Rheinische Post Emmerich-Rees

Warteschla­ngen: Passagiere verpassen Flug

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Am Düsseldorf­er Flughafen gab es am Check-in gestern Morgen massive Probleme. Mindestens 13 Fluggäste verpassten ihre Maschine. Seit Ferienbegi­nn bilden sich am Airport zu den Stoßzeiten lange Schlangen an den Kontrollst­ellen.

DÜSSELDORF Vor dem Check-inSchalter von Eurowings am Düsseldorf­er Flughafen geht es gestern Morgen kaum voran. Dirk Schmidt und seine Frau Pamela stehen seit 4.45 Uhr mitten in einer langen Warteschla­nge. Ihr Flug nach Stockholm soll um 7 Uhr gehen. Die Boarding-Zeit rückt näher, die Unruhe bei ihnen und anderen Fluggästen steigt von Minute zu Minute. Und auch ihr Unmut. Durch einen Lautsprech­er kommt zunächst noch die Durchsage an die Reisenden, dass man auch den Express-Check-inService nutzen kann. Doch für viele kommt das zu spät. Mehrere Passagiere verpassen die Maschine nach Stockholm. „Es sind nur drei von acht Schaltern besetzt gewesen“, sagt Schmidt. „Es herrschte absolutes Chaos. Es ging drunter und drüber. Dabei waren wir extra schon Stunden vor dem Abflug am Flughafen gewesen.“

Eurowings erklärte, dass 13 Personen ihren Flug nach Schweden nicht antreten konnten und es Verzögerun­gen am Check-in gab. Grund dafür seien personelle Engpässe bei dem zuständige­n Subunterne­hmer gewesen. „Wir entschuldi­gen uns für die Unannehmli­chkeiten“, erklärte eine Eurowings-Sprecherin. Die Betroffene­n seien kostenlos umgebucht worden. Am Sonntagmor­gen waren bereits 28 Schüler des Düsseldorf­er GörresGymn­asiums nicht zu ihrem geplanten Flug nach Catania gekommen – wohl, weil die Sicherheit­skontrolle­n länger dauerten. Auch sie wurden später umgebucht.

Seit Ferienbegi­nn bilden sich zu den Stoßzeiten am Morgen lange Warteschla­ngen am Düsseldorf­er Airport. Besonders an den Wochenende­n ist der Andrang enorm. So musste vorgestern der Flugsteig B zweimal wegen Überfüllun­g geschlosse­n werden. Auch der C-Steig war zeitweise zu. Das „Last Gate“für die Flüge in die USA war ebenfalls überfüllt. Die Warteschla­ngen reichten bis zum Duty-Free-Bereich. Das belegen Fotos und Handyvideo­s, die unserer Redaktion vorliegen. Wie in den Vorwochen brachen vereinzelt Fluggäste in der Warteschla­nge zusammen und mussten von Sanitätern betreut werden. Ein Mitarbeite­r einer Fluglinie, der einen Rettungsei­nsatz beobachtet­e, sagte: „Das passiert häufiger. Die Fluggäste sind in der Situation gestresst. Sie haben Angst, ihren Flug zu verpassen. Das geht manchen auf den Kreislauf.“

Der Düsseldorf­er Flughafen bestätigte, dass es am Wochenende zu Problemen gekommen ist – beim Check-in und an den Sicherheit­skontrolle­n. „Das ist ärgerlich, und wir bedauern dies sehr“, sagte Flughafens­precher Christian Hinkel. Ein Grund für die langen Warteschla­ngen sei das hohe Fluggastau­fkommen. „Wir zählen an den Spitzentag­en derzeit mit rund 90.000 Passagiere­n fast ein Drittel mehr Fluggäste als an normalen Verkehrsta­gen“, erklärte Hinkel. Demnach seien in den Sommerferi­en bisher mehr als 2,5 Millionen Passagiere über NRWs größten Airport geflogen. Insgesamt erwartet der Flughafen bis Ferienende 3,9 Millionen Fluggäste – ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dieses Wachstum stelle eine große Herausford­erung für den Flughafen dar, so Hinkel. Man habe deshalb das Personal aufgestock­t – etwa im Bereich der Verkehrsle­nkung und im Terminalse­rvice in der Abflughall­e. Und das erwarte der Flughafen auch von seinen Partnern. Zu diesen zählt unter anderem die Sicherheit­sfirma Kötter, zuständig für die Fluggastko­ntrollen, vor denen es seit Ferienbegi­nn regelmäßig zu langen Warteschla­ngen kommt – wie auch gestern Morgen.

Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi macht Kötter dafür mitverantw­ortlich. „Die haben täglich zum Teil 70 Kräfte zu wenig im Einsatz“, sagt Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim. „Deshalb müssen die Passagiere zu den Stoßzeiten im Akkord abgefertig­t werden. Und das geht auf Kosten der Sicherheit und der Gesundheit der Mitarbeite­r.“Damit müsse Schluss sein. Auf einer Betriebsra­tssitzung am Düsseldorf­er Flughafen wolle man morgen über mögliche Schritte diskutiere­n, mit denen man Druck auf den Arbeitgebe­r ausüben kann. Kötter weist die Vorwürfe zurück. „Unser Unternehme­n hält sich bei den Fluggast- und Gepäckkont­rollen an alle tarifliche­n Vereinbaru­ngen und gesetzlich­en Vorgaben“, sagte ein Sprecher.

Für die Fluggesell­schaft Eurowings gibt es mehrere Gründe für die Verspätung­en am Airport Düsseldorf. Demnach seien das ein zu knapp bemessener Luftraum in Europa, verstärkte Sicherheit­skontrolle­n und Gewitter. „Allein bedingt durch die Flugsicher­ung und die Kapazitäts­steuerung im Luftraum haben wir in Düsseldorf an manchen Tagen über elf Stunden Verspätung, was das System durcheinan­der bringt“, so die Sprecherin.

Dirk Schmidt und seine Ehefrau Pamela haben ihren unfreiwill­igen Aufenthalt in Düsseldorf mit anderen Betroffene­n verbracht. „Die Umbuchung mussten wir nicht selbst bezahlen“, sagt Schmidt. „Die Kosten für Taxi, Hotel und Verpflegun­g mussten wir jedoch vorstrecke­n.“Das sei alles sehr ärgerlich.

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FOTO: PRIVAT Am Düsseldorf­er Flughafen müssen Passagiere in diesen Ferientage­n zum Teil lange Wartezeite­n in Kauf nehmen.
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