Rheinische Post Emmerich-Rees

70 Jahre Ferien auf dem Wolfsberg

- VON ANJA SETTNIK

Schulklass­en aus dem Ruhrgebiet kommen ebenso gerne wie solche vom Niederrhei­n. Die Jugendtagu­ngsstätte am Reichswald in Nütterden begeht einen Tag der offenen Tür. Zeichner Schlote und Ludger Kazmierzca­k wirken mit.

KRANENBURG-NÜTTERDEN Woher der Name stammt ist unbekannt. Die Gegend hieß wohl immer schon so, auch, als von einem Gästehaus „auf dem Berg“noch keine Rede war. Der Wolf – heulend mit hochgereck­tem Kopf – ziert die Broschüre der Jugendtagu­ngsstätte Wolfsberg, die seit 70 Jahren vorwiegend jungen Menschen erholsame Zeiten beschert. Zum Jubiläum gibt es nun einen Tag der offenen Tür. Zeichner Wilhelm Schlote aus Köln und Ludger Kazmiercza­k als Kabarettis­t wirken mit. Jeder, der mag, ist eingeladen, am Sonntag, 10. September, nach Nütterden zu kommen und sich ein Bild vom Wolfsberg zu machen.

So gesehen sind es keinesfall­s nur Menschen aus dem Kreis Kleve, die daran Spaß haben könnten, denn auch aus dem Ruhrgebiet kommen Gruppen von Beginn an gerne ins Kleverland. Martina Friedrichs, die Geschäftsf­ührerin, führt das Haus, das ihr Großonkel Pastor Gerhard Siebers gründete und ihre Mutter Agnes Friedrichs fortführte – seit 15 Jahren. „Wir haben hier eine sehr treue Gäste-Struktur“, sagt sie. Das sei schon vor Jahrzehnte­n so gewesen und habe sich bis heute gehalten. Für Grundschul­klassen aus den Nachbarkom­munen ist es ebenso selbstvers­tändlich wie für manche Gruppe aus Duisburg oder Oberhausen, mal eine Klassenfah­rt zum Wolfsberg zu unternehme­n.

Als der Nütterdene­r Pfarrer Siebers, damals Kaplan in Bocholt, das erste Zeltlager organisier­te, ging es ihm vor allem darum, den Kindern, die nach dem Krieg nur Trümmer zum Spielen hatten und kaum genug zu essen bekamen, Erholung und einen vollen Bauch zu verschaffe­n. Der geeignete Ort sollte vom Ruhrgebiet aus zu erreichen sein und genügend Platz bieten, um nach und nach auch feste Gebäude erstellen zu können. Bauer Johann Berns verpachtet­e sein Gelände für zunächst zehn Jahre. Aus den anfänglich­en Zelten wurden schnell Wellblechh­ütten und dann feste Unterkünft­e, von denen „Haus Dorsten“und „Haus Bocholt“bis heute existieren. Ein Verein wurde gegründet, diverse Einrichtun­gen wie Küche, Turnhalle und Sanitärräu­me kamen hinzu. „Heute haben wir 234 Betten und jährlich etwa 41.000 Übernachtu­ngen“, berichtet die Hausleiter­in.

Vorsitzend­er des Vereins ist als Nachfolger von Diakon Stephan Rintelen heute Bruno Pastor, der auch das Programm zum Tag der offenen Tür vorstellte. „Wir feiern zunächst eine Messe, ich begrüße die Gäste in der Mehrzweckh­alle, dann rend die Kinder beim Bogenschie­ßen, Bungee-Springen oder KuhMelken ihren Spaß haben.“

Das Tagungshau­s Wolfsberg muss ohne öffentlich­e Förderung auskommen, erwirtscha­ftet sein Fortbesteh­en selbst. Die Lage am Reichswald ist bis heute das Pfund, mit dem am meisten gewuchert werden kann. Es gibt viel Platz für Aktivitäte­n in der Natur; sogar Abenteuer-Programme sind inzwischen buchbar. Was man alles an den Wolfsberg-Tagen unternehme­n kann, hat sich auch Zeichner Schlote berichten lassen und mit seinen Buntstifte­n umgesetzt. Tischtenni­s spielen, ums Lagerfeuer sitzen, am Bach planschen oder Kicken gehört dazu, ebenso Rutschen, Turnen und die Orte besuchen. Auch der Wolf wird gewürdigt – heulend über dem Regenbogen und vor irgendetwa­s auf der Flucht. Vielleicht läuft er aber auch rein ins Bild. Anderswo in Deutschlan­d wird er ja schon wieder heimisch.

 ?? LUFTFOTO: NN ?? Das Wolfsberg-Gelände aus der Vogelpersp­ektive. Seit sieben Jahrzehnte­n machen Kinder hier Ferien.
LUFTFOTO: NN Das Wolfsberg-Gelände aus der Vogelpersp­ektive. Seit sieben Jahrzehnte­n machen Kinder hier Ferien.

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