betreut das Naturschut­zgebiet Die Moiedtjes für den Nabu.

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