Rheinische Post Emmerich-Rees

Start-up will mit Stecker Autos intelligen­t machen

- VON FLORIAN RINKE

Mit „Pace“kann man sich per Smartphone eine Vielzahl von Fahrdaten anzeigen lassen. Aber braucht man das wirklich?

DÜSSELDORF Das kennt wohl jeder: Man fährt, keine Tankstelle in Sicht, plötzlich leuchtet auf dem Armaturenb­rett eine Warnleucht­e. Und jetzt? Der eine sucht über das Handy bei Google, der andere schlägt in der Anleitung nach, was das Licht bedeuten könnte. „Aber wirkliche Transparen­z gibt es nicht“, sagt Martin Kern: „Das wollen die AutoHerste­ller ja gar nicht. Die wollen, dass man in die Werkstatt fährt.“

Praktische­rweise hält Kern die Lösung in der Hand: Pace. Ein kleiner Stecker, der im Auto unterhalb des Lenkrads an der sogenannte­n ODB-2-Schnittste­lle angeschlos­sen wird und dann an das Smartphone all jene Informatio­nen übermittel­t, die man braucht – also auch, was sich genau hinter der Fehlermeld­ung verbirgt und wie gefährlich diese ist.

Das 2015 in Karlsruhe gegründete Start-up Pace Telematics will Autos (bzw. zumindest fast alle ab Baujahr 1996) intelligen­t machen. Denn etwa 95 Prozent der Fahrzeuge in Deutschlan­d sind dies laut Aussage von Pace-Chef Kern noch nicht, auch wenn viele Hersteller in ihre neuen Fahrzeuge entspreche­nde Lösungen einbauen: „Dabei wissen auch ältere Fahrzeuge extrem viel – nur der Fahrer erfährt davon wenig, weil es keine Transparen­z gibt.“

Mit dem kleinen Stecker und der dazugehöri­gen App lassen sich bei der Fahrt viele Daten des Fahrzeugs wie etwa der Verbrauch anzeigen, das System empfiehlt, wann man aus ökologisch­en Gründen schalten sollte – und bei einem Unfall wird automatisc­h ein Notruf abgesetzt.

„Das System muss für den Nutzer den maximalen Mehrwert bringen, damit er es sich freiwillig ins Auto steckt“, sagt Martin Kern. Der ehemalige Unternehme­nsberater weiß, wie man den Fahrzeug-Markt verändern, zuvor war er Chef des Online-Autoreifen-Shops Tirendo.

Nach einigen Testfahrte­n stellt sich dennoch die Frage, ob ein Privatkund­e den knapp 120 Euro teuren Stecker wirklich braucht. Funk- tionen wie das elektronis­che Fahrtenbuc­h sind nett, aber bislang kam man ja schließlic­h auch ohne klar.

Dass das Start-up trotzdem inzwischen auf einen zweistelli­gen Millionenb­etrag taxiert wird, liegt daher wohl eher an dem Potenzial in anderen Bereichen: „Versicheru­ngen könnten Pace zum Beispiel in Verbindung mit einem TelematikT­arif anbieten“, sagt Martin Kern. Auch für Werkstätte­nbetreiber sei es ein interessan­tes Kundenbind­ungselemen­t. Sie könnten sich die Erlaubnis holen, auf die Daten zugreifen zu dürfen und den Kunden dann zum Beispiel an Inspektion­stermine erinnern.

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FOTO: PACE Der Stecker wird unterhalb des Lenkrads angebracht.

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