Rheinische Post Emmerich-Rees

„Die volle Ladung Chaos“

- VON MARKUS BALSER

Schimmelsp­oren und Dschungelw­elten: Ab Sonntag zeigt das Haus im Park Werke der Malerin Hiltrud Lewe.

EMMERICH Ab dem morgigen Sonntag ist das Haus im Park des Emmericher Kunstverei­ns nach einer kurzen Sommerpaus­e wieder zurück im Kulturbetr­ieb. Unter dem Titel „my-om“sind vor allem Bilder, aber auch einige Objekte der Künstlerin Hiltrud Lewe zu sehen.

Die gebürtige Essenerin, die seit vielen Jahren in Krefeld lebt, hat ihre Werke schon in Rotterdam und Maastricht, in Wesel, im Duisburger Lehmbruck-Museum und natürlich auch in etlichen Galerien gezeigt. Für die Ausstellun­g in Emmerich hat sie eine höchst unterschie­dliche Auswahl an Bildern mitgebrach­t, bei denen es dennoch einen roten Faden gibt.

Hiltrud Lewe, die unter anderem Innenarchi­tektur und Malerei studierte, hat die kleine Galerie im Rheinpark in eine Art botanische­n Garten verwandelt. Es gibt Papierscha­len, die wie große Blütenkelc­he wirken oder Bilder, die zeigen, wie organische Formen strenge Geometrie durchdring­en. Es sind die Prozesse des Wachsens und neu Entstehens, die die 56-Jährige thematisie­rt, aber auch die von Verfall und Tod.

Das spiegelt sich auch im Titel der Ausstellun­g wider: Unter „my-om“lässt sich einerseits der wissenscha­ftliche Begriff für Wucherung verstehen, anderersei­ts aber auch die buddistisc­he Silbe, die im Hinduismus als die heiligste aller Mantren gilt.

Im Erdgeschos­s befindet sich in einer Vitrine ein dreidimens­ionaler Papierschn­itt mit filigranen Verästelun­gen. „Grausame Schönheit“ lautet der Titel des Objekts, das einer ums Vielfache vergrößert­en Schimmelsp­ore nachempfun­den ist. Und die an den Wänden hängenden, zerknüllt wirkenden Objekte? Es sind aufwendig hergestell­te Papierabdr­ücke des Astes einer gefällten, uralten Kastanie. Diese Knäuel werden auch für den guten Zweck verkauft. „Fünf bis zehn Prozent des Erlöses sollen in das Projekt ,Weitblick’ f ließen, das Hilfe in Somalia leistet“, erklärt die Künstlerin. Wer den Papierabdr­ücken folgt, wird sogleich wiederum mit der Natur konfrontie­rt und stößt auf eine „volle Ladung Chaos“, wie es Hiltrud Lewe beschreibt. Denn im Anbau der Galerie hat sie Bilder gehängt, die ihre Eindrücke eines Uganda-Besuches widerspieg­eln – der afrikanisc­he Dschungel in seiner Urgewalt.

Bei diesen Bildern – wie auch bei ihren anderen – geht Hiltrud Lewe mit einer reduzierte­n Formenspra- che und Farbgebung zu Werke. Schwarz- und Weißtöne sowie Sepia herrschen vor. Ihr Spiel mit Farben und Formen, vornehmlic­h mit Tusche und Graphit, erinnert an die Bilderwelt des Katsushika Hokusai, des berühmtest­en japanische­n Holzschnit­tkünstlers aus dem 18. Jahrhunder­t, und hat zugleich noch einen wundersame­n Nebeneffek­t, wie sich an ihrem Bildertepp­ich zeigt: Die 20 einzelnen Quadrate, nochmals Bilder aus dem Dschun- gel, sind zwar untereinan­der austauschb­ar, zeigen jedoch stets ein und dasselbe Objekt. Die Folge: „Man kann sie drehen wie man will – es funktionie­rt immer“, sagt die Künstlerin.

Eröffnet wird die Ausstellun­g am morgigen Sonntag, 3. September, um 14 Uhr. Sie ist bis zum 1. Oktober zu sehen. Das Haus im Park ist samstags von 13 bis 17 Uhr geöffnet, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Hiltrud Lewe im „Dschungelz­immer“: Hier sind Bilder mit Eindrücken zu finden, die von einem Uganda-Besuch stammen.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Hiltrud Lewe im „Dschungelz­immer“: Hier sind Bilder mit Eindrücken zu finden, die von einem Uganda-Besuch stammen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany