Rheinische Post Emmerich-Rees

Gladbach muss noch viel lernen

- VON JANNIK SORGATZ

Das 2:2 beim FC Augsburg war Anschauung­sunterrich­t für die Borussia.

AUGSBURG Denis Zakaria scheint keine Pause zu benötigen. Auf der Rückreise vom 2:2 beim FC Augsburg stand eine Runde des Computersp­iels „Mario Kart“gegen Thorgan Hazard an. Gestern Morgen um sechs Uhr saß er dann noch immer rastlos auf dem Sofa beim Boxkampf zwischen Floyd Mayweather und Conor McGregor, während Teamkolleg­e Nico Elvedi neben ihm bereits eingenickt war – alles dokumentie­rt bei „Instagram“. Vielleicht genügte Zakaria aber auch die halbe Stunde auf der Bank in Augsburg zum Verschnauf­en. Sein manchmal noch etwas unbedarfte­s Zweikampfv­erhalten hatte dem 20-Jährigen einen früheren Feierabend beschert, weil ihm Gelb-Rot drohte.

Erst zweimal hat Zakaria für Borussia in der Bundesliga gespielt, aber beide Auftritte waren erinnerung­swürdig. Beim 1:0 gegen den 1. FC Köln brachte er all seine 44 Pässe zum Mitspieler und holte Leonardo Bittencour­t so rustikal von den Beinen, dass er in Anlehnung an einen bekannten Schweizer Landsmann „Xhakaria“getauft wurde. In Augsburg gelang ihm sein erstes Tor, nach einem Doppelpass mit Lars Stindl war Zakaria nicht mehr aufzuhalte­n. Diesmal leistete er sich nur einen einzigen Fehlpass, aber er sah eben schon wieder in der ersten Halbzeit die Gelbe Karte. „Da muss er aufpassen“, sagte Trainer Dieter Hecking. Zakaria schreibt in den ersten Wochen der Saison nicht nur seine eigene Geschichte, er steht auch stellvertr­etend für den Entwicklun­gsprozess, den Borussia durchmacht. Das alte Credo „Wir denken von Spiel zu Spiel“heißt nun: „Wir lernen von Spiel zu Spiel.“Mit etwas gedämpfter Stimme berichtete Zakaria von seinen Eindrücken. Denn Gladbach war nach seinem Tor zum 1:1 zwar durch Oscar Wendt 2:1 in Führung gegangen, hatte in der 89. Minute aber noch den überfällig­en Ausgleich kassiert. Das Resultat: „Schade.“Das Tor: „Macht mich sehr froh.“Die Kartenbila­nz: „Muss ich verbessern. Aber dafür bin ich hier, jeden Tag.“Hecking ist in der glückliche­n Lage, dass er im Grundsatz weder an Zakaria noch am Rest der Mannschaft zweifeln muss, wenn noch nicht alles hinhaut. „Denis ist auf einem richtig guten Weg und wir dürfen uns auf das freuen, was da noch kommt“, sagte der Trainer.

Das gilt nach den Eindrücken der ersten acht Wochen inklusive Vorbereitu­ng für die gesamte Borussia. „Wenn wir so Fußball spielen wie in der ersten Halbzeit, macht es Spaß, zuzusehen“, sagte Hecking. Das Ziel am Horizont sind 90 Minuten auf dem Niveau. Der Rest der Liga sieht die Gladbacher (Saisonziel achter Platz) bereits größer als sie sich selbst. In den ersten beiden Spielen bekam Borussia vorgeführt, wie verheerend sich zehn Prozent Leistungsa­bfall (Schlusspha­se gegen Köln) oder 20 Prozent (zweite Halbzeit in Augsburg) auswirken. „Ich sehe aber, dass meine Mannschaft sehr lernwillig ist“, sagte Hecking. Die Prüfungsau­fgaben für seine Lerngruppe werden gegen Frankfurt die gleichen wie in Augsburg und gegen Köln sein.

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FOTO: DPA Momentaufn­ahme: Zakaria, Wendt und Stindl feiern das 2:1.

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