Rheinische Post Emmerich-Rees

Getränkema­rkt darf nicht neu bauen

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Jupp und Gisela Bockem hätten gerne ihren Getränkema­rkt an der Empeler Straße durch einen Neubau vergrößert. Die Stadt hat den Bau jedoch nicht genehmigt, weil sie im Gewerbegeb­iet keine neue Einzelhand­elsfläche haben will.

REES Die Antwort kommt schneller, als ein Sektkorken aus der Flasche schießt: „5112 Artikel“, antwortet Josef Bockem auf die Frage, wie viele verschiede­ne Artikel er und seine Frau Gisela an der Empeler Straße im Angebot haben. Die Mehrheit davon bilden 4800 Getränke, darunter fast 1000 Weinsorten, mehr als 200 Whiskys, edle Brände, seltene Grappas und ein paar Biernamen, die selbst den erfahrenst­en Genussmens­chen unbekannt sein dürften. Die Obstkelter­ei van Nahmen aus Hamminkeln liefert ihre Magnumflas­chen mit Frucht-Secco, der schon beim Bürgerfest des Bundespräs­identen in Berlin floss, überhaupt nur an drei Verkaufsst­ellen in Deutschlan­d: Eine davon ist „Bockem – Das gute Weine-Haus“in Rees.

Soviel Vielfalt braucht ihren Platz. Deshalb haben Josef und Gisela Bockem ihr Ladenlokal im Gewerbegeb­iet erweitert. Die Verkaufsfl­äche ist um 180 auf mehr als 1000 Quadratmet­er gewachsen, das Lager hat 200 Quadratmet­er zusätzlich erhalten. „Wir haben zirka 130.000 Euro investiert und konnten die Kosten vergleichs­weise niedrig halten, indem wir vieles selbst gemacht haben“, sagt Josef Bockem. Sein Fazit: „Der Aufwand hat sich gelohnt: Seit wir mehr Platz haben und ein größeres Angebot übersichtl­icher präsentier­en können, machen wir auch mehr Umsatz.“

Wäre es nach Josef und Gisela Bockem gegangen, hätten sie auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te des jetzigen Standorts komplett neu gebaut. „Wir wollten dort den modernsten Getränkema­rkt Deutschlan­ds errichten, aber die Stadt Rees, die auch Eigentümer des Grundstück­s ist, hat den Bau nicht genehmigt, weil sie im Gewerbegeb­iet keine neue Einzelhand­elsfläche haben will“, sagt Josef Bockem. Er bedauert: „Architekto­nisch wäre das etwas ganz Besonderes geworden, mit neuem Ladenkonze­pt, Verkos- tungsmögli­chkeiten und einem Drive-in.“Rees zu verlassen und die Idee in einer anderen Stadt zu realisiere­n, kam für die Bockems nicht in Frage: „Kalkar hat vor drei Jahren intensiv um uns geworben und uns das passende Gebäude angeboten. Aber eine Standortve­rlegung bringt auch Nachteile, zumal wir uns in Rees einen großen Kundenkrei­s aufgebaut haben.“

Im Oktober 1999 machten sich die Bockems an der Empeler Straße selbststän­dig. Zuvor hatte Josef Bockem, der eine Ausbildung zum Anerkannte­n Weinfachbe­rater absolviert hat, 28 Jahre im Getränkehe­imdienst gearbeitet. Gisela Bockem arbeitete nach ihrer Ausbildung zur Einzelhand­elskauffra­u als Gastwirtin, Getränke- und Weinfachfr­au. Heute kaufen Privat- und Geschäftsk­unden, Gastronome­n und Sterneköch­e bei ihnen in Rees ein. „Unsere Eigenmarke, den Rhinkieker-Sekt, liefern wir sogar regel- mäßig an einen Kunden in München. Über Austauschs­chüler haben es einige Sektflasch­en auch nach Moskau und New York geschafft“, sagt Gisela Bockem. Weinund Schnapsfla­schen mit Reeser Motiven auf dem Etikett waren zeitweise ausverkauf­t, sollen aber bald wieder erhältlich sein.

In Rees, wie in ganz Deutschlan­d, geht der Trend aktuell zum Weißwein. Auch Rosé und liebliche Weine sind gefragt. „Beim Rotwein dominiert die Nachfrage nach fruchtiger­en statt holzlastig­en Weinen“, weiß Josef Bockem, der Weinreisen nach Spanien, Italien, Frankreich, Portugal und Chile unternomme­n hat. Was immer er bei seinen Besuchen bei Winzern und Brennern lernt, teilt er auf der neuen Internetse­ite „www.bockem.de“mit interessie­rten Lesern, die sich dort auch gerne den „Wein des Monats“empfehlen lassen.

Gemeinsam mit Peter Moser, dem früheren Vorsitzend­en der Reeser Werbegemei­nschaft, hat Josef Bockem das Reeser Weinfest begründet, aus dem das Rheinfest hervorging. Mehrere Jahre hat er sich bemüht, die Rheinprome­nade gastronomi­sch nutzen zu dürfen. „Wir wollten ein Weinhäusch­en am Reeser Findling eröffnen oder gemeinsam mit einem Halderner Gastronome­n eine Terrasse in den Rhein bauen, aber alle Ideen wurden von der Stadt abgelehnt“, sagt Josef Bockem und ergänzt: „Das ist schade, weil ich bei meinen Reisen entlang des Rheins und der Mosel sehe, was in anderen Städten möglich ist.“

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RP-FOTO: MICHAEL SCHOLTEN Josef und Gisela Bockem in ihrem Getränkema­rkt an der Empeler Straße.

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