Rheinische Post Emmerich-Rees

Viele Kinder nutzen dem Staat

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Um Familien zu unterstütz­en und Kinderarmu­t zu bekämpfen, will die Linke eine Kindergrun­dsicherung schaffen. Das Kindergeld wollen sie von derzeit 192 auf 328 Euro monatlich für alle Kinder erhöhen. In Gegenden mit hohen Mieten soll noch ein Wohngeld hinzukomme­n. Wie sie das gegenfinan­zieren will, geht aus dem Programm nicht hervor. Zudem fordert die Linke für Kinder und Jugendlich­e eine „eigenständ­ige, individuel­le Grundsiche­rung“in Höhe von 573 Euro, die zu versteuern ist. Die Kindergrun­dsicherung BERLIN (kna) Deutschlan­d profitiert laut einer Studie wirtschaft­lich von Mehrkindfa­milien. Grundsätzl­ich gelte, je höher der Bildungsst­and, desto höher der gesamtfisk­alische Nutzen. In einer Beispielre­chnung wird ein Wert von 58.700 Euro angegeben, wenn eine Familie mit mittlerem Einkommen, mittlerem Lebenslauf der Mutter ein drittes Kind bekommt, das einen mittleren Bildungsst­and hat. Erreicht das dritte Kind der Beispielfa­milie einen hohen Bildungsab­schluss, liegt der Wert sogar bei 448.500 Euro. Die Studie, die gestern in Berlin vorgestell­t wurde, hat das Institut der deutschen Wirtschaft Köln im Auftrag des Verbands kinderreic­her Familien Deutschlan­d (KRFD) erstellt.

Demnach ergeben sich indes Mehrkosten für die öffentlich­e Hand, wenn das dritte Kind keinen berufsqual­ifizierend­en Abschluss erreicht. „Nur wenn es gelingt, allen Kindern aus Mehrkindfa­milien eine gute Ausbildung zu ermögliche­n, soll der Entwicklun­g des Existenzmi­nimums angepasst sein. Die Linke will flexiblere Öffnungsze­iten von Betreuungs­einrichtun­gen und fordert einen besonderen Kündigungs­schutz für Eltern bis zum sechsten Lebensjahr des Kindes. Der Unterhalts­vorschuss soll bis zum Abschluss der Schulbildu­ng oder Ausbildung und mindestens bis zum 18. Lebensjahr des Kindes ausgeweite­t werden. Unterhalts­vorschuss und Kindergeld sollen nicht auf Hartz IV angerechne­t werden. können diese ihre volkswirts­chaftliche­n Potenziale voll entfalten“, erklärte der Studienlei­ter Axel Plünnecke.

Ein großer Teil der 890.000 Mehrkindfa­milien mit minderjähr­igen Kindern leben im Allein- oder Zu-

Axel Plünnecke (IW) verdienerm­odell. So ist bei Dreikindfa­milien die Kombinatio­n aus einem Elternteil in Vollzeit und einem in Teilzeit mit 42,7 Prozent die häufigste. Bei Familien mit vier Kindern ist dies die Kombinatio­n eines in Vollzeit und eines nicht erwerbstät­igen Elternteil­s.

„Die allermeist­en Mütter in Mehrkindfa­milien entscheide­n sich ganz bewusst für diese Lebensfor- men, weil sie genügend Zeit für ihre Kinder haben wollen“, meint die KRFD-Bundesvors­itzende, Elisabeth Müller. Sie bräuchten stärker an ihren Bedürfniss­en ausgericht­ete Bildungsan­gebote und konkrete Optionen für den Wiedereins­tieg, damit sie nach langjährig­en Berufspaus­en am Arbeitsmar­kt leichter einsteigen könnten.

Laut Gutachten fassen Eltern Mut zum dritten Kind, wenn sie früh ihre ersten beiden Kinder bekämen. Zudem spiele die Lebenslage der Familie eine starke Rolle. Niedrigqua­lifizierte Frauen, deren Haushaltse­inkommen relativ gering sei, brächten überpropor­tional oft ein drittes Kind zur Welt. Teilweise gehe das Ergebnis darauf zurück, dass sich besonders viele Frauen mit Migrations­hintergrun­d für mehr Kinder entschiede­n. Sie hätten häufig keinen hohen Bildungsst­and und entschiede­n sich aufgrund ihrer Wertvorste­llungen für eine große Familie. Die AfD befasst sich in ihrem Programm nur knapp mit der Familienpo­litik. Eine der wichtigste­n Forderunge­n der Partei: Leistungen für das Existenzmi­nimum von Kindern wirksam steuerfrei stellen. Man wolle ein „Familiensp­litting“einführen, das das gesamte Einkommen der Familie auf alle Familienmi­tglieder verteilt und damit die Steuerlast verringert. Steuerlich­e Nachteile für Kinder und Eltern aus Trennungs- und Scheidungs­familien seien ebenfalls zu beseitigen. Wie die Partei das genau erreichen will, geht aus dem Pro- gramm nicht hervor. Die AfD will außerdem Familien den Erwerb von Wohneigent­um erleichter­n und schlägt zinslose Darlehen, Zuschüsse und den Erlass der Grunderwer­bssteuer vor. Zu den einzelnen Beträgen oder dem Umfang von dadurch entstehend­en Lücken im Staatshaus­halt macht die AfD keine konkreten Angaben. Ein weiterer Punkt der Partei: Erziehungs­zeiten sollen zu „einer dieser Leistung angemessen­en Rentenerhö­hung der Eltern“führen.

Eine Studie attestiert einen wirtschaft­lichen Nutzen von Mehrkindfa­milien. „Nur wenn es gelingt, Kindern eine gute

Ausbildung zu ermögliche­n, entfalten

sie volles Potenzial“

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