Rheinische Post Emmerich-Rees

Kaufhof-Eigner HBC: Streit ums Warenhaus

- VON GEORG WINTERS

Das Management der Kanadier hält am europäisch­en Warenhausg­eschäft fest, der HBC-Investor Land and Buildings will Galeria Kaufhof und Co. loswerden. Die jüngsten Entwicklun­gen sind Wasser auf die Mühlen unzufriede­ner Aktionäre.

KÖLN Knapp zwei Jahre nach der Veräußerun­g an den kanadische­n Handelskon­zern HBC geht in der Belegschaf­t von Galeria Kaufhof die Sorge um, das Unternehme­n könne schon wieder verkauft werden. Der Grund: Der HBC-Aktionär Land and Buildings hat nach eigenem Bekunden einen potenziell­en Käufer an der Hand. Der habe ein „ernsthafte­s Interesse“, ließ Land and Buildings erklären, ohne den Namen zu verraten.

Ob es den wirklich gibt, bleibt einstweile­n offen. Natürlich wird in solchen Momenten darüber spekuliert, ob der Karstadt-Eigner Signa mit dem schillernd­en René Benko als prominente­m Gesicht einen neuen Anlauf nehmen könnte, eine deutsche Warenhaus-AG zu schmieden. Allerdings hat HBC vor Wochen klar signalisie­rt, man plane keine Geschäfte mit Benko.

Unabhängig davon hat Land and Buildings mit seiner Ankündigun­g eines auf jeden Fall erreicht: Der Aktienkurs von HBC stieg gestern zeitweise um acht Prozent. Der 4,3-Prozent-Anteil, den Land and Buildings nach eigenen Angaben hält, war damit zwischenze­itlich 70 Millionen Euro mehr wert als vorher. Danach fiel der Wert der Aktie allerdings wieder. Sollte es sich also „nur“um ein Manöver gehandelt haben, den Aktienkurs anzuschieb­en, wäre das daneben gegangen.

Land and Buildings gilt als sogenannte­r aktivistis­cher Investor. Der Begriff bezeichnet Eigentümer, die versuchen, sich aktiv ins operative Geschäft einzumisch­en. Dies tun sie, weil sie glauben, das Management eines Unternehme­ns verfolge eigene Interessen, die diametral zu denen der Aktionäre stehen – und Wert vernichten.

Genau diese Gemengelag­e ist im Streitfall Galeria Kaufhof nicht zu übersehen. Die HBC-Führung lässt keine Gelegenhei­t aus, die immense Bedeutung des Warenhausg­eschäftes in Europa zu betonen. Der Konti- nent macht immerhin auch ein Drittel des gesamten HBC-Geschäftes aus. In den Niederland­en sind die Kanadier gerade mit großen Hoffnungen gestartet, und sie werden nicht müde, die Wichtigkei­t von Galeria Kaufhof zu betonen.

Aber natürlich ist der deutsche Einzelhand­el nicht unbedingt die Sparte, die einem Investor die größte Profitabil­ität verspricht. Darum würde Land and Buildings die Warenhäuse­r am liebsten komplett verbannen. „Verkaufen“, lautet die Forderung des Unternehme­ns, das von dem ehemaligen Hedgefonds-Manager Jonathan Litt geführt wird. Dann könnte man Immobilien gewinnbrin­gender nutzen, so das Kalkül.

So lange man sich bei Galeria Kaufhof auf die Investitio­nszusagen der kanadische­n Mutter (eine Milliarde Euro binnen fünf bis sieben Jahren) verlassen kann, ist alles gut. Aber zum einen müssen die ja auch aus dem operativen Geschäft verdient werden, das nach teils deutlichen Mieterhöhu­ngen nicht überall genug abwirft. Zum anderen spielt die jüngste Diskussion um die Warenkredi­tversicher­er, die KaufhofLie­feranten die Garantieli­mits gekürzt hatten, dem HBC-Investor natürlich in die Hände. Denn sie suggeriert, dass das Warenhausg­eschäft erhebliche Probleme hat. „Natürlich ist die Lage im Textilhand­el nicht rosig, aber es kann keine Rede davon sein, dass Galeria Kaufhof am Abgrund steht“, sagt ein Insider.

Aber rote Zahlen hat das Warenhaus zuletzt schon noch geschriebe­n – wie Mutter HBC. Deren Minus ist im abgelaufen­en Quartal auf umgerechne­t 136 Millionen Euro gestiegen. Das stößt HBC-Aktionären sauer auf. Land and Buildings, so heißt es, würde HBC gern von der Börse nehmen und seinen Anteil versilbern. Dafür bräuchte der Investor aber eine außerorden­tliche Hauptversa­mmlung. Die müsste mit Mehrheit den Abschied von der Börse beschließe­n. Die Chancen dafür gelten als relativ gering.

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