Islam-Wissenschaftler Lutz Jäckel und das unbekannte Syrien
HALDERN (RP) Elias Hanna Saliba führt in Hamburg mehrere Restaurants, in denen der Mann mit syrischen Wurzeln Speisen aus seiner Heimat anbietet. „Es geht das Gerücht um, dass Saliba so viel Druck auf die Kräuter- und Gemüsehändler gemacht hat, dass es ihm zuzurechnen ist, dass in Deutschland neben der krausen endlich auch glatte Petersilie in den Handel kam. Ohne die ist ein Tabouleh-Salat nicht denkbar“, sagt Lutz Jäckel mit einem schelmischen Lächeln.
Der Islam-Wissenschaftler und Fotojournalist, der 20 Jahre lang Syrien dokumentiert hat, hielt jetzt einen Vortrag über das Land im Nahen Osten. Nicht über das Syrien, das aktuell von Krieg, Gewalt und Trauer gekennzeichnet ist, sondern vom Syrien vor dem Krieg. „Ein kulturell und historisch wie menschlich reiches Land“, so Jäckel, der im Rahmen des Pop-Festivals nach Haldern gekommen war.
Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani, Politikwissenschaftler aus Münster und letztjähriger Referent beim Hal- dern Pop, hatte ihn als Gastredner zum Thema „Zuhause“vorgeschlagen. „Viele Menschen sind auf der Flucht, suchen anderswo ein neues Zuhause, wie auch hier in Haldern“, so El-Mafaalani. Seine Wahl sei auf Jäckel als Gastredner gefallen, weil dieser etwas zu bieten habe, das ganz im Sinne des Festivals sei, nämlich etwas ganz Neues zu zeigen. Jäckel stelle mit seinem Vortrag seinen neuen Text-Bildband vor, den dieser im Zusammenwirken mit der ebenfalls anwesenden Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor erarbeitet hat.
Mehr als 70 Zuhörer waren in den Saal des Jugendheims geströmt, um Jäckels Bilder auf der Leinwand zu sehen. Ein nicht minder großer Genuss war es, seinem Vortrag über Syrien zu lauschen, der nicht nur von Baudenkmälern, Moscheen, Kirchen und Cafés erzählte, sondern auch von den Menschen.
Entstanden ist ein Fotoband, der auf Anregung von Lamya Kaddor betextet wurde. Autoren sind Menschen, die eine Beziehung zu Syrien haben. Welche auch immer. Wie sie selbst. Oder Saliba. Er hat das Bild einer alten Dame, Mutter seines Schulfreundes, betextet. Sie war alleinerziehende Mutter von fünf Kindern und führte einen Catering-Betrieb. 1986 reiste sie nach Deutschland und kochte während der Zeit ihres Aufenthalts in Salibas Restaurant. „Was sie an Großmut, Opferbereitschaft und gesunder Einstellung zu Leben und Arbeit hatte, das werden die Menschen in Syrien nach dem Krieg dringend brauchen“, schreibt Saliba.