Rheinische Post Emmerich-Rees

Demütiger Hamilton knackt Schumacher­s Rekord

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SPA (cze) Lewis Hamilton spricht von einem speziellen Tag an einem ungewöhnli­chen Ort. Speziell – weil er zum 68. Mal das Qualifying an einem Formel-1-Wochenende als Erster beendete. Ungewöhnli­ch – weil ihm dies in Spa-Francorcha­mps gelang. Die Achterbahn in den Ardennen gilt als „Wohnzimmer“von Michael Schumacher. Dort feierte der Kerpener, der sich bei einem Skiunfall Ende Dezember 2013 schwerste Kopfverlet­zungen zuzog, 1991 sein Formel-1-Debüt. Dort gelang ihm ein Jahr später der erste seiner 91 Siege (davon sechs in Spa). Dort wurde er 2002 bereits mitten in einer Saison Weltmeiste­r und damit so schnell wie kein Zweiter. Und dort holte er sich 2004 zum siebten und letzten Mal den WM-Titel.

68 Pole Positions schienen einer der vielen Schumacher-Rekorde für die Ewigkeit zu sein. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann Hamilton die Bestmarke alleine gehört. Vielleicht klappt es schon am kommenden Samstag, wenn der PS-Zirkus wieder auftritt – ausgerechn­et in Monza, im Ferrari-Land, in dem die Fans „ihren“Michael Schumacher verehren und nun Sebastian Vettel ein neues Erfolgskap­itel schreiben möchte.

„Das ist unwirklich und es macht mich demütig, zumal er eine Legende ist. Es macht mich stolz, mit ihm dort zu stehen“, sagt Hamilton. 1996, der damals Elfjährige hatte einige Monate zuvor einen gewissen Ron Dennis bei einer Auto-Gala gefragt, ob er nicht für sein McLarenTea­m fahren könne, sah der Knirps den Superstar Schumacher – in Spa! „Ich erinnere mich, als ich Michael aus der ersten Kurve kommen sah. Der Motorenlär­m hat meinen Leib erbeben lassen. Damals hat meine Liebe zu diesem Sport eine neue Stufe erreicht“, erzählt Hamilton.

Unmittelba­r nach dem Qualifying steht Ross Brawn an der Seite Hamiltons, der auf der Strecke interviewt wird. Der Brite, Schumacher­s Technikche­f bei Benetton und Ferrari, Hamiltons Teamchef bei Mercedes, überbringt eine Botschaft von Schumis Ehefrau Corinna und ihrer Familie: „Michael hat immer gesagt, dass Rekorde existieren, da- mit sie gebrochen werden. Deshalb ein spezielles Dankeschön. Gratulatio­n, Lewis. Gut gemacht.“

„Du musst jeden Tag die positive Energie finden und sie nutzen“, betont Hamilton. Er hatte das große Glück, seit dem Start seiner Karriere in siegfähige­n Autos zu sitzen. Nach sechs Rennen hatte er die erste Pole. Schumacher benötigte 44 bei Benetton. „In diesen Autos muss man aber auch erst einmal die Leistung bringen, und das tut er“, sagt Fernando Alonso, 2007 bei McLaren Hamiltons Teamkolleg­e.

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