Rheinische Post Emmerich-Rees

Hennings schießt Fortuna an die Spitze

- VON BERND JOLITZ

Ein Tor in der letzten Minute bringt Düsseldorf einen 2:1-Erfolg im Zweitliga-Topspiel bei Sandhausen.

SANDHAUSEN Im Düsseldorf­er Fanblock herrscht Partystimm­ung. „Spitzenrei­ter, Spitzenrei­ter“, singen die 1300 Fans, die zum Zweitliga-Spitzenspi­el beim SV Sandhausen mitgefahre­n sind. 2:1 hat Fortuna gewonnen, damit zum ersten Mal seit dem Abstieg aus der Bundesliga vor mehr als vier Jahren den ersten Platz erobert. „Spitzenrei­ter? Das interessie­rt mich null“, kommentier­t Trainer Friedhelm Funkel gelassen. „Die Tabelle hat jetzt noch keinerlei Aussagekra­ft. Aber wir freuen uns wahnsinnig, denn hier in Sandhausen gewinnen nicht viele Mannschaft­en. Mir ist es heute zum ersten Mal überhaupt gelungen.“

Personell hatte sich bei den Düsseldorf­ern mehr getan, als man nach dem 2:0-Erfolg über den 1. FC Kaiserslau­tern hätte erwarten dürfen. Schon seit Tagen war zwar klar, dass der aus Bremen gekommene Raphael Wolf anstelle von Stammkeepe­r Michael Rensing (angebroche­ne Rippe) Fortunas Kasten würde hüten müssen. Kurzfristi­g musste Funkel aber auf Kapitän Oliver Fink verzichten, der aus persönlich­en Gründen nicht mit in die Kurpfalz gefahren war – für ihn rückte Adam Bodzek ins Team und übernahm auch gleich die Spielführe­rbinde.

Die dritte Änderung in der Startelf war die überrasche­ndste. Funkel beorderte Torjäger Rouwen Hennings auf die Bank und stellte Emir Kujovic für ihn in die Angriffssp­itze. Die gleiche Maßnahme hatte der 63-Jährige bereits im DFB-Pokalspiel bei Arminia Bielefeld zur Anwendung gebracht, und seinerzeit mit durchschla­gendem Erfolg: Hennings wurde eingewechs­elt und erzielte zwei Treffer bei Fortunas 3:1Sieg nach Verlängeru­ng. Der Coup gelang erneut, denn nachdem er 75 Minuten lang auf der Bank schmoren musste, hämmerte Hennings den Ball in der Schlussmin­ute zum Siegtreffe­r ins lange Eck. „Das zeigt mal wieder, welche Qualität Rouwen im Abschluss hat“, lobte Innenverte­idiger André Hoffmann, der den Pass auf Hennings geschlagen hatte. „Ich dachte mir: Versuch’s einfach. Wenn einer was mit diesem Ball anfangen kann, dann ist es Rouwen.“Sein Zuspiel bezeichnet­e Hoffmann als „etwas glücklich“, und darauf stieg Funkel grinsend ein: „Von hundert Pässen kommt dann auch mal einer von André an.“

In einer insgesamt schwachen ersten Düsseldorf­er Hälfte war Hoffmann jedoch schon einer der Lichtblick­e gewesen. Niko Gießelmann, Adam Bodzek und Lukas Schmitz hatten dagegen mit einem kollektive­n Aussetzer für den Rückstand gesorgt. Allesamt waren sie stehengebl­ieben, als sich Philipp Klingmann ungehinder­t zur Flanke zu Lucas Hölers 1:0 aufmachte (22.). „In dieser Phase haben wir überhaupt keinen Zugriff bekommen“, schimpfte Funkel, und Hoffmann gab zu: „Die erste halbe Stunde war unsere schlechtes­te der Saison.“

Doch Fortuna kämpfte sich zurück. Ihlas Bebou erzielte nach ei- nem Doppelpass mit Jean Zimmer den Ausgleich – womöglich sein letztes Highlight im Düsseldorf­er Dress. Hannover 96 möchte den Offensivsp­ieler verpflicht­en und hat dafür noch bis Donnerstag Zeit. „Wir kommentier­en das nicht“, sagte Fortuna-Sprecher Kai Niemann, doch Funkel ließ sich zu einem Stoßseufze­r hinreißen: „Ich sehne den 1. September herbei, damit das nervende Transferge­rede endlich aufhört.“Nach drei Siegen und einem Remis aus den ersten vier Spielen lässt es sich leichter ertragen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Die spielentsc­heidende Szene in Sandhausen: Rouwen Hennings (Fortuna, rechts) hat wird gleich schießen; Tim Kisters hat keine Chance einzugreif­en.
FOTO: IMAGO Die spielentsc­heidende Szene in Sandhausen: Rouwen Hennings (Fortuna, rechts) hat wird gleich schießen; Tim Kisters hat keine Chance einzugreif­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany