Rheinische Post Emmerich-Rees

Der starke Euro lässt die EZB zögern

- VON GEORG WINTERS

Ein eindeutige­s Signal für ein mögliches Ende der ultralocke­ren Geldpoliti­k hat die Zentralban­k gestern vermieden. Die Stärke der Gemeinscha­ftswährung schwächt die Exporteure und rückt das Inflations­ziel in weitere Ferne.

DÜSSELDORF Eigentlich schien die Dramaturgi­e klar. Mario Draghi, Präsident der Europäisch­en Zentralban­k (EZB), sollte zwar weder die Zinswende noch den Ausstieg aus dem milliarden­schweren Anleihenka­ufprogramm der Notenbank ankündigen. Aber wenigstens ein Signal dafür, dass bei der nächsten Zentralban­k-Sitzung am 26. Oktober der Anstoß für eine Veränderun­g der Geldpoliti­k erfolgt, sollte er

Mario Draghi

fende Jahr wurde sie von 2,1 auf 2,2 Prozent erhöht.

Also tut sich die EZB mit einem klaren Zukunftssi­gnal schwer. „Die jüngsten Schwankung­en beim Wechselkur­s sind eine Quelle der Unsicherhe­it. Der Wechselkur­s ist wichtig für das Wachstum und die Inflation. Ein sehr substanzie­lles Ausmaß an geldpoliti­scher Unterstütz­ung ist weiterhin nötig“– drei Aussagen Draghis, die deutlich machen, wie sehr die Euro-Banker darum bemüht sind, sich ein Hintertürc­hen offenzuhal­ten.

Das Anleihen-Kaufprogra­mm läuft eigentlich am Jahresende aus. EZB-Ratssitzun­gen gibt es in diesem Jahr noch zwei – die im Oktober und dann noch eine am 14. Dezember. Wahrschein­lich werde der Großteil der Entscheidu­ngen im Oktober getroffen, kündigte Draghi gestern an. Aber dieser eine Satz –die EZB könne diese Entscheidu­ngen auch noch verschiebe­n, sollte sie noch nicht so weit sein – hat den Zeitplan in Frage gestellt. Eigentlich müsste der Einstieg in den Ausstieg dann auch verkündet werden, weil der ja nur scheibchen­weise vollzogen werden kann und man bei einer Entscheidu­ng zum Jahresende sicher noch nicht Anfang 2018 damit beginnen könnte, das Anleihenka­ufprogramm zurückzufa­hren. Eine Erhöhung des Leitzinses, den der Rat gestern bei null beließ, ist ohnehin erst für 2019 in Sicht. Bis dahin müssen die Sparer, die nach Rendite für ihre Geldanlage­n lechzen, noch Geduld aufbringen. Aber Sparen heißt ja auch nicht nur dann sparen, wenn man dabei Geld verdient.

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