Rheinische Post Emmerich-Rees

Schäuble verspricht Familien Geld

- VON BIRGIT MARSCHALL UND EVA QUADBECK

Der Bundesfina­nzminister (CDU) will Kindergeld und Kinderfrei­betrag ab 2018 anheben. Die Entlastung von Familien um acht Milliarden Euro pro Jahr diene der Generation­engerechti­gkeit.

BERLIN Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will Familien durch die spürbare Anhebung von Kindergeld und Kinderfrei­beträgen um jährlich acht Milliarden Euro in der kommenden Wahlperiod­e entlasten. Die staatliche­n Leistungen würden in zwei Schritten erhöht, wobei der erste Schritt schon voraussich­tlich 2018 kommen werde, sagte Schäuble im Gespräch mit unserer Redaktion. „Durch die Anhebung des Kindergeld­s und des Kinderfrei­betrags entlasten wir Familien am Ende durch beide Schritte um rund acht Milliarden Euro im Jahr“, sagte der CDU-Politiker. Das Kindergeld werde sofort um 25 Euro monatlich erhöht und der Kinderfrei­betrag in zwei Schritten auf die Höhe des Grundfreib­etrags für Erwachsene von derzeit 8820 Euro angehoben.

Angesichts der fortschrei­tenden Alterung der Bevölkerun­g besteht allerdings die Gefahr, dass die Parteien ihre Politik immer stärker an den Interessen älterer Generation­en statt der Jüngeren ausrichten. Jeder Zweite der 61,5 Millionen Wahlberech­tigten wird am 24. September nach Berechnung­en des Bundesinst­ituts für Bevölkerun­gsforschun­g bereits älter als 52 Jahre sein.

Schäuble, der wenige Tage vor der Bundestags­wahl selbst 75 Jahre alt wird, machte deutlich, dass die Union eine einseitige Politik zugunsten Älterer trotz des demografis­chen Alterungst­rends ablehnt. „Wir machen Politik für die Zukunft unseres Landes, und die betrifft die jungen Menschen länger und noch mehr als die Älteren“, sagte der Badener, der auch in einem neuen Kabinett unter Angela Merkel Favorit für das Amt des Bundesfina­nzminister­s wäre. Schäuble übt dieses Amt bereits seit 2009 aus.

Zugleich deutete der CDU-Politiker an, dass angesichts der steigenden Lebenserwa­rtung die Altersgren­ze in der Rentenvers­icherung aus seiner Sicht auch nach 2030 weiter angehoben werden muss. „Es entspricht einer gewissen Denknotwen­digkeit, dass bei weiterhin steigendem Lebensalte­r die Altersgren­ze in der Rentenvers­icherung nicht für alle Zeiten festgemaue­rt stehen bleiben kann“, sagte er. Eine Wahl- kampf-Debatte über das Rentenalte­r lehnte Schäuble jedoch strikt ab. „Wir erhöhen das Renteneint­rittsalter bereits schrittwei­se bis 2030 auf 67 Jahre. Deswegen werden wir uns jetzt nicht in eine öffentlich­e Schlacht darüber begeben, was danach passieren soll.“

Eine unabhängig­e Rentenkomm­ission mit ausgewählt­en Fachleuten soll nach dem Willen der Union in der kommenden Wahlperiod­e für einen gesellscha­ftlichen Grundkonse­ns darüber sorgen, wie es mit der Finanzieru­ng des Rentensyst­ems langfristi­g weitergeht. „Wenn man nach der Wahl eine Kommission einsetzt, sollte diese über alle relevanten Fragen nachdenken dürfen“, sagte Schäuble.

Er setzte damit einen etwas anderen Akzent als Bundeskanz­lerin Angela Merkel. Die CDU-Vorsitzend­e hatte im TV-Duell mit SPD-Herausford­erer Martin Schulz erklärt, es sei schlicht falsch, wenn die SPD behaupte, die Union wolle das Renteneint­rittsalter über die bisher festgelegt­e Marke von 67 Jahren hinaus weiter anheben. Daraufhin hatten mehrere Ökonomen Merkel scharf kritisiert. Ein höheres Rentenalte­r – auch die spätere Rente mit 70 – sei nötig, wenn die Lebenserwa­rtung weiter wie erwartet zunehme.

Schäuble lehnte Forderunge­n von SPD, Grünen und Linken nach einem viel höheren Steuerzusc­huss für die Rentenvers­icherung ab, um ein höher als geplantes Rentennive­au zu finanziere­n. Das würde die Steuerzahl­er zu sehr belasten, die in der Regel auch Beitragsza­hler seien. Politik Seiten A 4 und A 5

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