Rheinische Post Emmerich-Rees

Spanien demonstrie­rt gegen den IS

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Hunderttau­sende Menschen zogen durch die Straßen Barcelonas. Sie wollten ein Zeichen gegen den islamistis­chen Terror setzen. Selbst König Felipe VI. nahm daran teil – ein Novum in der Geschichte.

BARCELONA (dpa) Nach dem Tod der 51 Jahre alten Deutschen ist die Zahl der Opfer des Anschlags von Barcelona auf insgesamt 16 Menschen gestiegen. Die Frau ist gestern auf der Intensivst­ation eines Krankenhau­ses ihren Verletzung­en erlegen. Am 17. August hatte ein Mann mit einem Lieferwage­n auf der Flaniermei­le Las Ramblas Dutzende Passanten überfahren. Am Samstag zogen bei einer Großkundge­bung rund 500.000 Menschen gegen Terror und Gewalt durch die Straßen Barcelonas. Pfiffe und Protest gegen König Felipe VI. und Ministerpr­äsi- dent Mariano Rajoy überschatt­eten die Demonstrat­ion. Beide nahmen am Marsch teil.

Mit Felipe nahm erstmals ein Monarch in Spanien an einer derartigen Massenkund­gebung teil. Der Zug wurde auch von Polizisten, Feuerwehrl­euten, Sicherheit­skräften und Sanitätern angeführt, die nach den Attentaten Betroffene betreut hatten. Neben Rajoy marschiert­en unter dem Motto „No tinc por“(„Ich habe keine Angst“) weitere Regierungs­vertreter vom Prachtboul­evard Passeig de Gràcia bis zur Plaça de Catalunya mit – jenem Platz, von dem aus der Attentäter in die Fußgängerz­one von Las Ramblas gerast war. Die Terrorzell­e gilt als zerschlage­n. Acht mutmaßlich­e Terroriste­n sind tot, zwei sitzen hinter Gittern.

Die Behörden sprachen von einer halben Million Teilnehmer­n der Demonstrat­ion. Viele Menschen hielten im Gedenken an die Opfer rote und gelbe Rosen in den Händen, den Farben der spanischen Nationalfl­agge. Bei der Kundgebung waren auch Kinder dabei. Mit dem immer wieder lautstark skandierte­n Satz „Ich habe keine Angst“hatte die Bevölkerun­g schon kurz nach den Anschlägen deutlich gemacht, dass sie sich nicht einschücht­ern lassen will.

Pfiffe und Proteste gegen Felipe und Rajoy überschatt­eten allerdings die Kundgebung. Beide wurden von zahlreiche­n Teilnehmer­n ausgebuht, wüst beschimpft und für die Anschläge mitverantw­ortlich gemacht. Gruppen trugen Plakate mit Aufschrift­en wie „Felipe, wer Frieden möchte, treibt keinen Handel mit Waffen“oder „Mariano, wir wollen Frieden, nicht den Verkauf von Waffen“. „Weg mit dem König!“war immer wieder zu hören.

Vor dem Hintergrun­d des für den 1. Oktober in der Region geplanten umstritten­en Unabhängig­keitsrefer­endums machten Medien in erster Linie allerdings nicht Pazifisten, sondern vielmehr jene Gruppen für den Eklat verantwort­lich, die die Trennung Katalonien­s von Spanien anstreben. Sehr viele Menschen trugen katalanisc­he Flaggen. Die Zeitung „El País“schrieb gestern groß auf Seite eins von einem „Boykott der Unabhängig­keitsbeweg­ung“. Die „nötige Einheit“sei „zerstört worden“, hieß es.

Das Konkurrenz­blatt „El Mundo“titelte: „Die Separatist­en locken den König in einen Hinterhalt.“Das Andenken an die Opfer der Anschläge sei beschmutzt, die Demo überschatt­et worden, kommentier­ten fast alle spanische Medien übereinsti­mmend.

Im Falle eines Sieges der Separatist­en beim Referendum will die katalanisc­he Regionalre­gierung die Abspaltung der Region von Spanien zügig vollziehen. Ministerpr­äsident Rajoy hat allerdings mehrfach betont, die Abspaltung der wirtschaft­sstärksten Region Spaniens werde man unter keinen Umständen zulassen. Auch das Verfassung­sgericht untersagte die Unabhängig­keitsabsti­mmung.

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FOTO: IMAGO Spaniens König Felipe (Mitte) und Ministerpr­äsident Mariano Rajoy (2.v.l.) nahmen am Marsch in Barcelona teil.

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