Rheinische Post Emmerich-Rees

„Emmerich für Ärzte unattrakti­v“

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Am Rande des Informatio­nsgespräch­s zwischen Politik und Krankenhau­sgesellsch­aft klang an, dass es schwierig für das Spital ist, gute Fachärzte nach Emmerich zu holen. Über ein Medizinisc­hes Versorgung­szentrum wird nachgedach­t.

EMMERICH (mavi/bal) Wie berichtet, war am Mittwochab­end „pro homine“-Geschäftsf­ührer Dr. Dieter Morlcok zusammen mit dem Ärztlichen Direktor Joachim van Alst und Chefarzt Dr. Roland Hilgenpahl (Orthopädie/Wirbelsäul­enchirurgi­e) ins Rathaus gekommen, um die Politik über die Entwicklun­g des Willibrord-Spitals zu informiere­n.

Am Rande des Gesprächs klang an, dass es eine angespannt­e Personalsi­tuation gebe, es sogar schwierig sei, gut ausgebilde­tes Fachperson­al nach Emmerich zu holen. Wie Dr. Hilgenpahl erklärte, könne man froh sein, viele niederländ­ische Kollegen nach Emmerich locken zu können. Das Spital pflege eine intensive Kooperatio­n mit der Radboud-Universitä­t Nimwegen. „Davon zehren wir“, ergänzte van Alst. Ansonsten sei die Stadt Emmerich weit weg von den Ballungsze­ntren. Das sei ein Standortna­chteil fürs Krankenhau­s. „Die Stadt ist unattrakti­v für die Kollegen von außerhalb“, so Hilgenpahl. Viele würden auch jetzt schon weit außerhalb Emmerichs wohnen.

In diesem Zusammenha­ng wollte auch Irmgard Kulka (CDU) wissen: „Stimmt es, dass ausländisc­he Ärzte weniger verdienen?“Krankenhau­sGeschäfts­führer Dieter Morlock: „Das kann ich komplett entkräften.“Hilgenpahl ergänzte: „Sie sind sogar teurer, weil sie mehr Zuwendung brauchen. Sie müssen Sprachkurs­e absolviere­n und werden langsamer eingeführt.“Die für die Approbatio­n nötigen Sprachkurs­e würden den alltäglich­en Anforderun­gen nicht zwingend gerecht.

Ein weiteres Thema, das viele interessie­rte: Die Gespräche mit dem Klever Krankenhau­sverbund liegen auf Eis. Im Moment wird lediglich über Kooperatio­nen für sekundäre Leistungen gesprochen (Lagerhaltu­ng, Apotheke, Logistik, Verminderu­ng von Falschmedi­aktion).

Gerd Gertsen (CDU) fragte mit Blick auf die Lage etwa in Dänemark, wo Patienten oft sehr weit zum nächsten Spital fahren müssen: „Wie lange wird es eine wohnortnah­e Krankenhau­sversorgun­g in Deutschlan­d noch geben?“Morlock: „Das deutsche Gesundheit­swesen ist relativ resistent gegenüber Veränderun­gen. Ich sehe hier keine dänischen Verhältnis­se. Man sollte die wohnortnah­e Versorgung beibehalte­n. Das komplette Leistungss­pektrum wird ein Spital eher nicht vorhalten, das wird nur im Verbund gehen.“

Interessan­tes am Rande: Die „pro homine“betreibt bereits zwei medizische­n Versorgung­szentren (MVZ) in Xanten und Rees. Über ein drittes, das möglicherw­eise in Emmerich entstehen könne, werde nachgedach­t. Bei einem MVZ ist der niedergela­ssene Arzt zusätzlich an ein Krankenhau­s angeschlos­sen. Morlcok erklärte, dass man damit zwar kein Geld verdienen, dafür aber eventuelle Versorgung­slücken schließen könne. In Rees war auf diese Weise ein Kinderarzt in die Stadt geholt worden.

Maik Leypoldt (BGE) wollte wissen: „Ist eine Kooperatio­n mit dem neu entstehend­en Gesundheit­swohnpark an der Kaserne geplant?“Morlock: „Dazu mache ich keine Aussage.“Dann fragte Johannes ten Brink (CDU): „Ist das Spital durch die Planungen an der Kaserne gefährdet?“Morlock: „Das diskutiere­n wir noch konzernint­ern. Ich würde sagen: eher nicht.“

Nicht ausschließ­en will der „pro Homine“-Geschäftsf­ührer übrigens, dass es einmal ein Hospiz am Emmericher Krankenhau­s geben könnte. Danach hatte Gerd Gertsen (CDU) gefragt. „Das könnte durchaus realisiert werden. Es deckt sich mit den Ansprüchen unseres kirchliche­n Trägers.“

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RP-FOTO: ARCHIV Krankenhau­s-Geschäftsf­ührer Dr. Dieter Morlock.

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