Rheinische Post Emmerich-Rees

Als Stevie Wonder zu seiner Mutter wollte

- VON SEBASTIAN LATZEL

SCHWERPUNK­T HALDERN POP FESTIVAL Einen mehr als unterhalts­amen Einblick in die Musikgesch­ichte gab Manager Keith Harris in Haldern. Bei den Gesprächen zum Festival plauderte er aus seiner Zeit mit der Soullegend­e.

HALDERN Keith Harris mag Social Media überhaupt nicht nicht. Lehnt Facebook und Twitter ab. Wer seinen Namen in einer Internetsu­chmaschine eingibt, der landet erst einmal bei einem Bauchredne­r gleichen Namens. Weniger unterhalts­am als der Bauchredne­r ist der andere Keith Harris aber nicht. Im Gegenteil: Bei seinem Besuch im legendären „Raum 3“im Halderner Jugendheim brechen die Gäste immer wieder in lautes Gelächter aus. Die Runde mit dem Manager von Stevie Wonder wird zum unterhalts­amen Einblick in die Musikgesch­ichte.

Etwa wenn Harris erzählt, wie er mit Ende 20 nach Amerika gekommen war, um hier mit Stevie Wonder zu arbeiten. Der war da schon ein Mega-Star, Harris dagegen unerfahren und ganz aufgeregt, als der Mu- siker vorschlug, doch eine Fahrt zum Haus seiner Mutter zu machen. „Wie sieht das denn aus?“, hatte Harris den Musiker hilflos gefragt. Der antwortete trocken. „Woher soll ich das wissen? Ich bin blind.“

Auf der Fahrt habe plötzlich die Benzinlamp­e des Autos rot geleuchtet. „Halt an und tank“, war der simple Rat von Stevie Wonder. „Ich habe mir gedacht: Der sieht ja auch nicht, in welcher Gegend wir hier gelandet sind“, erzählt Harris grinsend, der tankte, bezahlte und auf dem Weg zurück zum Auto plötzlich einen Schwarzen sah, der ebenfalls zu dem Fahrzeug lief. „Ich habe gerufen: He, was willst du? Der sagte nur: Ich will Hallo zu Stevie sagen.“Er sei ganz nervös geworden, schnell zum Auto gelaufen und habe Stevie gewarnt: „Da will jemand Hallo sagen.“Stevie habe wieder ganz trocken geantworte­t: „Dann lass ihn kommen.“

Keith Harris Der Schwarze habe daraufhin die Autotür geöffnet und gerufen: „Hello Stevie.“Der habe geantworte­t „Hello Herbie.“Bei dem vermeintli­chen Fan handelte es sich nämlich um Jazzrock-Legende Herbie Hancock.

Stevie Wonder ist für Harris eindeutig der Musiker, mit dem er am liebsten zusammenge­arbeitet hat. Er sei einfach unglaublic­h. Gerade erst habe er innerhalb von nur einem Monat ein neues Instrument gelernt. Für Harris ist Stevie Wonder ein Beispiel dafür, was einen guten Musiker von einem exzellente­n unterschei­det. Gute gebe es viele, exzellente nur ganz wenige. Ed Sheeran etwa ist für ihn höchstens ein guter Musiker. Der bringe nichts Neues, recycle nur. „Meiner Ansicht nach ist das nicht kreativ“, sagt Harris. Viele würden einfach durch das Internet als Star aufgebaut. Ob er denn hier in Haldern einen exzellente­n Musiker gesehen hat? Harris überlegt lange. Dann antwortet er ausweichen­d. Benjamin Clementine sei ein Musiker, der das Zeug dazu habe. „In zwei Jahren ist er vielleicht okay“, sagt er und grinst wieder. Er sagt das nicht abwertend. Er ist einfach überzeugt: Die Musiker hier sind noch auf dem Weg, sind nicht fertig. So ein Festival sei immer eine wichtige Möglichkei­t, dazuzulern­en, sich zu entwickeln.

Was gute Musik ausmache, das müsse jeder für sich selbst entscheide­n, ist der Rat von Harris. Auch dafür hat er ein ganz einfaches Beispiel: „Wenn ich einen Straßenmus­iker sehe, dann schaue ich mir ihn eine Zeit lang an. Spielt der besser als ich Gitarre, bekommt er Geld, wenn nicht, dann eben nicht.“Denn das sei der wichtige Punkt auf dem Weg nach oben: „Du musst richtig gut sein.“

„Ed Sheeran ist gut, aber er ist nicht exzellent. Er recycelt Musik, er ist für

mich nicht kreativ“

„Der erste Punkt, um richtig gut zu werden, ist einfach: Du musst rich

tig gut sein“

Keith Harris

 ?? RP-FOTO: THOMAS BINN ?? Bestens gelaunt präsentier­te sich Keith Harris im Halderner Jugendheim. Das übertrug sich auf die zahlreiche­n Besucher der Gesprächsr­unde, die einen unterhalts­amen Einblick in das Leben mit Stevie Wonder bekamen.
RP-FOTO: THOMAS BINN Bestens gelaunt präsentier­te sich Keith Harris im Halderner Jugendheim. Das übertrug sich auf die zahlreiche­n Besucher der Gesprächsr­unde, die einen unterhalts­amen Einblick in das Leben mit Stevie Wonder bekamen.

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