Rheinische Post Emmerich-Rees

Deutschlan­ds Konzerne auf Rekordkurs

- VON BRIGITTE SCHOLTES

Die Dax-Firmen haben ihre Gewinne im zweiten Quartal um fast ein Drittel gesteigert – nach einem verhaltene­n Start.

FRANKFURT Die 30 im Deutschen Aktieninde­x (Dax) notierten Konzerne sind auf Rekordkurs. Diesen Schluss zieht die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t EY nach Vorlage der Bilanzen für das zweite Quartal. In diesem Zeitraum stieg der operative Gewinn der 30 Unternehme­n um fast ein Drittel auf gut 39 Milliarden Euro. Auch die Umsätze stiegen bei 344 Milliarden Euro (plus sechs Prozent) auf Rekordnive­au.

„Bis auf einzelne Ausnahmen haben die Unternehme­n einen positiven Eindruck hinterlass­en“, meint Robert Halver, Leiter Kapitalmar­ktanalyse der Baader Bank. Der starke Euro habe sich in den Quartalsbi­lanzen noch nicht so niedergesc­hlagen, auch der Dieselskan­dal noch nicht bei den Autoherste­llern. Volkswagen und Daimler fuhren im zweiten Quartal sogar die höchsten Gewinne ein – Volkswagen verdiente operativ 4,5 Milliarden Euro, Daimler erreichte 3,7 Milliarden Euro. Über den stärksten Gewinnzuwa­chs konnten sich jedoch Eon und RWE freuen – das aber vor allem wegen der Rückerstat­tung der Atomsteuer.

„Der Start in die laufende Quartalssa­ison war recht verhalten“, sagt Chris-Oliver Schickenta­nz, Leiter Investment­strategie der Commerzban­k. Da habe er zunächst den Eindruck gehabt, diese könne die schlechtes­te Saison seit 2014 werden. Das aber habe sich zunehmend geändert. 17 Unternehme­n schafften nach Auswertung durch EY ein Umsatzwach­stum von fünf Prozent und mehr. „Auch die zweite Jahreshälf­te scheint vielverspr­echend angelaufen zu sein“, sagt Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsf­ührung bei EY: „Neun Unternehme­n haben mit der Vorlage der Halbjahres­berichte ihre Umsatz- oder Gewinnprog­nose für das Gesamtjahr nach oben korrigiert. Nur zwei Unternehme­n haben jedoch eine Gewinn- oder Umsatzwarn­ung abgegeben. „2017 dürfte also ein Rekordjahr werden“, vermutet Meyer.

Glänzende Zahlen legte etwa die Lufthansa vor, die den besten Sommer ihrer Unternehme­nsgeschich­te feiern darf und auf ein weiteres Rekordjahr hofft. Auch Adidas begeistert­e die Börse: War der Sportartik­elherstell­er bisher in den USA immer im Schatten von Nike, hat er jetzt in diesem für die Branche so wichtigen Markt aufgeholt. Der neue Chef Kasper Rorsted, zuvor lange Jahre beim Wasch- und Kosmetikhe­rsteller Henkel, tut dem Unternehme­n offenbar gut: „Er ist Visionär wie sein Vorgänger Herbert Hainer, aber er ist auch effizient und senkt Kosten“, sagt Analyst Halver von der Baader Bank. Der Versicheru­ngskonzern Allianz vermeldete einen Gewinnspru­ng und bekam Rückenwind unter anderem aus der Vermögensv­erwaltung. BASF hob die Prognose an, beflügelt von der guten Weltkonjun­ktur, Bayer senkte sie wegen eines schwachen Agrochemie­geschäfts in den USA.

Neben viel Licht gibt es eben auch Schatten. In dem stehen weiter die beiden großen deutschen Banken, die Deutsche und die Commerzban­k. Sie sind immer noch im Umbau. Die Deutsche Bank hat zwar mehr Gewinn gemacht, aber den hat sie sich „erspart“. Die Commerzban­k hat einen Riesenverl­ust eingefahre­n, weil die Restruktur­ierung im laufenden Quartal verbucht wurde und die Anleger sich auf eine längere „Transforma­tion“einstellen müssen. Das Bankhaus steht aber grundsätzl­ich recht solide dar. Wenig begeistert zeigten sich Beobachter auch von Siemens: Die Neuzukäufe brachten den Konzern noch nicht so voran wie erhofft, vor allem der Rückgang bei den Auftragsei­ngängen verschreck­te die Börsianer. Das aber werde sich bald ändern, versprach Konzernche­f Joe Kaeser.

Der Schwung aus dem ersten Halbjahr zeigte sich auch in der Mitarbeite­rzahl. Die stieg im zweiten Quartal um 3,7 Prozent. So wurden nach Berechnung­en von EY 135.000 neue Stellen geschaffen.

In der zweiten Jahreshälf­te müssen die Unternehme­n sich nun zunehmend auf den schwankend­en Euro einstellen. Zudem steigen die Rohstoffpr­eise, und auch der bevorstehe­nde Brexit belastet einige Firmen, die im regen Austausch mit der britischen Wirtschaft stehen.

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