„Man braucht wirklich Mut, um alt zu werden“
Der frühere stellvertretende Bürgermeister Alfred Tenhaef ist gestern 80 Jahre alt geworden.
EMMERICH (nk) Alfred Tenhaef hat einiges erlebt und mitgemacht. „Man braucht wirklich Mut, um alt zu werden“, lautet seine Bilanz nach zuletzt drei Knochenbrüchen und einer frisch überstandenen AugenOP. Gestern vollendete der Emmericher („Eingeborener“, nennt er sich selbst) sein 80. Lebensjahr. Wie es ihm gehe? „Es geht.“Er ist nicht alleine. Die Tochter kümmert sich um ihn, der Schwiegersohn um den Garten. Denn Gärtnern kann Alfred Tenhaef leider nicht mehr selbst. Halb im Scherz, halb im Ernst sagt er: „Hätte ich den Garten doch bloß verkauft.“
Der Mann mit dem weißen Bart und der Mütze ist vielen Emmerichern ein vertrauter Anblick. Von 1992 bis 1994 war er zweiter stellvertretender Bürgermeister seiner Heimatstadt. 25 Jahre gehörte er dem Stadtrat an, von 1968 bis 2004, mit einer Unterbrechung.
Seine Partei, das ist bis heute die SPD geblieben. Für den gelernten Chemiearbeiter gehörte das einfach zusammen: rotes Parteibuch und die Mitgliedschaft bei der Awo und bei der Gewerkschaft. Zur SPD kam er durch Ille Heering und Otto Wes- termann. „Ich bin zu Otto Westermann hin und hab’ gesagt, ich möchte in die SPD. Irgendwann kriegte ich dann mein Parteibuch. So rund 57 Jahre bin ich schon dabei.“
Alfred Tenhaef wurde auf dem Grundstück an der Netterdenschen Straße geboren, wo er heute noch wohnt. Das Haus wurde nach einem Brand wieder aufgebaut. Die Mutter war bei der Zeitung, der Vater Hufund Wagenschmied. Er ist auf die Walz gegangen, war im Ruhrgebiet, bei Krupp und Mannesmann und kam nach Emmerich, als Noury (später Akzo) eine neue Ex
traktion baute. Dort ist er als Schlosser dann hängengeblieben. Auch Sohn Alfred sollte einmal bei Akzo landen. Doch zuerst jedoch arbeitete er bei Hegmann & Schott (Trümmerverwertung/Betonwerk), dann bei der Taufabrik und schließlich als Anlagenfahrer bei Akzo. 36 Jahre arbeitete er dort und engagierte dazu noch als Betriebsrat, hatte in offenes Ohr für die Nöte der Arbeiter, war Beichtvater und Kummerkasten: „Schlimm war es, wenn jemand entlassen werden sollte.“
Darüber hinaus gehörte er auch noch dem Wirtschaftsausschuss und dem Aufsichtsrat von Akzo an. Viel Arbeit und Stress halste er sich damals auf, bis ihm in einer Reha ein Arzt riet, alles mal aufzuschreiben, was er nicht ganz so gerne mache: „Da habe ich die Hälfte weggestrichen!“
Wie aus dem Effeff kommen die Namen der acht Bürgermeister, die er erlebt hat. „Jeder hatte seine Vorzüge.“Pieper sei ein Profi gewesen, Ille Heering ein menschlicher Typ, Giltjes ein Rhetoriker, Wolters war sachlich und ruhig und Irene Möllenbeck politisch sehr aktiv. Unter ihr fungierte er auch als Vize-Bürgermeister: „Ich war der sogenannte Außenminister“, erinnert er sich. Er durfte Altersjubilare mit Weinflaschen beglücken und die Stadt bei Schützenfesten repräsentieren: „Beim Schützenfest in Dornick war’s einmal arg, denn ich musste gleich zur Nachtschicht.“
Noch heute nimmt er als stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Stadtentwicklung an den SPDFraktionssitzungen teil: „Ich habe einen festen Platz: Linke Seite oben, da setzt sich kein anderer hin.“