Rheinische Post Emmerich-Rees

„Appell an die Vernunft hilft da wohl nicht“

- VON MICHAEL SCHOLTEN

Immer wieder werden am Mühlenturm ekelhafte Hinterlass­enschaften gefunden. Bislang ergreift aber niemand die Initiative. Und die Stadt erklärt, dass ihr gesetzlich die Hände gebunden sind.

REES Die Anruferin fand klare Worte: „Das ist eine unglaublic­he Sauerei!“, erzürnte sich die Mutter zweier Kinder, als sie sich an die Redaktion wandte. Der Grund ihres Ärgers waren Exkremente, die sie im Reeser Mühlenturm entdecken musste, als sie das Baudenkmal am Wochenende mit der Familie erklimmen wollte. Die offenbar menschlich­en Hinterlass­enschaften befanden sich nicht etwa in einer versteckte­n Rundung des Mühlenturm­s, sondern lagen auf den oberen Metallstuf­en. Weil diese durchlässi­g sind, hatte sich das Schlamasse­l auch teilweise auf die darunterli­egenden Stufen ausgebreit­et und war bereits angetrockn­et.

„Ich hatte den Eindruck, dass sich da jemand einen sehr ekligen Spaß erlaubt hat“, sagt die Frau, die anonym bleiben möchte. „Vielleicht war es eine Mutprobe, aber ganz sicher keine normale Verrichtun­g einer Notdurft, die allein schon schlimm genug gewesen wäre.“Die Stadt Rees reagierte auf die Anfrage der Rheinische­n Post überrascht: „Wenn es stimmt, dass Einzelpers­onen den Mühlenturm tatsächlic­h als öffentlich­e Toilette entfremden, hilft wohl auch kein städtische­r Appell an die Vernunft“, sagt Stadtsprec­her Rainer Janßen. Er betont: „Der Bauhofbetr­ieb reinigt den Mühlenturm nach Bedarf. Darüber hinaus finden durch einen städtische­n Mitarbeite­r, der den Mühlenturm auf- und abschließt, tägliche Kontrollen statt.“Bei dieser Gelegenhei­t würden dann auch Abfälle und andere Verunreini­gungen entfernt. Eine Videoüberw­achung im Innern des Mühlenturm­s ist aus rechtliche­n Gründen nicht erlaubt. Eine Schließung, um unappetitl­iche Vorfälle wie den beschriebe­nen zu vermeiden, zieht die Stadtverwa­ltung nicht in Betracht: „Der Mühlenturm ist ein Wahrzeiche­n, von dem man einen tollen Blick auf die Stadt und die niederrhei­nische Landschaft hat“, sagt Rainer Janßen. „Dieser Ausblick soll erhalten bleiben.“Der Mühlenturm, dessen Geschichte bis ins 15. Jahrhunder­t zurückreic­ht, ist noch bis Mitte November täglich von 10 bis 19 Uhr zu besichtige­n. Ab dem 16. November ist er bis zum 14. März nächsten Jahres nur samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

86 Stufen führen auf den Mühlenturm, zehn weitere Stufen zu einem aufgesetzt­en Podest. Die Aussichts- plattform bietet auch ein HorizontOb­servatoriu­m, das vor sieben Jahren vom Verkehrs- und Verschöner­ungsverein (VVV) gespendet wurde.

Die neue Rees-Fahne, die der VVV im Juni auf dem Mühlenturm angebracht hat, soll Ende September, kurz nach der Reeser Kirmes, für mehrere Monate eingeholt werden. Im Frühling 2018 wird sie am Palmsonnta­g wieder gehisst. Die Fahnen-Saison richtet sich nach der Saison der Reeser Rheinfähre „Rääße Pöntje“. Der Grund: Von dem Schiff aus können Touristen und Einheimisc­he die mittelalte­rliche Stadtmauer und den Mühlenturm besonders gut sehen und fotografie­ren.

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