Rheinische Post Emmerich-Rees

Zwei Schützenfe­ste, nur ein Bewerber

- VON MONIKA HARTJES

Beim gemeinsame­n Fest der St. Michael-Bruderscha­ft und der Sebastiane­r trat nur ein Schütze an, um König zu werden. Bei den Oberhüthum­ern fand sich kein Bewerber. Bei den St.-Sebastian-Schützen durfte Harald Bruins jubeln.

EMMERICH Gleich mehrere Premieren gab es beim diesjährig­en Schützenfe­st der St. Michael-Schützen. So feierten sie zum ersten Mal gemeinsam mit den St. Sebastian-Schützen auf dem Kapaunenbe­rg – was von allen Schützen beider Vereine als sehr positiv empfunden wurde. So erlebten sie erstmalig ein geselliges Klompensch­ießen und einen prächtigen Umzug von der Stadt bis zum Bölt. Eine weitere, nicht so schöne, Premiere, gab es, als sich kein Königsbewe­rber fand. Zwar hatten die beiden Bruderscha­ften im Vorfeld besprochen, dass jeder Verein für

„Ich bin jetzt 45 Jahre im Verein, das hat es noch nicht gegeben. Für mich

ist das bitter“

Jochen Spiertz

Brudermeis­ter Michael.Schützen

sich ein Königschie­ßen veranstalt­et und einen eigenen König ermittelt, doch bei den St. Michael-Schützen gab es keine Bewerber. Der Vorstand habe bereits im Vorfeld beschlosse­n, den Vogel in diesem Fall abzunehmen, erklärte Markus Verfürth, stellvertr­etender Brudermeis­ter der Michael-Schützen. „Ich bin jetzt 45 Jahre im Verein, das hat es noch nicht gegeben. Für mich als Brudermeis­ter und König ist das bitter“, sagte Jochen Spiertz enttäuscht.

Bereits am Sonntag nach der Matinee begannen die Michael-Schützen mit dem Preisschie­ßen. Den Kopf holte Markus Verfürth vom 18. Zug, den rechten Flügel Bernd Trilbeek (14.) und den linken sein Cousin Dieter Trilsbeek (1. Zug). Am Montagmorg­en fanden nach dem gemeinsame­n Antreten auf dem Geistmarkt Ehrungen, Fahnenschw­enken und Parade statt, bevor der Festzug durch die Stadt zum Kapaunenbe­rg startete.

Am Mittag waren dann zunächst die Sebastiane­r mit dem Preisschie­ßen an der Reihe. Den Ehrenpreis der Gäste schoss der Borussia-König Siggi Peters, den Kopf Dennis Heidelstäd­t (17.) und das Zepter Tobias van Dülmen (18. Zug).

Dann wurde eine Mittagspau­se eingelegt, das Schießen der Michael-Schützen sollte weiter gehen. Dazu musste der Vogel ausgetausc­ht werden, doch die Elektrik versagte. Es dauerte knapp eine halbe Stunde, bis ein herbeigeru­fener Elektriker den Kasten zum Sinken brachte. Als der Sebastiane­r-Vogel herausgeho­lt wurde, fiel der linke Flügel, der schon ordentlich perfo- riert war, herunter. Der wurde dem letzten Schützen Tobias Kniest vom 1. Zug zugesproch­en.

Bei den Michael-Schützen ging es mit dem Zepter weiter. Kurios: Der Schütze Willi van Dillen vom 8. Zug war schon weg, der nächste hatte gerade angelegt, als das Zepter mit Verspätung herunterfi­el. Den Reichsapfe­l schoss Rüdiger Kruse (11. Zug). Eigentlich sollte danach das Königschie­ßen stattfinde­n, doch auch nach dem dritten Aufruf meldeten sich keine Kandidaten und der Vogel wurde abgehängt. „Schade, aber man muss als Vor- stand auch mal konsequent sein und so die Mitglieder zum Nachdenken bringen“, sagte Markus Verfürth. Der Vorstand suchte nach Erklärunge­n: „Etliche unserer Schützen sind in Urlaub, die Züge teilweise recht ausgedünnt“, meinte Verfürth. „Aber es kann auch sein, dass so mancher etwas unsicher war und sich lieber zuerst mal das gemeinsame Schützenfe­st in Ruhe anschauen möchte, bevor sie den König schuss wagen.“

Jubel gab es dagegen bei den Sebastiane­rn, als Harald Bruins, Zugführer des 3. Zuges, den Vogel mit dem 54. Schuss von der Stange holte. Der 57-jährige Chemiefach­arbeiter war der einzige Königsbewe­rber bei den Sebastians­chützen.

Nach der Mittagspau­se wurden auf den Reichsapfe­l und dem rechten Flügel geschossen, hier waren Frank Scherzinge­r (16. Zug) und Friedhelm Sack (13. Zug) erfolgreic­h. Um 17.30 Uhr begann das Königschie­ßen. „Natürlich hätte ich lieber den Wettbewerb mit mehreren Bewerbern gehabt, aber ich habe meiner Frau versproche­n, auf jeden Fall noch einmal anzutreten“, sagte Bruins. Im letzten Jahr bei sei- nem ersten Versuch, König zu werden, kam ihm sein Cousin Klaus van Holt zuvor. Um 17.47 Uhr wurde er der neue König der St. SebastianB­ruderschaf­t. „Ich war im letzten Jahr so traurig, als es nicht klappte. Aber jetzt bin ich glücklich“, freute sich Königin Heidi. Auch die beiden erwachsene­n Söhne Dominik und Pascal zählten zu den Gratulante­n.

Statt der doppelten Schärpenüb­ergabe, wie sie geplant war, bekam nur der neue König der Sebastians­chützen seine Schärpe und die der Michaelsch­ützen wird jetzt im Tresor aufbewahrt.

 ?? RP-FOTOS (2): KLAUS-DIETER STADE ?? Harald Bruins sicherte sich die Würde des Königs bei den Sebastiane­rn. Er trat alleine an. Mit ihm freut sich die neue Königin Heidi.
RP-FOTOS (2): KLAUS-DIETER STADE Harald Bruins sicherte sich die Würde des Königs bei den Sebastiane­rn. Er trat alleine an. Mit ihm freut sich die neue Königin Heidi.

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