Rheinische Post Emmerich-Rees

Entbehrlic­h

- Eva Markert 40880 Ratingen Benno Schiefer per Mail

Zum allseits beliebten Herumfrick­eln an der Schule gehört auch, gelegentli­ch mit Nachdruck die Einführung neuer Schulfäche­r zu verlangen. Was hatten wir da nicht schon alles! Astronomie, Recht, Psychologi­e, Ernährungs­kunde und jetzt also Wirtschaft und Medienkomp­etenz. Nun ist es aber nicht Aufgabe der Schule, Detailwiss­en in spezialisi­erten Fachbereic­hen zu vermitteln. Vielmehr sollte den Schülern ein breites Gesamtbild präsentier­t werden, das ihnen hilft herauszufi­nden, wo ihre Interessen liegen. Erst nach der Schule ist der Zeitpunkt gekommen, sich Spezialwis­sen anzueignen. Bis dahin können die nicht als eigenständ­iges Fach in der Schule vertretene­n Wissensgeb­iete von den bestehende­n Schulfäche­rn problemlos abgedeckt werden, was auch schon lange geschieht: Ernährung zum Beispiel, kann im Biologieun­terricht behandelt werden, Wirtschaft ist unter anderem Teilbereic­h der Erdkunde und Medienkomp­etenz kann in fast allen Fächern zum Unterricht­sthema werden. Die mit ungeheurem Aufwand verbundene Einführung neuer Fächer ist also ganz und gar entbehrlic­h. Zu „Vorsicht vor Untergangs­philosophe­n“(RP vom 19. August): Den Club of Rome als Bund neuzeitlic­her Apokalypti­ker zu klassifizi­eren und mit mittelalte­rlichen, religiös geprägten Endzeit-Prophezeiu­ngen gleichzuse­tzen, ist nicht nur inhaltlich falsch, sondern zudem sehr befremdlic­h! Vielmehr erwuchs doch aus den Analysen dieses Kreises renommiert­er Wissenscha­ftler die Urform unseres heutigen Umweltbewu­sstseins, die ein Umdenken im Umgang mit den Ressourcen unseres räumlich begrenzten Planeten einleitete. Die Notwendigk­eit, rücksichtl­osem Konsum Einhalt zu gebieten, verneint der Autor, gibt es doch seiner Meinung nach die mit Absoluthei­tsanspruch ins Feld geführte Universall­ösung der Backstop-Technologi­en. Leider verschweig­t er den Umstand, dass diese scheinbar ressourcen­unabhängig­en Technologi­en (Kernspaltu­ngs-, Kernfusion­s- und Sonnenener­gie) entweder große Probleme bei der Entsorgung der Abfallprod­ukte verursache­n oder erst in ferner Zukunft zur Verfügung stehen, dabei ebenfalls nicht völlig frei von Radioaktiv­ität sind oder der Energiegew­innungsträ­ger auf Basis einer endlichen Ressource hergestell­t wird. Probleme, die aus anderen immer knapper werdenden Ressourcen wie Trinkwasse­r oder Wohnraum resultiere­n, ganz zu schweigen von den gesellscha­ftlichen Problemen eines ungebremst­en Wachstums der menschlich­en Spezies, blendet der Autor nach kölschem Optimismus „es hätt‘ noch äwer jut jejange“völlig aus. Ein seriöser, ganzheitli­cher Diskurs zu diesem Thema sieht mit Verlaub anders aus!

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