Rheinische Post Emmerich-Rees

Zwei Asylbewerb­er wagen mutigen Schritt

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Sie ließen sich in St. Aldegundis taufen. Viele Christen werden in ihren Heimatländ­ern verfolgt.

EMMERICH (nk) Zwei muslimisch­e Flüchtling­e, die alleine nach Emmerich gekommen sind, haben eine mutige Entscheidu­ng getroffen: Sie haben sich in der St. Aldegundis­kirche von Pater Zakarias Sago taufen und firmen lassen und die Erstkommun­ion empfangen. In ihren Heimatländ­ern werden Christen verfolgt. Und wer konvertier­t, muss mit Schikanen rechnen, wird mitsamt Familie geächtet, ja mit dem Tode bedroht. Das ist ein Asylgrund, der in Deutschlan­d anerkannt wird. Der eritreisch-orthodoxe Priester aus Emmerich etwa, der sonntags in der Krypta von St. Martini nach uraltem Ritus Gottesdien­ste abhält, ist als Asylbewerb­er anerkannt.

Bei den jungen NeuKatholi­ken handelt es sich um einen 24-jährigen Iraner aus schiitisch­em Elternhaus, der immer schon eine christlich­e Grundeinst­ellung besaß und der drohenden Festnahme nur durch Flucht entkommen ist, und einen 18-jährigen Afghanen.

In Deutschlan­d sichert das Grundgeset­z die Religionsf­reiheit und die ungestörte Religionsa­usübung. Dennoch fühlen sich „Abtrünnige“auch im Lande Luthers oft nicht sicher, haben Angst vor Repression­en fanatische­r Landsleute. Vor allem um ihre Familien in ihren Heimatländ­ern sorgen sie sich, wenn der Übertritt um Christentu­m erst einmal herauskomm­t. Deshalb wollten die beiden jungen Männer auch nicht ihre Namen nennen und fotografie­rt werden. Aus diesem Grund hat die Redaktion mit Pfarrer Bernd de Baey gespro- chen, der sich wie Pater Zakarias, Pastoralre­ferent Matthias Lattek, Andrea Schaffeld und viele andere aus der Seelsorgee­inheit auch den Glaubensnö­ten der Asylbewerb­er annimmt. Pfarrer de Baey nimmt die Ängste ernst, sie beunruhige­n ihn auch: „Ich weiß nicht, wie weit der Arm des IS reicht.“Jedenfalls reichte die Verunsiche­rung, um die Taufe nicht groß publik und auch keine Fotos zu machen und sie dann ins Internet zu stellen. „Wer weiß, was passiert wäre, wenn wir die Bilder ins Netz gestellt hätten“, sagt de Baey. „Die Flüchtling­e kommen aus Ländern, wo es Toleranz in Glaubensfr­agen nicht gibt und Gewalt an der Tagesordnu­ng ist, in der Familie, in der Straße und wo sie mit einem anderen Frauenbild unterwegs sind. Mit den Flüchtling­en kommt eine andere Welt zu uns.“Die Neuen müssen sich mit den neuen Gesetzen und Gepflogenh­eiten vertraut machen. „Doch das ist ein langer Prozess.“Umgekehrt werde aber auch ein Schuh draus: „Die Flüchtling­e verändern auch unsere Kultur. Davor brauchen wir keine Angst zu haben. Das kann sehr bereichern­d sein.“

Pfarrer de Baey rät: „Wir müssen wachsam sein und einschreit­en, wo die Toleranz nicht da ist.“Er sei dafür, wenn die Spendung von Sakramente­n öffentlich geschieht: „Das darf ruhig bekannt werden.“Dabei gehe es nicht darum, zu triumphier­en, dass man neue Christen gewonnen habe. „Das ist nicht mein Thema!“Vielmehr brauche die „Toleranz Stärkung und gegebenenf­alls ihre Verteidigu­ng von allen Bürgern, damit das Recht auf freie Religionsa­usübung auch Wirklichke­it ist“.

Bis es zur Taufe kommt, finden viele Gespräche statt: „Wir wollen die Motivation herausfind­en, warum sich jemand taufen lassen will und Christ werden will.“Denn eines sei auch klar: „Die Taufe soll aus innerer Überzeugun­g gespendet werden und nicht als Grund dienen, um als Asylberech­tigter anerkannt zu werden.“Auch danach stehen die Neu-Christen nicht alleine da, sondern werden weiter betreut.

Die beiden frisch Getauften haben gute Chancen, anerkannt zu werden. Bis dahin dürften sie sich mit den nötigen Hilfestell­ungen besser zurechtfin­den in ihrem neuen, hoffentlic­h sicheren Land.

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FOTO: LINDEKAMP Pfarrer Bernd de Baey

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