Rheinische Post Emmerich-Rees

Verreist, verliebt, verheirate­t

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Sonne, Meer, Strand – das hebt die Laune und macht geselliger. Meist ist die Urlaubslie­be

bald vergessen, manchmal hält sie lebenslang. Leser erzählen von ihren Ferienflir­ts.

Von nun an waren wir unzertrenn­lich – auf jeden Fall für diese zauberhaft­e Woche in Andalusien. Wir tauschten uns über noch nicht lange zurücklieg­enden Liebeskumm­er aus, erkundeten das Küstenland und waren mutig genug, uns auch einen Ausflug in Richtung Sierra Nevada zuzutrauen. Mit geliehenem Motorrolle­r, den mein neuer Bekannter sehr souverän zu steuern wusste. Es gab Anblicke unvergesse­ner Momente in der südspanisc­hen Landschaft – und herben Frust, als wir bei der Alhambra zu spät eintrudelt­en. Geschlosse­n! Notgedrung­en traten wir wieder die Rückfahrt in Richtung Küste an. Gegen Mitternach­t waren wir wieder im Hotel. Dort kam mir gegen Ende der Woche beim Frühstück auf einmal die Frage in den Sinn, ob ich mir dieses Gegenüber am Tisch wohl auch länger, vielleicht gar für immer vorstellen könnte. Ich war sehr erstaunt, wie schnell mein Inneres diese Frage bejahte. Dabei war zwischen uns trotz aller Nähe in der ganzen Zeit nicht wirklich „passiert“, was dazu ermutigt hätte – ab- gesehen von vorsichtig­en Umarmungen bei Mondschein­spaziergän­gen am Strand.

Rückflug, Heimweg – hieß das jetzt gleichzeit­ig auch Abschied? Das sollte offenbar nicht sein: Erst einmal mussten andalusisc­he Keramiktel­ler in meinem Appartemen­t an die Wand. Als mein Reisegefäh­rte neben seinem Handwerksz­eug wie von ungefähr auch Rotwein, Elektroras­ierer und Zahnbürste im Gepäck hatte, wusste ich: Träume können wahr werden. In der sehr turbulente­n Silvestern­acht verlobten wir uns wahrhaftig. Und zu Pfingsten 1966 feierten wir mit unseren bis dato einander völlig unbekannte­n Familien Hochzeit.

„Wir mussten heiraten“, sagen wir gern – nicht etwa bevorstehe­nder Geburten wegen (unsere Kinder kamen erst 1968 und 1970 zur Welt), sondern weil wir nur so bald eine Wohnung bekamen. Ohne Ehe keine Wohnung, so war das damals. Vergangene­s Jahr konnten wir mit Kindern und Enkeln Goldene Hochzeit feiern. Auch die Hochzeitsr­eise passte übrigens ins Bild. Auch sie war ein Geschenk, genauer: 14 Tage im Wallis, ein Tombola-Preis von einer PR-Veranstalt­ung im Parkhotel.

Ursel und Richard Fuchs, Düsseldorf

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