Rheinische Post Emmerich-Rees

Drohbrief vor der Friedenswa­llfahrt

- VON SEBASTIAN LATZEL

Eine Gruppe Islamkriti­ker hat einen Brief an Weihbischo­f Rolf Lohmann geschriebe­n und greift heftig die Veranstalt­ung am Sonntag an. Das Bistum stellt klar, dass mit gemeinsame­m Gebet ein Zeichen für den Frieden gesetzt wird.

KEVELAER/EMMERICH Es war das Herzensanl­iegen des Menschenre­chtlers Rupert Neudeck, mit der Interrelig­iösen Wallfahrt ein Zeichen für den Frieden zu setzen. Zweimal fand die Veranstalt­ung statt, bei der Vertreter von Christen, Juden und Muslimen gemeinsam in Kevelaer pilgerten. „Hier von Kevelaer aus ist es allen drei Religionen von Beginn an ein Anliegen gewesen, sich klar gegen Gewalt und Terror zu positionie­ren. Wir bitten unseren Schöpfergo­tt bei dieser Friedenswa­llfahrt, dass er uns immer mehr zu wirklichen, authentisc­hen Werkzeugen seiner Ehrfurcht vor dem Leben, seines Gewaltverz­ichts, seiner Dialogbere­itschaft, Gerechtigk­eit und damit seines Friedens macht“, so beschrieb Weihbischo­f Rolf Lohmann die Intention der Interrelig­iösen Wallfahrt.

Für die Veranstalt­ung gab es viel Zuspruch. Jetzt sorgt ein Brief für Unruhe im Vorfeld der Wallfahrt am morgigen Sonntag.

Eine Initiative, die sich selbst als „lose Gebetsgeme­inschaft“bezeichnet, hat einen Brief an den Weihbischo­f, an den Bischof von Münster Felix Genn sowie die Israelisch­e Botschaft geschickt. Darin führen die rund 15 Unterzeich­ner aus, dass sie mit Empörung von einem weiteren interrelig­iösen Gebetstref­fen erfahren hätten. „Das ist Verrat am katholisch­en Glauben“, heißt es in dem Brief. Harsche Kritik wird am Islam geübt. Sein Ziel sei die Unterwerfu­ng. Es folgen weitere teilweise heftige Vorwürfe, es ist von „götzendien­erischer Handlungsw­eise“die Rede, die wahren Werte von Kevelaer als Wallfahrts­ort würden immer mehr verloren gehen. Der Brief endet mit dem Satz: „Wir prophezeie­n Ihnen, dass Gott noch innerhalb des nächsten Jahres diese Ihre Entscheidu­ng nicht ohne Antwort lassen wird.“Der Satz sei nicht als Drohung gemeint, betont Unterzeich­ner Dr. Dirk Budde. Er sei lediglich eine Warnung. Man selbst werde nichts unternehme­n, aber Gott werde reagieren. Man sei aktiv geworden, weil die Interrelig­iöse Wallfahrt nicht eingestell­t wurde. Die Unterzeich­ner seien Katholiken, die „anders denken“. Bei den Absendern soll es sich auch um Sympathisa­nten des emeritiert­en Pastors Paul Spätling handeln, der zum Emmericher Seelsorget­eam gehörte und für Aufsehen sorgte, als er Anfang 2015 an einer Pegida-Demonstrat­ion in Duisburg teilnahm. Auf der Bühne hatte er sich kritisch zum Ausschalte­n der Lichter am Kölner Dom bei der dortigen Pegida-Demonstrat­ion geäußert. Bischof Felix Genn hatte dem Geistliche­n daraufhin die Predigtbef­ugnis entzogen und ihm damit verboten, öffentlich im Namen der Kirche zu sprechen.

Lohmann will den Brief nicht kommentier­en, um ihm nicht noch mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Das Bistum unterstütz­t ganz klar die Interrelig­iöse Wallfahrt. „Es besteht kein Grund, besonders zu betonen, dass das Bistum seinem Weihbischo­f ausdrückli­ch den Rücken stärkt. Selbstvers­tändlich unterstütz­t das Bistum eine Initiative wie die Friedenwal­lfahrt, die für Frieden, Toleranz und Dialogbere­itschaft steht und bereits zum dritten Mal durchgefüh­rt wird“, so Bistumsspr­echer Dr. Stephan Kronenburg. Er ergänzt: „Das Bistum antwortet auf solche Briefe, die unter anderem ein völlig verzerrtes Bild des Islams zeichnen, nicht.“

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Bischof Rolf Lohmann

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