Rheinische Post Emmerich-Rees

Andrea Nahles unterstütz­t Hendricks

- VON ANJA SETTNIK

Im Endspurt vor der Bundestags­wahl kam gestern Arbeits- und Sozialmini­sterin Andrea Nahles nach Kleve, um Barbara Hendricks (SPD) zu unterstütz­en. Das Gespräch mit Bürgern wurde wegen starken Regens ins Café Heicks verlegt.

KREIS KLEVE Das geplante Bad in der Menge (oder zumindest der gemütliche Plausch auf dem Sofa) wäre wohl zugunsten eines „Bads“im strömenden Regen ausgefalle­n. Deshalb verschoben die Organisato­ren die Veranstalt­ung mit Andrea Nahles, die am Fischmarkt über die Bühne gehen sollte, kurzerhand ins nahe gelegene Café Heicks. Die Gäste, die dort gerade Kaffee tranken, rückten ein wenig zusammen und überließen der Bundesarbe­itsministe­rin und der Bundesumwe­ltminister­in ein Eckchen im Trockenen. Barbara Hendricks, für den Kreis

„Danke für die Mütterrent­e – ich mache davon schöne Touren“

Eine Rentnerin zu Andrea Nahles Kleve im Bundestag und Kabinettsk­ollegin von Nahles, sprach ein paar Begrüßungs­worte, dann hieß es „Feuer frei“für Fragen der Bürger.

Einige hatten sich vorbereite­t, andere kamen spontan dazu. Aus Goch war ein Mann angereist, der, wie er augenzwink­ernd gestand, eine Möglichkei­t suchte, die Wahlkämpfe­rin mal zu drücken. „Sie hat dafür gesorgt, dass ich nach 48 Jahren mit 63 Jahren in den Ruhestand gehen konnte. Geschenkte Zeit – ich bin darüber so froh“, sagte er. Ganz ähnliche Gefühle bewogen eine nicht mehr ganz junge Dame, der 47-Jährigen die Hand zu schütteln: „Ich freue mich jeden Tag über die Mütterrent­e. Von dem Geld, das ich jetzt jeden Monat bekomme, unternehme ich schöne Touren“, erklärte sie. Dafür wolle sie einfach mal danken. Fairerweis­e gab Nahles allerdings zu, dass an dieser Regelung ihr Kabinettsk­ollege Wolfgang Schäu- ble von der CDU auch mitgearbei­tet habe.

Es waren nicht nur SPD- und Nahles-Fans, die sich in Kleves Mitte trafen. Auch eine AfD-Sympathisa­ntin war mit einem großen Zettel gekommen, um den beiden Politikeri­nnen Fragen zu stellen. Unter anderem die, warum sie am vergangene­n Wochenende gegen die AfDVeranst­altung im Wunderland protestier­t habe. Gegen eine demokratis­che Partei, wie sie meinte. Der Wortwechse­l blieb knapp.

Zwischen diesen extremen Positionen – Kuschel-Drang und Anfeindung – spielte sich der Großteil des Austausche­s in eher neutraler Weise ab. „Ich möchte gerne wissen, ob Sie etwas dafür tun, dass die Sozialabga­ben künftig wieder paritätisc­h aufgebrach­t werden“, fragte ein Rentner und wurde gelobt, weil er sich für Themen einsetze, die ja eher die heute Jungen beträfen. In ein Pulverfass stieß jemand, der Nahles auf den jüngsten „Plusminus“-Beitrag ansprach; ob es richtig sei, dass Bürger durch das neue Betriebsre­ntengesetz künftig eher weniger in der Tasche haben als bisher? „Darauf hat mich meine Mutter heute morgen schon angesproch­en, und ich habe ihr versichert, dass dieser Beitrag ganz wesentlich­e Dinge falsch dargestell­t oder weggelasse­n hat. Wir werden darauf noch reagieren“, versichert­e Nahles.

Ein arabisch-stämmiger Klever, der in der Integratio­nshilfe tätig ist, kam insbesonde­re aus Freundscha­ft zu Barbara Hendricks, die er schon mehrmals in Berlin besucht habe. Ein anderer Mann wollte gerne mal die 47-Jährige sehen, der er zutraut, demnächst SPD-Vorsitzend­e zu werden – oder vielleicht gar eines Tages Bundeskanz­lerin? Wieder ein anderer nutzte die Gelegenhei­t, Barbara Hendricks zu fragen, warum es vor einigen Wochen in Kleve so chemisch gestunken habe (wovon die Umweltmini­sterin nichts wusste). Auch das Thema DieselAuto­s kam aufs Tapet. Aber selbst eine SPD-Ministerin war nicht bereit, die Hersteller alleine zur Scha- densbehebu­ng heranzuzie­hen. „Es geht um sehr viele Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d“, sagte die Umweltmini­sterin.

Ein Thema für viele: die Stabilisie­rung des Rentennive­aus. Da deutlich weniger junge Menschen im Café waren und das Gespräch suchten, übernahmen die Politikeri­nnen deren Perspektiv­e und betonten, dass zur Generation­engerechti­gkeit ein ausgewogen­es Verhältnis von Rentenbeit­rägen und ausgezahlt­er Altersrent­e nötig sei. Viel Zustimmung gab es für Hendricks’ Aussage, es sei nicht mehr auszuhalte­n, wie die Türkei sich verhalte. Dort Langzeitur­laub machen? „Ich nicht mehr“, versichert­e eine Seniorin.

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RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Wie ist das mit dem neuen Betriebsre­ntengesetz? Und bleibt es bei der Rente mit 67? Das wollten Bürger von den Ministerin­nen wissen.

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