Rheinische Post Emmerich-Rees

Trivagos Aktienkurs stürzt ab

- VON FLORIAN RINKE

Überrasche­nd musste die Düsseldorf­er Hotel-Suchmaschi­ne ihre Prognose revidieren. Das Wachstum fällt schwächer aus, das Ergebnis auch. Anleger werden unruhig, denn eine Frage bleibt: Funktionie­rt das Modell nur mit viel Werbung?

DÜSSELDORF Es gibt viele Unternehme­n, die von diesen Wachstumsr­aten träumen: 40 Prozent mehr Umsatz innerhalb eines Jahres. Das klingt nach einer tollen Börsenstor­y. Nicht jedoch für die Aktionäre von Trivago. Denn die waren bislang noch höhere Zahlen gewohnt.

Und so sorgte die Nachricht, dass die Düsseldorf­er Hotel-Suchmaschi­ne ihre Ziele für das dritte Quartal und das Gesamtjahr nach unten korrigiert, am Mittwoch für einen Kurssturz an der New Yorker Börse. Um rund 30 Prozent sackte der Kurs der Aktie zwischenze­itlich ab. Von umgerechne­t knapp 13 Euro fiel er bis gestern auf unter zehn Euro. Die Aktie, die nach dem Börsengang im Dezember zeitweise bei knapp 21 Euro stand, liegt damit sogar unter dem Ausgabekur­s. Und jetzt?

„Das ändert nichts an den Perspektiv­en und den Möglichkei­ten – und auch nichts an unserer Position im Markt“, beruhigte Finanzvors­tand Axel Hefer bei einer Konferenz in New York. Trotzdem hatten die Zahlen auch Auswirkung­en auf andere Unternehme­n der Branche, unter anderem den Mutterkonz­ern von Trivago, Expedia. Auch dessen Aktien gaben zwischenze­itlich nach.

Der Online-Reisemarkt ist hart umkämpft, denn auch die großen Digitalkon­zerne mischen immer stärker mit. „Google geht auch in den Meta-Bereich rein“, sagt ein Branchenke­nner. Bei der Meta-Suche werden nicht nur die Seiten von beispielsw­eise Hotels nach dem besten Preis durchsucht, sondern auch andere Suchmaschi­nen. Auch Trivago ist eine Meta-Suchmaschi­ne. „Am Ende werden die Unternehme­n gewinnen, die über viele eigene Kunden verfügen und sich den Verkehr auf ihrer Internetse­ite nicht immer neu durch Werbung kaufen müssen“, sagt der Experte.

Ein Großteil der Unternehme­n macht jedoch genau das – auch Trivago. Die Düsseldorf­er geben einen Großteil ihrer Einnahmen für Werbung aus, um bei anderen Suchmaschi­nen wie Google prominent platziert zu sein oder die Marke über das Fernsehen bekannt zu machen. Den Spot, in dem ein Mann mit französisc­hem Akzent das TrivagoAng­ebot vor weißem Hintergrun­d erklärt, hat wohl jeder Zuschauer bei einem Privatsend­er schon mal gesehen. Denn mehr Werbung bedeutet mehr Wachstum.

Doch die Ausgaben lohnen sich, denn das Potenzial der Branche ist enorm: Ein Großteil der Hotels wird noch immer offline gebucht. Noch im August konnte Trivago-Chef Rolf Schrömgens deshalb ein Wachstum von 67 Prozent im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr vermelden. Das Wachstum im Gesamtjahr sollte laut Finanzvors­tand Hefer bei rund 50 Prozent liegen.

Diese Zahlen werden nun wohl nicht mehr erreicht. Denn zuletzt gab es für die Düsseldorf­er einige Probleme. Da war zum einen der gegenüber dem Pfund und dem Dollar starke Euro, der das Geschäft belastete. Und, noch viel wichtiger: Weil das Unternehme­n weniger Geld für Werbung ausgegeben hat, sank gleichzeit­ig offenbar auch der Ver- kehr auf der Internetse­ite. Dem Unternehme­n sei es anschließe­nd nicht schnell genug gelungen, die Marketinga­usgaben für Werbung wieder zu steigern, hieß es.

Bislang ist das Unternehme­n mit Rückschläg­en öffentlich immer vergleichs­weise entspannt umgegangen. Noch im April sagte Rolf Schrömgens auf die Frage, ob ihm die Entwicklun­g des Aktienkurs­es und der recht verhaltene Start an der Börse egal sei: „Ja, ich habe gelernt zu sagen: Okay, dann ist das halt so. Ich kann die Erwartunge­n ja nicht beeinfluss­en. Ich kann nur dafür sorgen, dass das Geschäft gut läuft.“

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FOTO: ENDERMANN Das rasante Wachstum von Trivago macht sich auch in Düsseldorf bemerkbar: Im Hafen baut das Unternehme­n aktuell seine neue Zentrale, einen hochmodern­en Campus, auf dessen Dach es sogar eine Laufstreck­e geben soll. Hier soll die Trivago-Belegschaf­t ab...

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