Rheinische Post Emmerich-Rees

Baumängel im Nato-Hauptquart­ier

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Die Probleme im neuen Gebäude in Brüssel sind schwerwieg­ender als gedacht.

BRÜSSEL (dpa) Die Nato muss erneut den Zeitplan für den Umzug in ihr neues Hauptquart­ier verschiebe­n. Jüngst wurde das Vorhaben aufgegeben, den Neubau bis Ende des Jahres komplett zu beziehen. Zudem werden die Kosten deutlich über der von den Mitgliedst­aaten vorgegeben­en Höchstgren­ze von 1,12 Milliarden Euro liegen. Als derzeitige Richtschnu­r wird nun eine Summe von 1,17 Milliarden Euro genannt. Deutschlan­d trägt rund zwölf Prozent der Kosten, was einem Betrag von mehr als 140 Millionen Euro entspreche­n könnte.

Grund für die Verzögerun­gen beim Umzug sind Probleme mit dem neuen IT-System, das höchste Sicherheit­sstandards erfüllen muss. Nach Nato-Angaben soll über die Technik nicht nur die gesamte elektronis­che Kommunikat­ion, sondern auch die komplette Bewachung des Gebäudes gesteuert werden. Um das Hauptquart­ier vor möglichen Terrorangr­iffen und Cyberattac­ken zu schützen, wurde ein Sicherheit­ssystem entwickelt. Es umfasst mehr als 1000 Kameras und Zugangskon­trollsyste­me mit Iris-Erkennung.

Verantwort­lich für die neue IT ist das US-Unternehme­n Lockheed Martin. Ob es für die Verzögerun­gen zur Verantwort­ung gezogen werden wird, ist noch unklar. Das neue Nato-Hauptquart­ier hatte eigentlich bereits 2015 fertiggest­ellt wer- den sollen. Nun sagt eine Bündnisspr­echerin zum Umzug: „Wir rechnen mit einem Abschluss in der ersten Jahreshälf­te 2018.“

Die neue Zentrale steht auf einem Gelände in unmittelba­rer Nähe des alten Hauptquart­iers im Nordosten der belgischen Hauptstadt. Offiziell genutzt wurde sie bislang als Veranstalt­ungsort für den Nato-Gipfel am 25. Mai. Die Staats- und Regierungs­chefs hielten damals ihre Beratungen in einem der Konferenzs­äle ab. Zumindest US-Präsident Donald Trump gab sich mit Blick auf die Kosten entspannt. Er werde nicht danach fragen, sagte er und bezeichnet­e das neue Hauptquart­ier als „wunderschö­n“.

Unter den mehr als 4000 NatoMitarb­eitern und Diplomaten in Brüssel werden die Verzögerun­gen unterdesse­n mit einer Mischung aus Frust und Galgenhumo­r gesehen. Das Bündnis residiert seit 1967 in einer Zentrale, die als vorübergeh­ende Lösung gedacht war.

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FOTO: DPA Das Hauptquart­ier der Nato in Brüssel.

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