Rheinische Post Emmerich-Rees

„Es geht nur noch um den Preis“

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Robert Klinkhamme­r ist Landwirt mit Leidenscha­ft. Sein Hof, Haus Laakhausen in Empel, hat Tradition. Die Zukunft kleinerer Betriebe sieht er jedoch nicht rosig.

EMPEL Es gibt viele Bauernhöfe am Niederrhei­n, doch kaum einer empfängt so viele Besucher wie das Haus Laakhausen in Empel. Selbst der Weltverban­d der Jersey-Züchter traf sich schon auf dem Hof von Robert Klinkhamme­r und Heidrun WeberKlink­hammer. Am heutigen Mittwoch informiere­n sich die Senioren-Union Rees und der Kreis Klever CDU-Bundestags­kandidat Stefan Rouenhoff über die modernen Geschäftsm­odelle des traditions­reichen Familienbe­triebs.

Der Legende nach ist Haus Laakhausen über 600 Jahre alt und ist durch einen unterirdis­chen Gang mit der Burg Empel verbunden. „Wir haben den Gang aber nie gefunden“, versichert Robert Klinkhamme­r. Seine Großeltern pachteten den Hof im Jahr 1925 mit 60 Hektar Land, seine Eltern kauften ihn 1955 mit 30 Hektar.

Ein Jahr später kam der heutige Besitzer zur Welt. Er baut auf 30 eigenen und 22 gepachtete­n Hektar vor allem Weizen und Mais an. „Das Geld kam aber immer aus der Hühnerhalt­ung“, sagt Klinkhamme­r, „auch heute noch ist der Verkauf von Eiern unser Kerngeschä­ft.“Da wundert sich der Besucher, dass Haus Laakhausen gar keine Hühner hat.

Im Jahr 2004, als die damalige Landwirtsc­haftsminis­terin Bärbel Höhn neue Gesetze gegen die Käfighaltu­ng von Hühnern erließ, schafften die Klinkhamme­rs ihre 3500 Legehennen ab. „Wir hätten mindes- tens 300.000 Euro in einen neuen Hühnerstal­l investiere­n müssen, hatten aber gerade erst den Kuhstall für 250.000 Euro erweitert“, rechnet Robert Klinkhamme­r vor. „Also suchten wir uns einen Partner, der die Eier erzeugt, die wir verkaufen.“

Das geschieht seit zwölf Jahren, 80 Kilometer von Rees entfernt, in Kleingrupp­en von jeweils 20 bis 40 Tieren. Die Hennen haben eine Sitzstange, können sich in Legenester zurückzieh­en, der Kot fällt durch einen perforiert­en Boden. Anders als bei der Bodenhaltu­ng, die zuletzt durch das Insektengi­ft Fipronil in die Schlagzeil­en geriet, würden etwaige Krankheits­erreger nur die Kleingrupp­e befallen und nicht den gesamten Bestand der Legehennen.

Bei den „Eiertouren“, die Robert Klinkhamme­r und Heidrun WeberKlink­hammer mehrmals wöchentlic­h mit zwei Kleinbusse­n fahren, beliefern sie 600 Privatkund­en im Kreis Kleve und in Oberhausen mit Eiern. Die letzten Hühner und Gänse, die der Hof aus nostalgisc­hen Gründen hielt, hat sich der Fuchs geholt.

Heute dominieren die Kühe, insbesonde­re die Jersey-Rinder, die ursprüngli­ch von der Kanalinsel Jersey stammen und eine hohe Milchleist­ung haben. Die Klinkhamme­rs züchten die Rinder seit 1989 und halten 25 eigene und 21 fremde Kühe. Deren Milch hat einen besonders hohen Fett- und Eiweißante­il. Zweimal täglich werden die Tiere auf dem Fischgräte­nmelkstand gemolken, ihre Milch wird von einer Molkerei aufgekauft.

Das Fleisch der verhältnis­mäßig kleinen und mageren Jersey-Rinder ist zart und cholesteri­narm, liegt preislich aber über dem anderer Rinderarte­n. „Wir haben in Westeuropa das Problem, dass es kaum um Qualität geht, sondern nur noch um den Preis“, sagt Robert Klinkhamme­r. Entspreche­nd gering ist der Absatz, den er mit Jersey-Rinderbrat­en (zehn Euro pro Kilo) oder den Filetstück­en (26 Euro pro Kilo) erzielen kann.

Wer sich über den Hof führen lässt, merkt Robert Klinkhamme­r die Leidenscha­ft für seinen Beruf an. „Ich will noch zehn Jahre arbeiten, mein Rentenansp­ruch beginnt mit 70, dann sind auch die Kredite für die Erweiterun­g des Kuhstalls abbezahlt“, sagt er. Künftig will er verstärkt Rinder von anderen Bauern aufnehmen, auch wenn er weiß, dass die Zukunft von Haus Laakhausen nicht rosig aussieht: „Kleine Betriebe werden verschwind­en, große Betriebe werden überleben.“Der Nachbarhof hat zum Beispiel 350 Rinder, vier zusätzlich­e Angestellt­e und bildet eine Kommanditg­esellschaf­t (KG) mit Höfen in Helderloh und Heeren-Herken.

Doch vorerst bleibt Haus Laakhausen seinem Image als Einzelkämp­fer treu. Bei einer Führung (Vereinbaru­ng unter Telefon 02851 97550 möglich) können Besucher eine Kombinatio­n aus bäuerliche­m Idyll und modernen Geschäftss­trategien erleben und im hofeigenen Laden stöbern. Dort gibt es neben Eiern und Fleisch auch Kartoffeln, Äpfel, Birnen, Marmelade und Honig aus niederrhei­nischer Produktion.

 ?? FOTO: MICHAEL SCHOLTEN ?? Robert Klinkhamme­r züchtet seit 1989 Jersey-Rinder mit hoher Milchleist­ung und zartem Fleisch. Das Kerngeschä­ft vom Haus Laakhausen in Empel bleibt aber der Eierverkau­f.
FOTO: MICHAEL SCHOLTEN Robert Klinkhamme­r züchtet seit 1989 Jersey-Rinder mit hoher Milchleist­ung und zartem Fleisch. Das Kerngeschä­ft vom Haus Laakhausen in Empel bleibt aber der Eierverkau­f.

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