3:1 in Köln – HSV erobert Tabellenspitze
Gegen ideenlose Gastgeber reicht den Hamburgern eine biedere Leistung zum zweiten Sieg im zweiten Saisonspiel.
KÖLN Jörg Schmadtke hat dieser Tage viel damit zu tun, das Europapokal-Fieber bei Team und Umfeld des 1. FC Köln auf Normalmaß zu halten. Doch gestern Mittag konnte auch der Geschäftsführer die Vorfreude auf die internationalen Auftritte nicht zurückhalten. „Auf die Insel und nach London zu kommen, das ist perfekt“, sagte Schmadtke, als klar war, dass der Effzeh auf den FC Arsenal treffen würde. Die weiteren Gegner in Gruppe H der Europa League sind Bate Borissow (Weißrussland) und Roter Stern Belgrad (Serbien). Doch bevor die Kölner auf
„Auf die Insel und nach London zu kommen, das ist
perfekt“
Jörg Schmadtke Per Mertesacker und Mesut Özil treffen, standen am Abend Duelle mit Dennis Diekmeier und André Hahn an. Und so bekam der Effzeh gegen den Hamburger SV in der Bundesliga schon einmal einen Vorgeschmack darauf, was es heißt, den Fokus zwischen den Wettbewerben zu wechseln. Gestern gelang es nicht. Die Hamburger gewannen mit 3:1 und ließen ihrer Freude über die – vermutlich kurzfristige – Tabellenführung freien Lauf.
Kölns Torhüter Timo Horn hatte bereits vor der Auslosung gesagt, dass er sich über Arsenal als Gruppengegner freuen würde: „In England ist das mein Lieblingsverein.“Damit war Horns Glück für diesen Tag aber allem Anschein nach aufgebraucht. In den ersten 45 Minuten kamen genau zwei Bälle auf seinen Kasten, beide konnte er nicht halten. Eine Ecke der Hanseaten klärten die Kölner nur unzureichend, und am Strafraumeck lauer- te Hahn. Mit sauberer Schusstechnik zog der Außenstürmer volley ab. Der Ball rauschte zur Führung ins lange Eck (28.). Sechs Minuten später erhöhte Bobby Wood auf 2:0.
Das Tor zeigte zwei Qualitäten auf, die dem Effzeh abgingen: der letzte Pass und Kaltschnäuzigkeit. Köln war nicht die schlechtere Mannschaft, kombinierte nach Ballgewinnen teilweise schnell in die Spitze. Doch dann fehlten Ideen und der Zug zum Tor. Den besten Abschluss der ersten Halbzeit ver- zeichnete Jonas Hector, der mit seinem Fernschuss an den Fingerspitzen von Torhüter Christian Mathenia und der Latte scheiterte (42.).
Ganz vorne agierte Jhon Cordoba, der den nach China gewechselten Anthony Modeste ersetzen soll. Gestern wurde klar, dass dieser Prozess wohl noch ein wenig dauern wird. Der 24 Jahre alte Kolumbianer rieb sich in den Duellen mit Kyriakos Papadopoulos und Mergim Mavraj auf, lief viel, es haperte aber häufiger an der Abstimmung. Cor- doba war es, der mit einer großen Möglichkeit den zweiten Durchgang eröffnete. Sein Schuss aus der Drehung ging aber klar am Pfosten vorbei. Kurz darauf verzog auch Christian Clemens, der schon im ersten Durchgang für den verletzten Marcel Risse eingewechselt wurde.
Den schwungvollen Kölner Auftakt unterbrach dann Schiedsrichter Felix Brych – ungewollt. Der Münchner verletzte sich an der Wade, musste die Spielleitung an den vierten Offiziellen Sören Storks abgeben. Nach knapp zehnminütiger Unterbrechung ging es weiter, und Storks stellte mit seiner ersten Aktion den Ex-Kölner Mavraj mit der Gelb-Roten Karte vom Platz. Aber auch die Überzahl half dem Effzeh nicht. Der Anschlusstreffer von Frederik Sörensen kam erstens zu spät und wurde zweitens vom HSV mit dem 3:1 von Lukas Holtby umgehend beantwortet.
Und so trösteten sich die Kölner Fans mit „Wir spielen wieder im Europapokal“-Gesängen.