Getränkemarkt darf nicht neu bauen
Jupp und Gisela Bockem hätten gerne ihren Getränkemarkt an der Empeler Straße durch einen Neubau vergrößert. Die Stadt hat den Bau jedoch nicht genehmigt, weil sie im Gewerbegebiet keine neue Einzelhandelsfläche haben will.
REES Die Antwort kommt schneller, als ein Sektkorken aus der Flasche schießt: „5112 Artikel“, antwortet Josef Bockem auf die Frage, wie viele verschiedene Artikel er und seine Frau Gisela an der Empeler Straße im Angebot haben. Die Mehrheit davon bilden 4800 Getränke, darunter fast 1000 Weinsorten, mehr als 200 Whiskys, edle Brände, seltene Grappas und ein paar Biernamen, die selbst den erfahrensten Genussmenschen unbekannt sein dürften. Die Obstkelterei van Nahmen aus Hamminkeln liefert ihre Magnumflaschen mit Frucht-Secco, der schon beim Bürgerfest des Bundespräsidenten in Berlin floss, überhaupt nur an drei Verkaufsstellen in Deutschland: Eine davon ist „Bockem – Das gute Weine-Haus“in Rees.
Soviel Vielfalt braucht ihren Platz. Deshalb haben Josef und Gisela Bockem ihr Ladenlokal im Gewerbegebiet erweitert. Die Verkaufsfläche ist um 180 auf mehr als 1000 Quadratmeter gewachsen, das Lager hat 200 Quadratmeter zusätzlich erhalten. „Wir haben zirka 130.000 Euro investiert und konnten die Kosten vergleichsweise niedrig halten, indem wir vieles selbst gemacht haben“, sagt Josef Bockem. Sein Fazit: „Der Aufwand hat sich gelohnt: Seit wir mehr Platz haben und ein größeres Angebot übersichtlicher präsentieren können, machen wir auch mehr Umsatz.“
Wäre es nach Josef und Gisela Bockem gegangen, hätten sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite des jetzigen Standorts komplett neu gebaut. „Wir wollten dort den modernsten Getränkemarkt Deutschlands errichten, aber die Stadt Rees, die auch Eigentümer des Grundstücks ist, hat den Bau nicht genehmigt, weil sie im Gewerbegebiet keine neue Einzelhandelsfläche haben will“, sagt Josef Bockem. Er bedauert: „Architektonisch wäre das etwas ganz Besonderes geworden, mit neuem Ladenkonzept, Verkos- tungsmöglichkeiten und einem Drive-in.“Rees zu verlassen und die Idee in einer anderen Stadt zu realisieren, kam für die Bockems nicht in Frage: „Kalkar hat vor drei Jahren intensiv um uns geworben und uns das passende Gebäude angeboten. Aber eine Standortverlegung bringt auch Nachteile, zumal wir uns in Rees einen großen Kundenkreis aufgebaut haben.“
Im Oktober 1999 machten sich die Bockems an der Empeler Straße selbstständig. Zuvor hatte Josef Bockem, der eine Ausbildung zum Anerkannten Weinfachberater absolviert hat, 28 Jahre im Getränkeheimdienst gearbeitet. Gisela Bockem arbeitete nach ihrer Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau als Gastwirtin, Getränke- und Weinfachfrau. Heute kaufen Privat- und Geschäftskunden, Gastronomen und Sterneköche bei ihnen in Rees ein. „Unsere Eigenmarke, den Rhinkieker-Sekt, liefern wir sogar regel- mäßig an einen Kunden in München. Über Austauschschüler haben es einige Sektflaschen auch nach Moskau und New York geschafft“, sagt Gisela Bockem. Weinund Schnapsflaschen mit Reeser Motiven auf dem Etikett waren zeitweise ausverkauft, sollen aber bald wieder erhältlich sein.
In Rees, wie in ganz Deutschland, geht der Trend aktuell zum Weißwein. Auch Rosé und liebliche Weine sind gefragt. „Beim Rotwein dominiert die Nachfrage nach fruchtigeren statt holzlastigen Weinen“, weiß Josef Bockem, der Weinreisen nach Spanien, Italien, Frankreich, Portugal und Chile unternommen hat. Was immer er bei seinen Besuchen bei Winzern und Brennern lernt, teilt er auf der neuen Internetseite „www.bockem.de“mit interessierten Lesern, die sich dort auch gerne den „Wein des Monats“empfehlen lassen.
Gemeinsam mit Peter Moser, dem früheren Vorsitzenden der Reeser Werbegemeinschaft, hat Josef Bockem das Reeser Weinfest begründet, aus dem das Rheinfest hervorging. Mehrere Jahre hat er sich bemüht, die Rheinpromenade gastronomisch nutzen zu dürfen. „Wir wollten ein Weinhäuschen am Reeser Findling eröffnen oder gemeinsam mit einem Halderner Gastronomen eine Terrasse in den Rhein bauen, aber alle Ideen wurden von der Stadt abgelehnt“, sagt Josef Bockem und ergänzt: „Das ist schade, weil ich bei meinen Reisen entlang des Rheins und der Mosel sehe, was in anderen Städten möglich ist.“