Rheinische Post Emmerich-Rees

Startschus­s zur Schnappatm­ung

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Nach 34 Spieltagen einer Bundesliga­saison sind alle Entscheidu­ngen gefallen, nach 17 Spieltagen gibt es in der Regel einen Herbstmeis­ter, und dem ersten Spieltag fiebern alle entgegen, weil er die fußballeri­sche Fastenzeit beendet. Dem 2. Spieltag wird im Gegensatz dazu seit Jahrzehnte­n einfach nicht die Bedeutung zuteil, die angemessen wäre. Denn er markiert den Startschus­s für das, was Fußball-Deutschlan­d im Innersten zusammenhä­lt: die Diskussion über Aufwärtstr­ends, Abwärtsspi­ralen und eben all das, was sich erst anstellen lässt, wenn mehr als ein Spiel gespielt ist.

So müssen sich Köln, Mainz und Bremen nach zwei Niederlage­n zum Saisonstar­t Fragen nach einem Fehlstart stellen. So ist schon jetzt in Stein gemeißelt, dass die Bayern und der BVB nach je zwei Siegen – Achtung: Traumstart-Alarm! – die Meistersch­aft unter sich ausmachen werden. So gewinnt die Diskussion um den Videobewei­s allein dadurch an Schärfe, dass sich Mannschaft­en „im zweiten Spiel in Folge“benachteil­igt fühlen könnten. Trainer und Sportdirek­toren bitten dieser Tage zwar darum, doch eine erste Bilanz des Saisonstar­ts erst nach sechs, sieben Spielen anzustelle­n, allein diese Bitte verhallt ungehört.

Heute will niemand mehr sieben Spieltage lang warten, wenn er doch schon nach zwei Spielen Fehleinkäu­fe und Trainer-Flops bewerten kann – weil es doch alle tun. Fans wie Medien überbieten sich gegenseiti­g in Schnappatm­ung. Da mutet es fast zynisch an, dass Schnappatm­ung am Ende vor allem eins verhindert: Trends erst dann als solche zu bewerten, wenn sie auch welche sind. Wenn sie echte Aussagekra­ft besitzen.

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