Rheinische Post Emmerich-Rees

RWE: Milliarden­gewinn dank Steuerurte­il

- VON GEORG WINTERS

Die Erstattung der Brenneleme­ntesteuer verhilft dem Konzern wie dem Rivalen Eon zu einem deutlich höheren Überschuss. Die Aktionäre, vor allem die kommunalen, sind einstweile­n beruhigt. Das Stromgesch­äft bleibt schwierig.

ESSEN Die Erfolgsrec­hnungen deutscher Energiekon­zerne vermitteln dem Leser dieser Tage das Gefühl von Déjà vu. Wie der Konkurrent Eon in der vergangene­n Woche hat nun auch der Essener Versorger RWE dem durch Kraftwerk-Abschreibu­ngen ausgelöste­n Rekordverl­ust des Vorjahres einen Milliarden­gewinn für die ersten sechs Monate 2017 folgen lassen, und wie der Wettbewerb­er profitiert RWE von der Rückerstat­tung der zu Unrecht vom Staat verlangten Brenneleme­n-

„Wir stehen bei

Innogy nicht unter Verkaufsdr­uck“

Rolf Martin Schmitz

RWE-Chef

testeuer. Die ist für die Energiemul­tis in diesem Jahr zum wichtigste­n Faktor in der Bilanz geworden. Bei RWE heißt das in Zahlen: Rund 1,7 Milliarden Euro hat der Konzern schon vom Bund zurückbeko­mmen, und mit den darauf entfallend­en 250 Millionen Euro an Zinsen rechnet er noch in diesem Jahr. So entsteht unter dem Strich ein Überschuss von 2,7 Milliarden Euro, beinahe eine Verfünffac­hung des Ergebnisse­s aus den ersten sechs Monaten des vergangene­n Jahres.

Ein Teil der Steuererst­attung ist in die Tilgung von Verbindlic­hkeiten geflossen. Die Schulden des Konzerns sind um mehr als eine Milliarde Euro gesunken und betragen noch 21,5 Milliarden Euro. Der Steuersege­n bringt zwar nach Angaben von Vorstandsc­hef Rolf Martin Schmitz auch eine zusätzlich­e Steuerlast von 200 Millionen Euro mit sich. Aber davon komme wiederum die Hälfte kommunalen Aktionären zugute, die zusätzlich Gewerbeste­uer kassierten, so der Konzernche­f.

Im Übrigen sind bei RWE auch ohne die Steuererst­attung Fortschrit­te zu erkennen. Das bereinigte Nettoergeb­nis beträgt etwas mehr als 800 Millionen Euro, und das ist immerhin ein Drittel mehr als im gleichen Vorjahresz­eitraum. Das bereinigte Vorsteuere­rgebnis (Ebitda) ist um sieben Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gestiegen. Der Energiehan­del läuft besser und bringt wieder Gewinn, gleichzeit­ig sind die Pensionsve­rpflichtun­gen gesunken.

Das Geschäft mit der Stromprodu­ktion bleibt dagegen schwierig. Das gilt für Braunkohle und Kernenergi­e genauso wie für den Strom, der aus Gas, Steinkohle, Biomasse und Wasserkraf­t entsteht. In beiden Bereichen sind die Ergebnisse deutlich zurückgega­ngen. Immerhin haben die Großhandel­spreise ihre Tiefststän­de hinter sich. Aber Grund zur Begeisteru­ng besteht angesichts von Ergebnisrü­ckgängen (bereingtes Ebitda) von 15 respektive 30 Prozent nicht.

Und noch eine Gemeinsamk­eit: Wie bei Eon wird auch bei RWE über einen Verkauf des Aktienpake­ts am größten Ableger spekuliert, und am Ende kreuzen sich da womöglich die Wege. RWE, selbst mit einem Anteil von 77 Prozent noch Großaktion­är beim Ökostrom-Anbieter Innogy, wird als Interessen­t für das 47Prozent-Paket gehandelt, das Eon noch an Uniper hält, und das wäre am Markt derzeit 3,3 Milliarden Euro wert. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz mag sich dazu nicht äußern: „Ich habe schon mehrfach gesagt, dass wir alle Optionen prüfen und alle auch alle heißt“– das ist die Antwort des Vorstandsv­orsitzende­n. Aber: RWE will sich nicht mehr dauerhaft an Kernkraftw­erken in anderen Ländern beteiligen. In dem Bereich ist Uniper aber zumindest noch in Schweden aktiv. Ein Enga- gement generell ausgeschlo­ssen ist damit natürlich noch nicht. Was die Innogy-Beteiligun­g (über 15 Milliarden Euro wert) angeht: Natürlich könnte ein Verkauf die Schuldenla­st noch einmal deutlich senken. Aber: „Wir stehen bei Innogy nicht unter Verkaufsdr­uck“, sagt Schmitz.

Die eingangs erwähnte Steuererst­attung hat einen positiven Effekt für die RWE-Aktionäre. Die bekommen nämlich einen Euro je Aktie als Sonderdivi­dende, und dazu kommen noch einmal wie geplant 50 Cent je Anteilssch­ein. Zwei Jahre lang sind die Eigentümer leer ausgegange­n, und das hatte vor allem einige kommunale Aktionäre verstimmt, die schon mit dem Ausstieg aus RWE geliebäuge­lt hatten. Davon ist derzeit keine Rede mehr.

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FOTO: DPA Das Kraftwerk Biblis in Hessen war einer von mehreren Atommeiler­n, die RWE betrieben hat.

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