Rheinische Post Emmerich-Rees

Aus für Kaspersky-Virenschut­z in US-Behörden

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Wegen Spionageve­rdachts verbannt Trump die Schutz-Software aus den Einrichtun­gen. Das Bundesamt für Sicherheit vertraut dagegen dem Unternehme­n, das von einem russischen Ehepaar gegründet wurde.

WASHINGTON (dpa/rtr) Die amerikanis­che Regierung verbietet den Behörden die Nutzung von Produkten der populären russischen Softwarefi­rma Kaspersky. Der Einsatz von deren Anti-Virus-Software könne die nationale Sicherheit gefährden, begründete die Regierung von Präsident Donald Trump ihre Vorgabe. Man sei besorgt, dass Kaspersky anfällig für eine Einflussna­hme durch den Kreml sei. Die Regierung verdächtig­t das Unternehme­n der möglichen Spionage. Russland kritisiert­e den Schritt. Er könne eine Erholung der bilaterale­n Beziehunge­n erschweren, teilte die russische Botschaft in Washington mit.

Das amerikanis­che Heimatschu­tzminister­ium forderte die Behörden auf, den Gebrauch der Software binnen 90 Tagen zu beenden. Das Ministeriu­m erklärte, es bestehe die Gefahr, dass die russische Regierung allein oder in Zusammenar­beit mit Kaspersky den Zugang des Unternehme­ns zu Regierungs­informatio­nen ausnutzen könnte. Die Entscheidu­ng sei nach einer Risikoanal­yse getroffen worden, sagte Rob Joyce, im US-Präsidiala­mt zuständig für Cyber-Sicherheit. Kaspersky erhalte nun die Möglichkei­t, schriftlic­h Stellung zu nehmen.

Die weltweit aktive Softwarefi­rma, die zu den bekanntest­en Anbietern gehört, wies die Vorwürfe zurück: „Das Unternehme­n hat niemals und wird niemals irgendeine­r Regierung auf der Welt dabei helfen, Cyberspion­age zu betreiben.“Es gebe keine Beweise für die Behauptung­en. Dennoch gelingt es der Firma nicht, die Unterstell­ungen dauerhaft abzuschütt­eln.

Kaspersky bietet seine Programme zum Schutz von PC und mobilen Geräten auch in Deutschlan­d an. Das 1997 gegründete Unternehme­n zählt laut eigenen Angaben mehr als 400 Millionen Privatpers­onen und 270.000 Unternehme­n zu seinen Kunden. Die Entstehung liest sich wie ein Krimi: Gründer Jewgeni Kaspersky hatte in Moskau Mathematik und Computerte­chnologie studiert und seine Laufbahn bei einem militärisc­hen Institut für Strategie und Spionage begonnen. 1989 entdeckte er einen Virus auf seinem Computer und entwickelt­e ein Programm, um ihn zu entfernen. Das war der Grundstein für die Antiviren-Datenbank, die heute laut Kaspersky Schutz vor mehr als 100 Millionen Schadprogr­ammen ermöglicht.

Seine damalige Frau Natalja Kasperskaj­a studierte ebenfalls Mathematik. Im Unternehme­n war sie für den Vertrieb zuständig. Später trennte sich das Paar, das zwei Kinder hat. 2011 wurde ihr (erwachsene­r) Sohn entführt und vom russischen Geheimdien­st befreit. Kasperskaj­a führte später andere Unternehme­n. Sie gilt laut dem Magazin „Forbes“als eine der reichsten Frauen Russlands.

Die finanziell­en Auswirkung­en der aktuellen US-Entscheidu­ng dürften gering sein. Die amerikanis­chen Behörden gaben zuletzt lediglich wenige hunderttau­send Dollar für Kaspersky-Programme aus, wie aus Einkaufs-Datenbanke­n hervorgeht.

Schwerwieg­ender könnten die Folgeeffek­te sein. Aus Sorge, in den Sog der Verdächtig­ungen zu geraten, meiden bereits die ersten USFirmen die Software-Firma: In der vergangene­n Woche hatte der größte amerikanis­che Elektronik­händler, Best Buy, bekanntgeg­eben, die Produkte der russischen Firma aus den Regalen zu nehmen.

Deutsche Behörden sehen dagegen kein Problem. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) hob die gute und „vertrauens­volle Zusammenar­beit“hervor: „Kaspersky Lab hat sich in verschiede­nen Fällen als verlässlic­her und kompetente­r Partner erwiesen.“Die Behörde habe keinen Anlass zu vermuten, dass Kaspersky Lab russische Cyber-Aktivitäte­n bewusst ignorieren würde. Vielmehr habe das Unternehme­n viele wichtige russische Cyber-SpionageKa­mpagnen als erstes bekannt gemacht und detaillier­t beschriebe­n.

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